Heute ist ein weiterer koreanischer Feiertag: der 573. Jahrestag der Verkündung des koreanischen Alphabets Hangul, das im 15. Jahrhundert von einer Regierungskommission unter König Sejong entwickelt wurde um das viel kompliziertere Hanja abzulösen.

Lange galt Hangul nur als Alphabet für die Ungebildeten, stärkere Bedeutung bekam es erst ab Ende des 19. Jahrhunderts. Noch bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts erschienen die meisten südkoreanischen Tageszeitungen in Hanja, während in Nordkorea Hanja schon seit 1964 verboten war. Ältere Professoren renommieren auch heute noch gerne damit, die Bedeutung chinesischer Schriftzeichen, etwa bei Eigennamen, zu verstehen.

Das bemerkenswerte an Hangul ist sein systematischer, fast mathematischer Aufbau. Die Vokale setzen sich aus ㅏ (a) ㅓ (kurzes o) ㅗ (langes o) ㅜ (langes u) ㅣ (i) ㅡ (kurzes u) zusammen, bspw. ist ㅐ ae oder ㅟ wi oder ㅝ wo oder ㅑ ya oder ㅕ yo. Die verschiedenen g/k-Laute sind ㄱ, ㄲ und ㅋ, die verschiedenen d/t-Laute ㄷ, ㄸ und ㅌ, die verschiedenen b/p-Laute ㅂ, ㅃ und ㅍ. Am Anfang einer Silbe muss immer ein Konsonant stehen, notfalls ein nicht gesprochenes H: ㅇ. Die Silbe A wäre also 아. Mehrere, meist 3, Buchstaben werden zu einer Silbe zusammengefasst, wobei innerhalb einer Silbe auch schon mal von oben nach unten geschrieben werden kann.

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Vor zwei Jahren hatte das Wall Street Journal mal über eine Studie berichtet, derzufolge koreanische Kinder wegen Hangul ein besseres Zahlenverständnis hätten. Die Korea Times, die es ja eigentlich richtig wissen müsste, fasste das damals so zusammen, dass koreanische Kinder ein besseres Zahlverständnis hätten, weil die Zahlwörter in Hangul kürzer wären: 11 hiesse 십일 und hätte damit nur zwei Buchstaben gegenüber den sechs Buchstaben für das englische “eleven”. Die Autoren hatten da offenkundig Buchstaben und Silben verwechselt: 십일 hat ebenfalls sechs Buchstaben, allerdings nur zwei Silben gegenüber den drei Silben für “eleven”. Mal ganz abgesehen davon, dass es neben 십일 noch ein weiteres Wort für 11 gibt, nämlich 열하나, und dass man bei jedem Zählwort genau wissen muss, ob es mit 십일 oder 열하나 verwendet wird. (Und in Wirklichkeit war es in der Studie auch nur um die oft diskutierte Frage gegangen, ob man statt elf nicht besser zehn-eins sagen solle.)

Kommentare (2)

  1. #1 michanya
    9. Oktober 2016

    … auf den ersten Blick fällt mir der Aufbau und das Tablet wie bei den Chemischen Elementen auf.

    Punkt – Komma – Strich fertig ist das Kindergesicht haben wir auch gesungen. Und KURZ LANG ist ja wie das Morsezeichen als Botschaft – das Steno bei uns ersetzt ganze Wörter und Silben in einem Zeichen und wurde daher noch schneller.

    Reden ist Silber – schweigen ist Gold ist eine Redewendung davon.

    Und in unserer modernen Zeit muss ja alles auch auf das – CHERRY – manual passen.

    Sprache als Semantik mit Alphabetisierung hat was geheimnisvolles in sich – von Land zu Land mehr Ideen – und ihre Eigenarten.

    Alles LIEBE zum Geburtstag – 11 Freunde muss man sein … biotec4u

  2. #2 yeRainbow
    yerainbow.wordpress.com
    11. Oktober 2016

    kann das Erlernen des koreanischen Alphabets nur empfehlen.
    ist nicht schwer und ziemlich hilfreich. besonders, wenns einen mal nach Südkorea zieht.
    aber auch so.
    schaden tut s nicht…