Bundesregierung sucht Nerds titelte Spiegel Online am Anfang der Woche. Man suche Hacker, die in der Lage seien, verschlüsselte Chats von Terrorverdächtigen mitlesen zu können.
Das wirft natürlich einige grundsätzliche Fragen auf. Wer gilt wann als Terrorverdächtiger? Wer garantiert, dass die Hacker nicht auch Chats von Unbeteiligten lesen? Etc.pp.
Auf der anderen Seite denkt man beim Lesen einer solchen Ankündigung natürlich sofort an die Arbeit der Codeknacker in Bletchley Park, einer bunt zusammengewürfelten Gruppe aus Mathematikern, Altphilologen und Kreuzworträtsellösern, deren Bedeutung für den Ausgang des zweiten Weltkrieges erst in den letzten Jahrzehnten (nach der Aufhebung der militärischen Geheimhaltung in 1973) bekannt wurde und inzwischen auch in zahlreichen literarischen Werken (z.B. Rolf Hochhuts “Turing” oder Robert Harris “Enigma”) und Filmen (“Enigma”, “The imitation game”) verarbeitet wurde.
Mit der neuen oder neuaufzubauenden Codeknackertruppe stellen sich aber nun natürlich ganz andere Fragen. Dient die Terrorismusbekämpfung vielleicht nur als Vorwand, um Kontrolle über das Internet zu bekommen und mit den zu schaffenden technischen Möglichkeiten potentiell auch alle anderen Inhalte im Internet überwachen zu können? Wer kontrolliert die Kontrolleure und die Cyberwarriors? In dem Zusammenhang erwähnenswert, weil fast schon wieder vergessen, ist dass Deutschland ja bereits seit den Nuller Jahren eine 60-köpfige CyberWar-Einheit besitzt, deren Existenz aber erst 2012 bekannt wurde und die demzufolge wohl auch kaum einer Kontrolle unterworfen gewesen sein dürfte.
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