Wir haben hier also weitere Belege für die ideologische Orthodoxiehörigkeit der neuen Vorstandsmehrheit, der offenbar jederzeit und ohne zu zögern nicht konforme Themen und Personen zu verwerfen bereit ist. Derartiges gab es nie zuvor in der GWUP.
Sehr kritisch sieht diese Entwicklung der letzten Zeit auch GWUP-Mitglied und -„fellow“ sowie Mitglied im Wissenschaftsrat, der von mir sehr geschätzte Edzard Ernst. In seinem Blog fragte er am 07.01., ob die deutschen Skeptiker „den Verstand verloren“ haben und schrieb über den neuen Vorstandsvorsitzenden der GWUP, daß dieser
“[…] interfered with the organizing committee’s decisions for the upcoming Skepkon conference in May 2024. He apparently insisted on removing presentations from some GWUP members who had been critical of his leadership.“
“[…] [sich] in die Entscheidungen des Organisationskomitees für die kommende Skepkon-Konferenz im Mai 2024 eingemischt haben [soll]. Er soll darauf bestanden haben, Präsentationen von einigen GWUP-Mitgliedern zu entfernen, die sich kritisch über seine Führung geäußert hatten.“ (deutsche Version)
außerdem habe er
“[…] repeatedly denied the GWUP’s scientific committtee to share material with the GWUP’s members.”
„[…] dem wissenschaftlichen Komitee der GWUP wiederholt die Weitergabe von Material an die Mitglieder der GWUP [verweigert]“ (deutsche Version)
Verständlicherweise ist Edzard darüber not amused und erwägt nun sogar, aus der GWUP auszutreten, was nicht nur absolut beschämend, sondern auch ein katastrophaler Verlust für die GWUP wäre (Edzard Ernst weiß übrigens selber auch sehr gut, wie es sich anfühlt, gecancelt zu werden: seine homöopathiekritische Haltung und die Belege, auf die er sie stützte, gefiel diesem äußerst esoterikaffinen, royalen britischen Riesenohren-Jogi so gar nicht, weshalb er seine unverdiente Macht mißbrauchte, um Druck auf Edzards Uni auszuüben, mit dem Ziel, ihn rauszuwerfen und seine Abteilung zu schließen).
Wie geht es nun weiter? In meinen Augen ist absehbar, daß dieser Zustand nicht viel länger tragbar ist, der Verein droht, entlang der woke-Front zu zerreißen, der Vorstand entzieht sich der Debatte, wiegelt ab, spielt herunter, schweigt und es wäre m.E. dringend nötig, die gesamte Vereinsöffentlichkeit darüber zu informieren und dazu zu befragen, deren Großteil, so schätze ich es ein, über dieses tiefe Zerwürfnis gar nichts weiß, weil er weder auf Twitter, dem GWUP-Forum noch der Mailingliste angemeldet ist. Ich vermute nämlich, daß nach wie vor die Woken unter den Mitgliedern, wie ja auch in der Gesamtbevölkerung, klar in der Minderheit sind und entsetzt über die Machenschaften dieser Leute wären. Sollte das wider Erwarten nicht so sein und sich die Mehrheit der Mitglieder wirklich wünschen, daß das W in GWUP nicht mehr länger für „wissenschaftlich“ sondern für woke stehen soll, dann wäre auch das gut zu wissen und dann könnten wir Gegner dieser Bewegung ja unsere Schlüsse daraus ziehen. Ich glaube das aber nicht und ich fände es am besten, wenn wir, die Mitglieder, bei nächster Gelegenheit, vielleicht auch in einer außerordentlichen Abstimmung, diese Leute aus dem Amt jagen und der GWUP eine Zukunft geben würden. Wer dabei helfen will, kann sehr gerne der GWUP beitreten, seine Stimme einbringen und auch unbedingt zur Mitgliederversammlung nach der Skepkon ’24 in Augsburg kommen.
Inzwischen gibt es übrigens eine eigene (unterstützbare) Gruppe innerhalb der GWUP, zu der ich auch gehöre und die sich „Informationsnetzwerk Skeptische Gesellschaft“ nennt (hier bei Twitter). Innerhalb dieser Gruppe können und dürfen alle Themen, auch „crictical social justice“-Aktivismus, Postmodernismus, Identitätspolitik und „kritische Studien“ kritisiert werden. Wer mit uns sachlich und wissenschaftlich diskutieren will, kann gerne das Forum besuchen und mitreden.
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Disclaimer, üblicher:
*Wenn ich „woke“, „Wokisten“ und ähnliche Permutationen verwende, meine ich den postmodernistischen “critical social justice”-Aktivismus-Kult, seine Anhänger und Dinge/Aktionen, die sich darauf beziehen oder daraus hervorgehen
**Ich spreche hier von “canceln”, obwohl mein Vortrag noch nicht offiziell angenommen war, weil mein Vortrag bereits vom zuständigen Gremium zur Annahme bestimmt war und dann aus ideologischen und persönlichen Gründen und um mir die Möglichkeit, zu sprechen, zu entziehen, vom Vorstand, das Votum des Gremiums ignorierend, verhindert wurde.
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