Edmund Landau, den der von Teichmüller organisierte Vorlesungsboykott aus Göttingen vertrieben hatte, war nach Berlin zurückgekehrt und dort 1937 kurz nach seinem 51. Geburtstag verstorben. Den Nachruf in der in Berlin noch erscheinenden “Jüdischen Rundschau” schrieb Issai Schur. Der, zwei Jahre älter als Landau, war in Berlin 1935 auf Druck Bieberbachs – damals Dekan der Fakultät – zur vorzeitigen Pensionierung gezwungen worden. Noch drei Jahre lang gehörte er Kommissionen der Preußischen Akademie der Wissenschaften an, was dann ebenfalls auf Anregung Bieberbachs geändert wurde. (Noch zehn Jahre zuvor hatten Schur und Bieberbach eine gemeinsame Arbeit in den Sitzungsberichten der Akademie veröffentlicht.) Wie auch für Landau war für Schur das zwangsweise Ende seiner Lehrtätigkeit ein schwerer Schlag. Er durfte dann auch die Bibliothek nicht mehr benutzen, immerhin konnte er mit Hilfe eines Assistenten Arbeiten in der Bibliothek “indirekt” einsehen. Nach dem Weggang dieses Assistenten war nicht einmal mehr das möglich. Schur, der eigentlich weniger stark traditionell religiös geprägt war als Landau, ging ein knappes Jahr nach dessen Tod nach Tel Aviv, wo er aber schon zwei Jahre später verstarb. In Göttingen versuchte unterdessen Helmut Hasse, die frühere Bedeutung Göttingens in der Mathematik wiederherzustellen. Es gelang ihm, Carl Ludwig Siegel anzuwerben, in dem viele den führenden Mathematiker seiner Zeit sahen. Dadurch sollte Göttingen noch einmal zum Zentrum der Zahlentheorie werden. Über die Behandlung seiner früheren Frankfurter Kollegen Dehn und Hellinger nach der Reichskristallnacht – Hellinger verbrachte einige Wochen im KZ Dachau – und Hasses Schweigen dazu war Siegel dann aber so empört, dass er Göttingen verließ und über Norwegen in die USA ging. Dehn und Hellinger gelang ebenfalls die Ausreise in die USA. Weniger Glück hatte Otto Blumenthal, der nach dem Ende seiner Herausgeberschaft in die Niederlande emigriert war. Nach der Besetzung wurde er deportiert und starb im Ghetto Theresienstadt.
Teichmüller fand auch in Berlin nicht, was er gesucht hatte. Er meldete sich freiwillig zur Ostfront und kam dort ums Leben. Sein Werk wurde erst ab den 50er Jahren durch die Arbeiten von Ahlfors und Bers populär.
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