Das Shanghai Ranking, die weltweite Forschungsrangliste der Universitäten ist für 2015 erschienen, wie jedes Jahr auch wieder mit einem Mathematik-Ranking. An der Spitze die üblichen Verdächtigen (Princeton, Stanford, Harvard), die beste deutsche Uni ist Bonn auf 29 (vor Hannover), die beste koreanische die Gyeongsang National University in Jinju (von der ich noch nie gehört habe). Eine wirkliche Überraschung ist aber das Vordringen zweier saudi-arabischer Universitäten in die Spitzengruppe: der King Abdelaziz University auf Platz 6 und der King Fahd University of Petroleum & Minerals auf Platz 23.

Man denkt da zunächst unwillkürlich an die Universität Alexandria in Ägypten, die es im Jahr 2011 durch die zweifelhaften Aktivitäten eines einzelnen Professors auf Platz 4 im Citation Index und immerhin noch auf Rang 147 im Gesamtranking geschafft hatte.

Bei den saudi-arabischen Universitäten liegt die Sache dann aber doch anders. Wenn man die Rankings der letzten Jahre anschaut, dann waren beide auch in den letzten Jahren schon unter den Top 50, die King Abdelaziz University letztes Jahr schon auf Platz 10.

Die Ursachen dafür sind durchaus schon diskutiert worden, seit vor einigen Jahren erstmals saudische Universitäten in den Rankings auftauchten. Neben der Produktivität einheimischer Forscher spielten offensichtlich die “secondary affiliations” eine Rolle: bekannte internationale Wissenschaftler bekommen einen Zweitjob an einer saudischen Uni, halten dort einige Wochen im Jahr Vorträge oder Sommerschulen und zählen dann aber bei den Citation Rankings für ihren Zweitarbeitgeber genauso wie für ihre Heimat-Uni. Science hatte schon 2011 einen ambivalenten Artikel zu diesem Thema (Saudi Universities Offer Cash In Exchange for Academic Prestige)

Es gab zu dieser Frage letztes Jahr ein Paper auf dem ArXiv: Which of the world’s institutions employ the most highly cited researchers? An analysis of the data from highlycited.com. Dessen Autoren sprechen in diesem Zusammenhang sogar von Manipulation, was aber eigentlich doch nur dann wirklich gerechtfertigt wäre, wenn die entsprechenden Wissenschaftler den Universitäten nur ihre Namen und Veröffentlichungslisten zur Verfügung stellten ohne dort aktiv zu sein.

Dem ist aber wohl nicht so. Es gibt offensichtlich tatsächlich zahlreiche Aktivitäten ausländischer Wissenschaftler an saudischen Universitäten, diese Webseite des Mathe-Departments der KAU berichtet von “more than 500 seminars and crash courses in mathematics by distinguished adjunct professors” und es gibt (sicher zumindest teilweise als Rsultat solcher Aktivitäten) inzwischen auch durchaus eine sehr hohe Anzahl von Veröffentlichungen einheimischer Mathematiker in zumindest durchschnittlichen Fachzeitschriften, was dann doch darauf hindeutet, dass die aufgewandten Gelder durchaus gut eingesetzt sind und nicht nur dem Einkauf von Publikationslisten dienen.

Auch wenn er also durchaus zu funktionieren scheint – ein Modell für andere wissenschaftliche Entwicklungsländer wird der saudische Ansatz trotzdem nicht sein. Nicht weil er nicht funktionieren würde, sondern weil die finanziellen Mittel fehlen.

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Kommentare (2)

  1. #1 myotis
    28. August 2015

    zu dem Thema kommt mir das https://de.wikipedia.org/wiki/Mayener_Grubenfeld in den Sinn Da ist alles beisammen Vulkanuismus Steinbruch seit der Steinzeit und dann Bierkeller!

  2. #2 myotis
    28. August 2015

    Sorry falsches Fenster