“Der längste Mathe-Beweis der Welt” nennt es Spiegel Online. 200 Terabyte lang ist die Berechnung, wieviele natürliche Zahlen sich mit zwei Farben (rot und blau) färben lassen ohne dass es ein einfarbiges pythagoräisches Zahlentripel gibt. (Ein pythagoräisches Zahlentripel ist eine ganzzahlige Lösung der Gleichung a2+b2=c2, zum Beispiel 32+42=52 oder 52+122=132. Wenn man also beispielsweise 3 und 4 rot gefärbt hat, dann muss 5 blau sein, und dann können 12 und 13 nicht beide ebenfalls blau sein.)
Für kleine Anzahlen ist es natürlich leicht, solche Färbungen zu finden. Die Frage war gewesen, welches die maximal mögliche Zahl ist, für die eine solche Lösung existiert. Die mit dem Computer gefundene Antowrt ist jetzt: 7824.
(Die weißen Felder entsprechen Zahlen, die in keinem pythagoräischen Tripel vorkommen, bei denen es also egal ist, wie man sie einfärbt.)
Veröffentlicht wird das in der Arbeit Solving and Verifying the boolean Pythagorean Triples problem via Cube-and-Conquer von Heule, Kullmann und Marek.
Was bringt das jetzt für die Mathematik? William Thurston schrieb in seinem vor 20 Jahren kontrovers diskutierten Essay “On proof and progress in Mathematics”:
[…] only perpetuates the myth that our progress is measured in units of standard theorems deduced. This is a bit like the fallacy of the person who makes a printout of the first 10,000 primes. What we are producing is human understanding. We have many different ways to understand and many different processes that contribute to our understanding. We will be more satisfied, more productive and happier if we recognize and focus on this. […] More than the knowledge, people want personal understanding.
Aber natürlich bringt diese Berechnung potentiell auch etwas für das Verständnis der pythagoräischen Zahlentripel bzw. der Ramseytheorie, in die dieses Problem eigentlich gehört. Wer nach einer konzeptuellen Lösung des Problems sucht, der weiß jetzt jedenfalls was herauskommen muss und vielleicht wird das nun bekannte Ergebnis ja bei der Suche nach einem verständlichen Beweis oder zumindest bei dessen Überprüfung helfen.
Marijn J. H. Heule, Oliver Kullmann, and Victor W. Marek (2016). Solving and Verifying the boolean Pythagorean Triples problem via Cube-and-Conquer SAT
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