Beim Gehen kann man besser denken als beim Fahrradfahren. (Alte Mathematikerweisheit.) Zum Beispiel berichtete das Quanta Magazine in seinem Artikel über den letztjährigen Fieldsmedaillisten Akshay Venkatesh
And life at the institute provides the two elements most essential for Venkatesh’s research: large blocks of unbroken time, and an office big enough for him to pace around in while he thinks. Back at Stanford, a patio outside the math department filled a similar function.
In einem vor drei Jahren in Beiträge zum Mathematikunterricht erschienen Artikel – auf den ich erst durch einen interessanten Vortrag letzte Woche aufmerksam wurde – zum Thema Förderung visuell-räumlicher Lösungsstrategien bei Algebra und Geometrie durch Bewegung: wie viel Bewegung ist optimal? wird untersucht, inwieweit „die mentale Bewegung der Symbole beim Arbeiten im algebraischen Kalkül analog zur Bewegung physikalischer Objekte erfolgt„. Soll heißen: ob das Herüberbringen von Symbolen von der rechten auf die linke Seite einer Gleichung besser gedacht werden kann, wenn es von entsprechenden Bewegungen unterstützt wird, etwa beim Sitzen auf einem Medizinball oder eben beim Gehen.
Die Datenlage ist noch recht dünn (78 Probanden beim Sitzen auf beweglicher Oberfläche, 46 Probanden beim Fahrradfahren), zeigt aber jedenfalls, dass die bewegliche Sitzoberfläche bessere Ergebnisse zeitigt als das Fahrrad.
Die naheliegende Schlußfolgerung wäre, Schulen und Universitäten mit Medizinbällen auszustatten. Einen anderen Weg geht man im neugebauten Mathematikon in Heidelberg. Dort ist die Fachbereichsbibliothek (Bild unten) mit bettartigen Buchten ausgestattet, die von Studenten als Schlafgelegenheit benutzt werden können und auch so genutzt werden. Man denkt an Kekulés Entdeckung des Benzolrings oder auch die Geschichte von Thomason und Trobaugh (Seite 249, letzter Absatz): die besten Ideen kommen im Schlaf.
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