Im März ‘23 hatte ich berichtet, daß und wie ich von einer GWUP-assoziierten Gruppe wegen Kontaktschuld gecancelt worden war und wie danach ein woker* Klüngel innerhalb der GWUP durch eine konzertierte Überrumpelungsaktion eine Mehrheit aus Wokisten im GWUP-Vorstand unterbringen konnte. Seitdem ist viel passiert und sehr deutlich geworden, daß diese Leute es ernst meinen mit ihrer Agenda. Besonders gut und exemplarisch sind dafür ein Vortrag von A. Edmüller, der von einer GWUP-Regionalgruppe organisiert worden war, und die Reaktion jener Leute auf dessen Ankündigung sowie im Nachgang des Vortrags (mehr dazu im Anhang).
Wer zu diesen Leuten gehört und wie die so ticken, kann man sich bei Youtube selbst ansehen (hier ist allerdings zu beachten, daß der Moderatorendarsteller leider weder sonderlich gut noch neutral ist, so daß kritische Nachfragen / Richtigstellungen an einigen Stellen unterbleiben; eine richtige Aufarbeitung findet sich deshalb im Anhang). Insgesamt ist die Auswirkung der neuen Vorstandsmehrheit auf den Verein, seine interne Stimmung und Diskussionskultur, sein Image und seine Außenwirkung nur als desaströs zu bezeichnen und ausgerechnet jetzt beginnt die heiße Planungsphase für die Skepkon.
Die GWUP veranstaltet jedes Jahr eine „Skepkon“ genannte, mehrtägige Tagung, wo man sich treffen, austauschen und vernetzen kann und im Rahmen derer immer auch ein umfangreiches Vortragsprogramm zu klassischen skeptischen Themen sowie zu Themen mit erweitertem skeptischen Bezug geboten wird (von der Skepkon 2013 hatte ich damals offiziell berichtet). Als noch frisches motiviertes GWUP-Mitglied wollte ich mich natürlich beteiligen und reichte einen Vortragsvorschlag mit dem Titel: „Forensische Molekularbiologie vs. CSI-Effekt und postmodernistischen Aktivismus“ (Abstract im Anhang) ein. Langjährige Leser werden sicher ahnen, welche Aspekte in diesem Vortrag zur Sprache gekommen wären. Von Berichten aus dem Organisationskomitee der Skepkon, dem auch Mitglieder des Wissenschaftsrats der GWUP angehören und das mühevoll und sorgfältig alle eingereichten Vortragsvorschläge sichtet, auswertet, diskutiert, abstimmt und dem Vorstand dann eine entsprechend priorisierte Liste vorlegt, weiß ich, daß mein Vortragsvorschlag auf Zustimmung gestoßen und zur Annahme empfohlen war.
Dennoch habe ich kürzlich eine Absage erhalten, ich darf auf der Skepkon nicht vortragen. Mein Vortragsvorschlag bzw. ich wurde also mit der woken Stimmehrheit des Vorstands und auf Antrag des neuen Vorstandsvorsitzenden gecancelt** – nicht aus sachlichen oder wissenschaftlichen Gründen, sondern offenbar wegen meiner Person und weil ich anderen Vereinsmitgliedern gegenüber „diverse interne und externe grob beleidigende Äußerungen“ getätigt hätte. Was nicht stimmt. Die Leser kennen meinen Stil, gelegentlich ruppig und sarkastisch, ja, gnadenlos gegenüber dummen Äußerungen und Ideen (nicht Personen), sicher, aber direkte, grobe Beleidigungen von Menschen lehne ich ab (dulde ich hier auch nicht bei anderen) und habe ich mir nicht vorzuwerfen. Auf Nachfrage meinerseits konnten keine Belege geliefert werden.
Da wir aber von Wokisten reden und diese Leute bekanntlich die Wirkung und nicht die Absicht einer Äußerung moralisch bewerten, ist für sie natürlich jegliche Kritik und auch eine abweichende Meinung bereits eine grobe Beleidigung und ich habe ja öffentlich, in diesem Blog aber auch auf Twitter, Kritik an der woken Truppe innerhalb der GWUP und ihren Machenschaften geübt. Es wurde also gecancelt, weil durch mich ein paar dieser Leute schon mal Aua an den Fühlis hatten. Ja. So habe ich auch geguckt.
Ein weiterer Referent, dessen Vortrag zur Annahme empfohlen worden war, Transmann und GWUP-Mitglied Till Amelung, wurde ebenfalls vom Vorstand gecancelt. Offiziell, weil er sich angeblich nicht ausreichend linientreu hinsichtlich der GWUP-Haltung zur „Satanic Panic“ verhalten/geäußert habe (seine Vergehen auf Twitter wurden von einer eigens mandatierten Vorstands-IM-Spürnase feinsäuberlich verfehlungsarchäologisch in einem „Dossier“ (haben die wirklich so genannt) zusammengestellt; Tills eigene Stellungnahme dazu findet sich im Anhang) und er deshalb ein Verschwörungsanhänger und für die GWUP nicht tragbar sei. In Wirklichkeit aber vertritt (ausgerechnet) Till bloß nicht die woke-orthodoxe und damit einzig zulässige Haltung zum Thema Trans und einen entsprechenden Vortrag von einer solchen Person konnte man natürlich nicht auf der Skepkon dulden.
Wir haben hier also weitere Belege für die ideologische Orthodoxiehörigkeit der neuen Vorstandsmehrheit, der offenbar jederzeit und ohne zu zögern nicht konforme Themen und Personen zu verwerfen bereit ist. Derartiges gab es nie zuvor in der GWUP.
Sehr kritisch sieht diese Entwicklung der letzten Zeit auch GWUP-Mitglied und -„fellow“ sowie Mitglied im Wissenschaftsrat, der von mir sehr geschätzte Edzard Ernst. In seinem Blog fragte er am 07.01., ob die deutschen Skeptiker „den Verstand verloren“ haben und schrieb über den neuen Vorstandsvorsitzenden der GWUP, daß dieser
“[…] interfered with the organizing committee’s decisions for the upcoming Skepkon conference in May 2024. He apparently insisted on removing presentations from some GWUP members who had been critical of his leadership.“
“[…] [sich] in die Entscheidungen des Organisationskomitees für die kommende Skepkon-Konferenz im Mai 2024 eingemischt haben [soll]. Er soll darauf bestanden haben, Präsentationen von einigen GWUP-Mitgliedern zu entfernen, die sich kritisch über seine Führung geäußert hatten.“ (deutsche Version)
außerdem habe er
“[…] repeatedly denied the GWUP’s scientific committtee to share material with the GWUP’s members.”
„[…] dem wissenschaftlichen Komitee der GWUP wiederholt die Weitergabe von Material an die Mitglieder der GWUP [verweigert]“ (deutsche Version)
Verständlicherweise ist Edzard darüber not amused und erwägt nun sogar, aus der GWUP auszutreten, was nicht nur absolut beschämend, sondern auch ein katastrophaler Verlust für die GWUP wäre (Edzard Ernst weiß übrigens selber auch sehr gut, wie es sich anfühlt, gecancelt zu werden: seine homöopathiekritische Haltung und die Belege, auf die er sie stützte, gefiel diesem äußerst esoterikaffinen, royalen britischen Riesenohren-Jogi so gar nicht, weshalb er seine unverdiente Macht mißbrauchte, um Druck auf Edzards Uni auszuüben, mit dem Ziel, ihn rauszuwerfen und seine Abteilung zu schließen).
Wie geht es nun weiter? In meinen Augen ist absehbar, daß dieser Zustand nicht viel länger tragbar ist, der Verein droht, entlang der woke-Front zu zerreißen, der Vorstand entzieht sich der Debatte, wiegelt ab, spielt herunter, schweigt und es wäre m.E. dringend nötig, die gesamte Vereinsöffentlichkeit darüber zu informieren und dazu zu befragen, deren Großteil, so schätze ich es ein, über dieses tiefe Zerwürfnis gar nichts weiß, weil er weder auf Twitter, dem GWUP-Forum noch der Mailingliste angemeldet ist. Ich vermute nämlich, daß nach wie vor die Woken unter den Mitgliedern, wie ja auch in der Gesamtbevölkerung, klar in der Minderheit sind und entsetzt über die Machenschaften dieser Leute wären. Sollte das wider Erwarten nicht so sein und sich die Mehrheit der Mitglieder wirklich wünschen, daß das W in GWUP nicht mehr länger für „wissenschaftlich“ sondern für woke stehen soll, dann wäre auch das gut zu wissen und dann könnten wir Gegner dieser Bewegung ja unsere Schlüsse daraus ziehen. Ich glaube das aber nicht und ich fände es am besten, wenn wir, die Mitglieder, bei nächster Gelegenheit, vielleicht auch in einer außerordentlichen Abstimmung, diese Leute aus dem Amt jagen und der GWUP eine Zukunft geben würden. Wer dabei helfen will, kann sehr gerne der GWUP beitreten, seine Stimme einbringen und auch unbedingt zur Mitgliederversammlung nach der Skepkon ’24 in Augsburg kommen.
Inzwischen gibt es übrigens eine eigene (unterstützbare) Gruppe innerhalb der GWUP, zu der ich auch gehöre und die sich „Informationsnetzwerk Skeptische Gesellschaft“ nennt (hier bei Twitter). Innerhalb dieser Gruppe können und dürfen alle Themen, auch „crictical social justice“-Aktivismus, Postmodernismus, Identitätspolitik und „kritische Studien“ kritisiert werden. Wer mit uns sachlich und wissenschaftlich diskutieren will, kann gerne das Forum besuchen und mitreden.
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Disclaimer, üblicher:
*Wenn ich „woke“, „Wokisten“ und ähnliche Permutationen verwende, meine ich den postmodernistischen “critical social justice”-Aktivismus-Kult, seine Anhänger und Dinge/Aktionen, die sich darauf beziehen oder daraus hervorgehen
**Ich spreche hier von “canceln”, obwohl mein Vortrag noch nicht offiziell angenommen war, weil mein Vortrag bereits vom zuständigen Gremium zur Annahme bestimmt war und dann aus ideologischen und persönlichen Gründen und um mir die Möglichkeit, zu sprechen, zu entziehen, vom Vorstand, das Votum des Gremiums ignorierend, verhindert wurde.
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Nachtrag am 13.02.2024: Dieser Artikel ist nun auch bei der Richard-Dawkins-Foundation erschienen.
Nachtrag am 01.03.2024: Auch der Skeptical Inquirer ist auf den Dawn of the GWUP aufmerksam geworden.
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Anhang:
Vortrag Edmüller: Sehr guter und empfehlenswerter Vortrag von A. Edmüller, sowie eine Rekapitulation von Edmüllers Vortrag, der Reaktion auf dessen Ankündigung sowie des Fallouts nach seinem Vortrag, es finden sich dort auch mehrere Links zu lesenswerten Beiträgen in Edmüllers Blog.
Nachtrag am 30.01.24: Hier ein aktueller Blogbeitrag von A. Edmüller zu der Sache mit einem Vorschlag an den GWUP-Vorstand.
Nachtrag am 15.02.24: Ein weiterer Beitrag von A. Edmüller, der sich bedankt für eine Entschuldigung der Resistance aus dem GWUP-Vorstand für die Schmutzkampagne des woken Teils des GWUP-Vorstands gegen ihn. (Mann, das ist so peinlich! Wir müssen diese Leute so schnell wie möglich loswerden!)
Nachtrag am 04.03.2024: Der (derzeit noch) Vorstandsvorsitzende der GWUP hat erklärt, daß er einen Antrag auf vorgezogene Neuwahl bei der nächsten Skepkon stellen werde. Andreas Edmüller greift das in seinem neuen Blogpost auf und legt dar, warum die Art der Ankündigung durch den Vorsitzenden schon problematisch und entlarvend ist (der Volltext der Ankündigung findet sich auch in dem Blogpost).
Beiträge zur Aufarbeitung der Wokitis in der GWUP und den Skepkon-Cancelungen:
Sinan mit André Sebastiani (aus der Resistance im Vorstand der GWUP), youtube
André Sebastiani mit Till Amelung (gecancelt vom Vorstand der GWUP), youtube
André Sebastiani mit Christian Weymayr (aus dem Organisationskomitee der Skepkon), youtube
André Sebastiani über die Cancelungen, SkepGes-Blog
André Sebastiani mit yours truly (gecancelt vom Vorstand der GWUP) 😉 , youtube
Abstract zu meinem Vortragsvorschlag: „Die Forensische Molekularbiologie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die mittels molekularbiologischer Methoden Spuren und Spurenbilder, die durch die Begehung von Straftaten entstanden sind, unter verschiedenen Fragestellungen analysiert und interpretiert. Seit ihren Anfängen Mitte der 80er Jahre hat sie sich längst zu einer für Polizei, Justiz, Rechtsprechung und mithin allgemeiner Rechtssicherheit unersetzlichen Disziplin entwickelt, ohne die viele Kriminalfälle nicht gelöst, Schuldige bestraft und Unschuldige entlastet werden könnten. Aber auch bei der Identifikation Verstorbener nach Katastrophen, Kriegen und Terroranschlägen, bei der Aufklärung jahrzehntealter „Cold Cases“ sowie dem Kampf für Gerechtigkeit zu Unrecht Verurteilter spielt die Forensische Molekularbiologie eine zentrale Rolle.
Trotz ihrer gesamtgesellschaftlichen Bedeutung ist ihre Finanzierung dennoch häufig nicht gesichert, was in ironischem Kontrast zum enormen öffentlichen Interesse an „Forensik“ und „True Crime“ steht, das sich im Erfolg unzähliger einschlägiger Krimis, CSI-Serien, Podcasts etc. abbildet. Gerade ihre verzerrte populärmediale Darstellung und deren irrationale öffentliche Wahrnehmung, die sie auch zum Gegenstand soziologischer Untersuchungen macht, erzeugen jedoch Dynamiken, die sich auf ihre Effektivität, Integrität und die Vermittlung ihrer Befunde auswirken können. Dazu gehören der sogenannte CSI-Effekt, aber auch ideologisch motivierte Aktivismen, die bestrebt sind, die Forensische Molekularbiologie zu „problematisieren“ und gemäß identitätspolitischer Doktrinen einzuhegen.
Entgegen postmodernistischen Auffassungen ist die Forensische Molekularbiologie jedoch ein neutrales, evidenzbasiertes Werkzeug zum gesamtgesellschaftlichen Nutzen, das nicht Schuld beweisen, sondern der objektiven Wahrheitsfindung dienen soll und daher vor weiteren Kürzungen bew.ahrt und gegen popularisierende wie ideologische Zugriffe unbedingt verteidigt werden muß.“
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