“Mehr Linux, mehr Freiheit!” plakatierte die Münchner SPD im Wahlkampf 2003. (Ich wohnte damals in München, habe aber leider keine Fotos von den Wahlplakaten gemacht. Und im Netz findet man jetzt nichts mehr.)
Hintergrund war damals, dass München als erste Großstadt (und zweite deutsche Stadt nach Schwäbisch Hall) den Vertrag mit Microsoft gekündigt hatte und die Verwaltung auf Linux umstellte. Das war von Microsoft wohl als unbedingt zu verhindernder Präzedenzfall angesehen worden – die Firma schickte damals eigens ihren Europachef nach München, um bessere Bedingungen anzubieten, erfolglos. (Ich hatte mich damals gefragt, wie realistisch es sei, den durchschnittlichen deutschen Beamten zur Arbeit mit Linux zu zwingen. Tatsächlich wurde die Entscheidung später wieder rückgängig gemacht, immerhin erst nach 14 Jahren.)
In Hamburg will der neugewählte rot-grüne Senat jetzt weg von Microsoft. (Das ist nachrichtentechnisch gerade etwas ungünstig, weil Bill Gates bei besorgten Bürgern gerade massiv unter Beschuss ist wegen seiner Milliarden-Spenden für die Weltgesundheitsorganisation. Natürlich sind, wie ich hier auf den scienceblogs wohl nicht extra zu erwähnen brauche, diese Vorwürfe an den Haaren herbeigezogene Verschwörungstheorien, und natürlich hat die Hamburger Ankündigung nichts mit diesen Vorwürfen zu tun, sondern fällt nur zufällig zeitlich mit diesen zusammen. Aber wahrscheinlich wird man trotzdem nicht lange warten müssen, bis die ersten Reichsbürger die Hamburger Entscheidung als Erfolg ihrer Proteste ausgeben.)
Von Linux ist in der Hamburger Ankündigung – soweit ich es aus den Nachrichten mitbekommen habe – nicht explizit die Rede, sondern allgemein von Open Source-Programmen, von denen es heute wahrscheinlich auch einige mehr gibt als 2003.
Vielleicht braucht es ja einfach immer nur den richtigen Zeitpunkt, um neuen Ideen zum Durchbruch zu verhelfen. (Privat arbeite ich übrigens immer noch auf iOS.)
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