Der Abelpreis (mit fast 106$ der höchstdotierte Mathematikpreis) geht dieses Jahr an Luis Caffarelli für seine Arbeiten über partielle Differentialgleichungen.
Der Abelpreis wird jährlich von der Norwegischen Akademie der Wissenschaften vergeben. Er gilt als eine Art Ersatz dafür, daß es keinen Nobelpreis für Mathematik gibt. Über die Gründe, warum Nobel keinen Mathematik-Nobelpreis stiftete, gibt es viele anekdotische Erklärungen, die aber nach allgemeiner Meinung alle in das Reich der Fabel gehören.
Die Verleihung findet am 23. Mai in Oslo statt.
Caffarelli hat vor allem über Regularitätstheorie, also die Charakterisierung der Singularitäten partieller Differentialgleichungen, gearbeitet, insbesondere über freie Randwertprobleme und über Hindernisprobleme. Für die Navier-Stokes-Gleichungen bewies er mit Kohn und Nirenberg, dass die Singularitätenmenge schwacher Lösungen keine 1-dimensionale Kurve enthalten kann. (Die bisher beste Annäherung an die Frage, ob die Navier-Stokes-Gleichungen eindeutige und glatte Lōsungen haben.) Für die Monge-Ampere-Gleichung bewies er eine explizite Klassifikation der Singularitäten. Das konnte er dann (mit Koautoren) in Arbeiten über optimalen Transport anwenden.
Arne B. Sletsjøe hat zu den Arbeiten des Preisträgers allgemeinverständliche Erklärungen geschrieben:
– Mathematics of mathematical models
– The obstacle problem
– Free boundary problems
Informationen zur Geschichte des Abelpreises findet man hier. Die bisherigen Preisträger seit 2003 sind:
2003 Jean-Pierre Serre (Frankreich): Homotopietheorie, Algebraische Geometrie
2004 Michael Atiyah (GB), Isadore Singer (USA): Globale Analysis
2005 Peter Lax (USA): Partielle Differentialgleichungen, Streutheorie
2006 Lennart Carleson (Schweden): Harmonische Analysis, Dynamische Systeme
2007 Srinivasa Varadan (Indien): Wahrscheinlichkeitstheorie, Große Abweichungen
2008 Jacques Tits (Belgien), John Thompson (USA): Gruppentheorie
2009 Michael Gromov (Frankreich): Riemannsche und Symplektische Geometrie, Geometrische Gruppentheorie
2010 John Tate (USA): Algebraische Zahlentheorie, Elliptische Kurven
2011 John Milnor (USA): Differentialtopologie
2012 Endre Szemeredi (Ungarn): Graphentheorie
2013 Pierre Deligne (Belgien): Algebraische Geometrie
2014 Yakov Sinai (Russland): Dynamische Systeme
2015 John Nash, Louis Nirenberg (USA): Partielle Differentialgleichungen
2016 Andrew Wiles (GB): Algebraische Zahlentheorie, Elliptische Kurven
2017 Yves Meyer (Frankreich): Harmonische Analysis
2018 Robert Langlands (Kanada): Darstellungstheorie, Zahlentheorie
2019 Karen Uhlenbeck (USA): Geometrische Analysis
2020 Hillel Furstenberg (Israel), Grigori Margulis (USA): Ergodentheorie
2021 László Lovász (Ungarn), Avi Wigderson (Israel): Diskrete Mathematik, Theoretische Informatik
2022 Dennis Sullivan (USA): Topologie, Dynamische Systeme
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