Eine Autorengruppe (Ilka Agricola, Lynn Heller, Wil Schilders, Moritz Schubotz, Peter Taylor, Luis Vega) hat einen Artikel über “Fraudulent Publishing in the Mathematical Sciences“ veröffentlicht, der im Oktober-Heft der Notices of the American Mathematical Society erscheinen wird. Es geht in erster Linie darum, dass bibliometrische Maße das Verhalten der Wissenschaftler zum Negativen beeinflussen.

[T]here is very good evidence that some individuals, groups, institutions and editorial boards are conspiring to tailor their publication behavior to manipulate rankings made on the basis of bibliometric analysis.

Die Autoren unterziehen die führenden Indexierungsunternehmen Clarivate, Scopus und Google Scholar einer kritischen Bewertung und schreiben dann ausführlich über die bemerkenswerte Entwicklung, dass
selbst Clarivate 2023 die Mathematiker aus ihrer Liste der „Highly Cited Researchers“ ausgeschlossen hatte, weil die Mathematik besonders „vulnerable to strategies to optimize status and rewards through publication and citation manipulation“ sei. Tatsächlich sind sehr viele der „Highly Cited Researchers“ aus der Mathematik keine besonders anerkannten Wissenschaftler und die Institution mit den mit Abstand am meisten Mathematikern unter den „Highly Cited Researchers“ ist die China Medical University Taiwan, die nicht einmal ein Mathematikstudium anbietet.

In einem weiteren Artikel How to Fight Fraudulent Publishing in the Mathematical Sciences: Joint Recommendations of the IMU and the ICIAM geben die Autoren Empfehlungen für den Umgang mit betrügerischer Veröffentlichungspraxis.

Kommentare (4)

  1. #1 ajki
    16. September 2025

    Ich persönlich fürchte, dass in den kommenden Jahren der berüchtigte, immer weiter zunehmende “AI Slop” jede Form von Indexierung außer einer Art “händischen” kontaminieren wird bis zur Unbrauchbarkeit.

  2. #2 Joseph Kuhn
    16. September 2025
  3. #3 Oliver Gabath
    18. September 2025

    Mir scheint der Kern des Problems zu sein, dass die Güte von wissenschaftlichlichen Arbeiten von Otto-Normal-Wissenschaftlern größtenteils anhand quantitiver Kriterien gemessen wird. Das ist keine neue Erkenntnis, immerhin wird über Sinn und Unsinn z.B. des Impact-Faktors schon seit jahrzehnten diskutiert.

    Gibt es praktisch umsetzbare qualitative Kritieren, die den Anreiz zu Plagiieren/Fälschen/Betrügen reduzieren?

  4. #4 Mr. Orange
    18. September 2025

    In manchen Fächern kann man mit zwei Peer reviewten Veröffentlichungen promovieren. Das erhöht natürlich die Neigung jeden Quark aufzupeppen und dann zu veröffentlichen.