Pharmafirmen unterschlagen routinemäßig negative Studien, um Medikamente auf den Markt zu drücken. Schwerste Nebenwirkungen nehmen die Manager in Kauf, denn bis Klagen eintreffen, sind solch immense Gewinne erzielt, dass selbst hohe Strafen sich noch rechnen. (Quelle) Die Pharmaindustrie betrachtet Deutschland als Selbstbedienungsladen und wehrt sich dagegen, dass der Nutzen von Medikamenten durch empirische Studien nachgewiesen werden muss. Sie finanziert Professoren, die Philosophien erfinden, mit denen sich begründen läßt, warum eine Prüfung der Wirksamkeit von Arzneimitteln überflüssig und schädlich ist.
Geahnt hatten wir das schon immer, wirklich offiziell wissen wir es erst seit ein großer Pillenproduzent (Heel) ganz offen einen Lehrstuhl einer deutschen Universität finanziert, welcher uns endlich erklärt, warum Medikamente selbst dann verkauft werden dürfen sollten, wenn die bisher leider noch obligatorischen Prüfungen keine Wirksamkeit nachweisen können:
Die ersten wirksamen Arzneimittel dieses Typs waren, nach den Opiaten zur Schmerzbehandlung, die Antibiotika. Diesen folgten viele andere. Immer mußte man ihre Wirksamkeit nachweisen. Sie müssen wirksamer sein als der Behandlungskontext, also wirksamer als Placebo.
Dabei darf man eines nicht vergessen: wenn etwas wirklich gut wirkt, muss man das gar nicht auf diese Weise belegen. Das Schienen eines Beines, die operative Entfernung eines Tumors, Penicillin gegen Streptokokkeninfektion, all das und vieles mehr wurde nie gegen Placebo getestet, einfach deshalb, weil es so offensichtlich wirksam war.
Vor ein paar Jahren haben sich ein paar Autoren über dieses blindwütige Schielen nach placebokontrollierten Studien lustig gemacht, indem sie vorschlugen, man müsse doch die Wirksamkeit eines Fallschirms erst noch wissenschaftlich prüfen gegen einen Placebofallschirm und am besten könne man das tun, indem man eine Studie mit Überkreuzungsdesign durchführt, bei der also eine Hälfte der Teilnehmer erst den echten, dann den falschen Schirm erhält und umgekehrt. Und am besten sollten sich doch diese Protagonisten der „evidence based medicine“ als freiwillige Teilnehmer zur Verfügung stellen.
(Wem das spanisch vorkommt, der hat nur die neue Logik und Physik noch nicht recht verstanden: Verschränkung ist das Zauberwort.)
Argumente, mit denen sich jedes noch so wirkunglose (oder auch schädliche) Medikament gesundbeten läßt, wahrhafter Geistesreichtum im Schweitzerschen Sinne und ein Beweis für die Schöpferkraft deutscher Philosophie.
Nur im Wiener Naturhistorischen Museum scheint man das noch nicht verstanden zu haben. Dort wurde heute das “Goldene Brett vorm Kopf” 2012 verliehen. (Quelle)
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