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Ich will hier noch mal lose an die Diskussionen anknüpfen, die durch meine Beiträge über Gesundbeten als Tötungsdelikt und Placebos gegen Depressionen angestoßen wurden. Hier ist mal ein – zumindest für mich – überraschender Aspekt im Verhältnis von Medizin/Wissenschaft und Religion: Laut einem Paper, das im Journal of Clinical Psychology erscheinen soll (dort finde ich bisher jedoch nichts, kann also nur auf die Pressemitteilung des Rush University Medical Center in Chicago verweisen) verbessert der Glaube an einen fürsorglichen Gott die Wirksamkeit medizinischer Behandlung von Depressionen. Statt handfester wissenschaftlicher Details kann ich hier vorerst leider nur ein Zitat aus der Pressemitteilung als “Beleg” anführen:

Response to medication, defined as a 50-percent reduction in symptoms, can vary in psychiatric patients. Some may not respond at all. But the study found that those with strong beliefs in a personal and concerned God were more likely to experience an improvement. Specifically, participants who scored in the top third of the Religious Well-Being Scale were 75-percent more likely to get better with medical treatment for clinical depression.

Vielleicht ist das ja ein Grund, warum so manche glauben, dass beten heilsam ist …


Die Story wäre natürlich schöner, wenn die Forscher, namentlich Patricia Murphy und George Fitchett – die beide ihren Forschungsschwerpunkt auf dem Thema Religion und Gesundheit legen – eine Hypothese dazu verraten hätten, wie sie sich den Wirkungsmechanismus vorstellen; vielleicht haben sie das ja, aber in dem Zeilen, die von der Uni veröffentlicht wurden, ist davon leider nichts zu finden. Aber zumindest haben sie eine nahe liegende Erklärung ausschließen können: “In unserer Studie hatte die positive Reaktion auf Medikation nur wenig mit dem Gefühl der Hoffnung zu tun, das typischerweise mit spirituellem Glauben einher geht”, erklärt Patricia Murphy. “Sie war ganz spezifisch mit dem Glauben verbunden, dass es ein Höheres Wesen gibt, das sich um einen sorgt.”

Abbildung: Albrecht Dürer (1471-1528) “Betende Hände”

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Kommentare (3)

  1. #1 Ronny
    24. Februar 2010

    Ja, warum nicht, der Placeboeffekt machts möglich. Wenn man auch noch einen Fokus hat kann dies durchaus verstärkend wirken. Es ‘wirken’ ja auch färbige Zuckerkügelchen besser als weiße, bzw. Injektionen besser als Kügelchen.

    Was mir nur immer wieder seltsam vorkommt ist die Tatsache, dass sich religiöse kranke Menschen an die Entität wenden, die das ganze verursacht oder zumindest nicht verhindert hat. Diese seltsame Faktenumkehr kann ich nicht nachvollziehen.

  2. #2 Arnd
    24. Februar 2010

    Grad bei Depressionen wundert mich das überhaupt nicht. Da braucht man doch einen Anker, an dem man sich aus dem Sumpf ziehen kann. Und wenn man keinen realen Anker findet, dann hilft halt auch ein “unsichtbarer Freund”.