Den zu ihrer Zeit wohl längsten Beweis der Mathematikgeschichte veröffentlichten Walter Feit und John Thompson 1963: jede Gruppe ungerader Gruppenordnung ist auflösbar. Der 254 Seiten lange Beweis füllte damals eine komplette Ausgabe des Pacific Journal of Mathematics. (Ruffinis Beweis der Unlösbarkeit quintischer Gleichungen war mit 500 Seiten deutlich länger gewesen, von den Fachleuten aber weitgehend ignoriert worden. Heute haben manche Sätze mehr als 1400 Seiten lange Beweise und trotzdem wird noch bezweifelt, ob sie nun vollständig seien.)

Dieser Satz erleichtert es erheblich, alle Gruppen mit 2019 Elementen zu finden. Auflösbare Gruppen sind nämlich entweder abelsch oder besitzen einen Normalteiler. (Gruppen, die keine Normalteiler besitzen, heißen einfache Gruppen. Es gibt inzwischen eine Tausende Seiten lange Klassifikation der einfachen endlichen Gruppen, in unserem Fall reduziert sie sich aber eben auf den Satz von Feit-Thompson, dass eine einfache Gruppe ungerader Ordnung abelsch sein muss.) Aus dem Hauptsatz über endlich erzeugte abelsche Gruppen folgt unmittelbar, dass eine abelsche einfache Gruppe zyklisch ist. Die einzige einfache Gruppe mit 2019 Elementen ist also Z/2019Z.

Wenn die Gruppe G nicht einfach ist, dann muss sie einen nichttrivialen Normalteiler H haben. Die Anzahl der Elemente dieses Normalteilers muss ein Teiler von 2019 sein, denn jede Nebenklasse gH hat genau #H Elemente und jedes Element von G gehört zu einer eindeutigen Nebenklasse. (Das ist der Satz von Lagrange.) Wegen 2019=3×673, und weil es zu einer Primzahl p nur eine einzige Gruppe mit Ordnung p gibt, kommen als Normalteiler also nur Z/3Z oder Z/673Z in Frage.

Zur Existenz und Eindeutigkeit von Normalteilern gibt es die Sylow-Sätze: Die Anzahl der maximalen p-Untergruppen ist ein Teiler des Index m dieser p-Untergruppen in G und von der Form 1+kp. Und eine maximale p-Untergruppe ist genau dann ein Normalteiler, wenn sie die einzige maximale p-Untergruppe ist.

Für p=673 hieße das, dass die Anzahl der maximalen 673-Untergruppen ein Teiler von 3 und von der Form 1+673k sein muss, also gibt es nur eine solche Untergruppe und diese ist dann ein Normalteiler.
Für p=3 muss die Anzahl ein Anzahl ein Teiler von 673 und von der Form 1+3k sein, also entweder 1 oder 673.

Wenn beide Anzahlen 1 sind, dann sind sowohl Z/673Z als auch Z/3Z beides Normalteiler. Da sie bis auf 0 keine gemeinsamen Elemente haben können, ist G dann das direkte Produkt Z/673Z+Z/3Z und damit isomorph zu Z/2019Z.

Wenn es 1 Untergruppe der Ordnung 673 und 673 Untergruppen der Ordnung 3 gibt, dann ist die Untergruppe Z/673Z wieder ein Normalteiler und G ist ein semidirektes Produkt, das durch eine Wirkung von Z/3Z auf Z/673Z gegeben sein muss.

Nun ist 673 eine Primzahl und die Automorphismengruppe von Z/673Z also isomorph zu Z/672Z. Der (bis auf Konjugation in Z/3Z einzige) nichttriviale Homomorphismus von Z/3Z in Z/672Z sendet 1 auf 224 und 2 auf 448. Man bekommt also als zweite mögliche Gruppe das diesem Homomorphismus entsprechende semidirekte Produkt und weitere Möglichkeiten gibt es nicht.

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Kommentare (5)

  1. #1 Dominik
    1. Januar 2019

    Der Satz von Feit-Thompson wurde oben aber nicht benötigt, oder? Sylowsätze und semidirekte Produkte genügen.

    Außerdem: Es gibt zwei nicht-triviale Homomorphismen von Z/3Z nach Z/672Z, da letztere Gruppe zwei Elemente der Ordnung 3 enthält. Diese liefern aber isomorphe semidirekte Produkte.

  2. #2 Thilo
    1. Januar 2019

    Man muss halt ausschließen, dass es noch andere einfache Gruppen mit 2019 Elementen gibt. Dafür ist mir jetzt kein elementares Argument eingefallen.

    Die beiden Homomorphismen sind durch x->-x konjugiert, ich habe das jetzt im Artikel entsprechend ergänzt.

  3. #3 Dominik
    1. Januar 2019

    Die 673-Sylowgruppe ist stets normal, also ist die Gruppe nicht einfach.

  4. #4 Rahul Kumar
    hi
    1. Januar 2019

    Awesome post thank you for sharing !! it is really a good post..
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  5. #5 Bruno der Lehrer
    3. Januar 2019

    Die dreifache Achterbahn
    Wenn ich das so lese, fühle ich mich wie Bruno, der Lehrer, aus Houellebecqs Elementarteilchen. Hab‘s in der Volksbühne gesehen, von Castorf inszeniert. Als Bruno sagte: „Ich weiß nichts, ich bin doch bloß Lehrer“, haben alle gelacht. Aber warum? Ich bin Lehrer und verstehe sehr gut, dass

    2019 = 3 x 673

    ist, und dass das die Primzahlzerlegung von 2019 ist. Das semidirekte Produkt von

    Z/673Z x Z/3Z

    stelle ich mir wie so eine Art dreifache Achterbahn vor. (In der Schule brauchen wir immer Metapher.) Eine Achterbahn, wo 673 Wagen im Kreis fahren und eine, wo 3 Wagen im Kreis fahren. Die letzte ist etwas klein, ich hätte große Mühe, die in einer 9. Klasse zu erklären und zu rechtfertigen, na gut. Bei 0 treffen sich die beiden, 0 ist vielleicht die Kasse oder der Ein- und Ausstieg. Aus mathematischen Gründen muss es die Null geben, aber wäre es nicht besser, hier in der Metapher, wenn sich die beiden Achterbahnen nicht treffen? Sollte man nicht besser 2 Kassen und 2 Ein- und Ausstiege machen? Das ist mein erstes Problem.

    Nun schreibt Thilo oben, dass Z/2019Z, also die 3. und größte Achterbahn mit 2019 Wagen, so eine Art semidirektes Produkt von den beiden kleinen ist. Jeder Wagen aus der 3er Achterbahn kombiniert mit einem Wagen aus der 673er Bahn ergibt einen Wagen vom großen 2019er Kreis. Vielleicht wären Autos, die im Kreis fahren, doch besser? Eben diese Kombination ergibt das 2. Problem. Mit Stangen befestigen? Oder fliegen die Wagen wie Planeten aufgrund der Schwerkraft und einen Fixstern herum?

    Und drittens mache ich mir große Sorgen, ob man diese Achterbahnen – mit oder ohne gemeinsame Kasse – so programmieren kann, dass das praktikabel und sicher ist. Wie sind denn die Verhältnisse der Perioden? Je mehr ich darüber nachdenke, je mehr versteh ich, dass ich nichts weiß. Ich bin Bruno, der Lehrer.