Bekanntlich leidet Peking unter einer wirklich extremen Luftverschmutzung, die im November/Dezember bei starkem Wind sogar bis zu uns ins 956 km entfernte Seoul herüberweht. (Wobei die Pekinger an diesen Smog anscheinend gewohnt sind und ihn gar nicht wahrnehmen, wie mir ein chinesischer Kollege heute versicherte.)
Luftverschmutzung zu modellieren ist natürlich auch ein mathematisches Problem. Im neuen Heft der Mitteilungen der DMV ist ein Artikel von Prof. Deuflhard (ehemaliger Präsident des Zuse-Instituts und seit seiner Emeritierung Gründungsdirektor des Peking Institute for Scientific and Engineering Computing BISEC), in dem er über ein neu gestartetes Forschungsprojekt berichtet, mit dem der Smog in Peking sehr viel genauer berechnet werden soll als bisher.
Aktuell verwendete Software benutzt die Linienmethode (erst räumliche, dann zeitliche Diskretisierung) und es wird eine Gitterweite von 3 km verwendet. In Deuflhards Projekt soll die Gitterweite auf 10 Meter gedrückt werden, indem mit Mehrgitter- und Gebietszerlegungsverfahren auf adaptiven hierarchischen Raumgittern gearbeitet wird und auch die Zeitdiskretisierung soll dann flexibel gehandhabt werden, um zum Beispiel das unterschiedliche Verkehrsaufkommen zu berücksichtigen.
Auf der Webseite des BISEC wird das neue Großprojekt noch nicht aufgeführt und wie man dem Artikel entnehmen kann, ist das Thema wohl auch politisch heikel und die Datenakquise nicht trivial. Andererseits kann man manchen Äusserungen chinesischer Offizieller entnehmen, dass das Problem der Luftverschmutzung inzwischen als solches erkannt und nicht mehr wie in der Vergangenheit totgeschwiegen wird. Es wird sicher spannend, wie sich das mathematische Projekt (und der Smog) weiter entwickeln.
(Das Video ist vom Dezember.)
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