Der Bogen von der Biologie zu den Bankiersgehältern, den der Kolumnist Eduardo Porter diese Woche in der New York Times spannte (“On the Origin of Bankers’ Giant Bonuses”), mag im Hinblick auf sein Verständnis der Evolutionslehre etwas überstrapaziert wirken: Der Vergleich zwischen fetten See-Elefantenbullen und den fetten Managergehältern hinkt zwar ein wenig, da für die Großrobben das Fettpolster sicher biologisch sinnvoll ist, während verfetteten Bankiersbezüge eine von vielen Ursachen der akuten Arteriosklerose des wirtschaftlichen Kreislaufs sind. Aber dass die Evolution der Bankiersgehälter einen Zustand erreichen musste, der das Überleben ihrer Art gefährdet, wirkt in Porters Darstellung ganz plausibel.


Die Super-Gehälter für Führungskräfte werden ja meist damit verteidigt, dass die am besten bezahlten Manager auch die besten Resultate erzielen würden – doch das lässt sich wissenschaftlich nicht wirklich untermauern. Im Gegenteil: Ein Paper über “Superstar CEOs“, das gemeinsam von der Berkeley-Wirtschaftsprofessorin Ulrike Malmendier und ihrem UCLA-Kollegen Geoffrey Tate verfasst wurde, kann belegen, dass die Resultate von Topmanagern, die durch publikumswirksame Preise zu “Stars” gemacht werden (durch Manager-des-Jahres-Ehren von Magazinen wie BusinessWeek, beispielsweise, oder Forbes, Fortune, Time etc.), als Folge dieses Ruhms deutlich fallen – und zwar, wenn man sie mit “Artgenossen” vergleicht, deren Qualifikationen und Unternehmen denen des Preisgekrönten etwa entsprechen, um 15 bis 26 Prozent über die nächsten drei Jahre. Die Bezüge der “Stars” hingegen stiegen im Jahr ihres Triumphes um 44 Prozent und liegen auch in den folgenden Jahren noch klar über dem Einkommen ihrer nicht zu Starruhm gelangten Mitbewerber (was langfristig zu einem Anstieg aller Manager-Bezüge führt). Zudem steigt das Maß der Manipulationen an den Unternehmensergebnissen, mit denen die “Stars” ihre Postion zu festigen versuchen. So viel also zu der These, dass diese Superbezüge auch gut fürs Unternehmen oder gar die Wirtschaft insgesamt sind.

Ich wage mal die Behauptung – und bitte die Evolutions-Fachleute schon mal kategorisch um Verzeihung für diese Übervereinfachung – dass die See-Elefantenbullen wesentlich schlanker wären, wenn das Abspecken einen selektiven Vorteil brächte (die Spekulation, dass es der Art nicht schaden würde, wenn die Bullen kleiner und daher weniger Appetit anregend für Weiße Haie wären, die Porter als Inspiration für seinen Verglech diente, stammt bezeichnender Weise nicht von einem Evolutionsbiologen, sondern von dem Cornell-Wirtschaftswissenschaftler Robert H. Frank). Ob man auch von Managern eine ähnliche Adaption erwarten kann, wird sich erst noch zeigen – aber erste Indizien sind nicht sehr vielversprechend.

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