Der Abelpreis (mit gut 106$ der höchstdotierte Mathematikpreis) geht dieses Jahr an László Lovász und Avi Wigderson für ihre Arbeiten in diskreter Mathematik und theoretischer Informatik.

Der Abelpreis wird jährlich von der Norwegischen Akademie der Wissenschaften vergeben. Er gilt als eine Art Ersatz dafür, daß es keinen Nobelpreis für Mathematik gibt. Über die Gründe, warum Nobel keinen Mathematik-Nobelpreis stiftete, gibt es viele anekdotische Erklärungen, die aber nach allgemeiner Meinung alle in das Reich der Fabel gehören.

Die Verleihung findet Ende Mai in Oslo statt.

László Lovász wurde 1948 in Budapest geboren, wo er seit 1982 Professor an der Eötvös-Loránd-Universität ist, mit Unterbrechnungen 1993-2000 an der Yale University und 1999-2006 bei Microsoft Research. Bekannt ist er vor allem für den LLL-Algorithmus (mit Lenstra und Lenstra), der für ein gegebenes Gitter eine Basis aus möglichst kurzen Vektoren berechnet.
Avi Wigderson wurde 1956 in Israel geboren, promovierte 1983 in Princeton, war 1986-2003 an der Hebrew University und seitdem am Institute for Advanced Study in Princeton. Er erhielt 1994 den Nevanlinna-Preis für seine Arbeiten zur Komplexitätstheorie.

Die Laudatio betont vor allem die Bedeutung der “computational complexity” und der Arbeiten beider Preisträger für Algorithmen und Internetsicherheit.

Arne B. Sletsjøe hat zu den Arbeiten der Preisträger allgemeinverständliche Erklärungen geschrieben:
Proof beyond a reasonable doubt
Graph invariants
Lovász-Lenstra-Lenstra lattice reduction algorithm

Informationen zur Geschichte des Abelpreises findet man hier. Die bisherigen Preisträger seit 2003 sind:
2003 Jean-Pierre Serre (Frankreich): Homotopietheorie, Algebraische Geometrie
2004 Michael Atiyah (GB), Isadore Singer (USA): Globale Analysis
2005 Peter Lax (USA): Partielle Differentialgleichungen, Streutheorie
2006 Lennart Carleson (Schweden): Harmonische Analysis, Dynamische Systeme
2007 Srinivasa Varadan (Indien): Wahrscheinlichkeitstheorie, Große Abweichungen
2008 Jacques Tits (Belgien), John Thompson (USA): Gruppentheorie
2009 Michael Gromov (Frankreich): Riemannsche und Symplektische Geometrie, Geometrische Gruppentheorie
2010 John Tate (USA): Algebraische Zahlentheorie, Elliptische Kurven
2011 John Milnor (USA): Differentialtopologie
2012 Endre Szemeredi (Ungarn): Graphentheorie
2013 Pierre Deligne (Belgien): Algebraische Geometrie
2014 Yakov Sinai (Russland): Dynamische Systeme
2015 John Nash, Louis Nirenberg (USA): Partielle Differentialgleichungen
2016 Andrew Wiles (GB): Algebraische Zahlentheorie, Elliptische Kurven
2017 Yves Meyer (Frankreich): Harmonische Analysis
2018 Robert Langlands (Kanada): Darstellungstheorie, Zahlentheorie
2019 Karen Uhlenbeck (USA): Geometrische Analysis
2020 Hillel Furstenberg (Israel), Grigori Margulis (USA): Ergodentheorie

Kommentare (7)

  1. #3 tohuwabohu
    Berlin
    18. März 2021

    Mein Windows (Taschen)Rechner meint, dass 6 Millionen Norwegische Kronen nach Umtausch ca. 700.000 US-Dollar ergeben.  Umrechnungskurse ändern sich zwar, aber nicht so schnell.  Das weniger als das Preisgeld der Nobelpreises (z.Z. 10 Millionen Schwedische Kronen = ca. 1.174.000 US-Dollar), aber auch nicht schlecht. 🙂
    Allerdings ist die Angabe auf der Übersichtsseite/Kurzfassung (106$ – da fehlt die Hochstellung der 6) weit neben dem tatsächlichen Preisgeld.

  2. #4 bicyclerepairman
    18. März 2021

    @#3: Schade nur, dass das Preisgeld 7,5 Mio NOK beträgt :

    https://www.abelprize.no/c53671/artikkel/vis.html?tid=53702

    Das Thema zero-information- proof finde ich absolut faszinierend. Darum einfach noch mal der numberphile Link zum Video mit Avi Widgerson:

    https://m.youtube.com/watch?v=5ovdoxnfFVc

  3. #5 Bernd Nowotnick
    19. März 2021

    Das Problem der diskreten Mathematik und der theoretischen Informatik sowie des Zufalls besteht darin, dass die Vergangenheit und die Zukunft absolut sind aber mit relativer Gegenwart. Die eindimensionale „Temperatur“ „zählt“ den eigenen Pfad, welcher dadurch kodiert hinterlegt ist und dann aber nur an der aktuellen Position bewertet.

  4. #7 Bernd Nowotnick
    21. März 2021

    Aus einer ungeliebten Naturwissenschaft -> Wir sind im Gespräch mit Gott. Was wir sind wird es uns nicht vorschreiben aber zeigen, wenn wir es wirk-lich wollen. Deshalb kannst du dir auch kein Bild von Gott machen, denn Du wirst immer nur dich erkennen.