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Am Sonntag, dem 12. Februar 2012, jährt sich Charles Darwins Geburtstag zum 203. Mal. Das American Museum of Natural History hat, gemeinsam mit der Cambridge University Library und der Biodiversity Heritage Library (die dem Natural History Museum in London beigeordnet ist), den Jahrestag zum Anlass genommen, eine digitalisierte Datenbank mit Darwins Schriften online zu stellen. Das Darwin Manuscript Project ist, nach Angaben des Museums, der “umfassendste Katalog von Charles Darwins wissenschaftlichen Manuskripten, der jemals zusammengestellt wurde”: Er enthält schon jetzt (die Arbeit geht noch weiter) 15.125 hochauflösend eingescannte und suchfähig abgeschriebene Dokumente, darunter Darwins Tagebücher, sowie Abschriften (aber keine Abbildungen) von weiteren 7400 Manuskriptseiten.

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Leider ist meine Verbindung – oder ist’s meine Computerhardware? – heute (?) zu langsam, um alle Funktionen des Webprojekts auszuprobieren. Ich gebe also mal im Wortlaut wieder, was das AMNH hier verspricht:

For example, scholars can see a transcription of Darwin’s famous first attempt, in 1842, to sketch out an essay about evolution that eventually became On The Origin of Species. It is possible to follow every crossed-out line, every edited sentence, and every transposed block of text, in essence looking over Darwin’s shoulder as he composed his revolutionary first draft of evolutionary history. Alternatively, the site allows more casual readers to view the complete transcription without edits or annotations. This functionality offers clear, highly-readable manuscripts without sacrificing drafts that represent important stages in the preparation of published texts.

Mit anderen Worten: In der DARBASE, also der Datenbank im Kern dieses Webprojekts, ist jede Seite jedes Notizbuches, das er beim Abfassen von “On The Origin of Species” verwendet hat, und darin jede durchgestrichene Zeile, jede nachträgliche Ergänzung, sind nicht nur abfotografiert, sondern dank einer Transkription selbst für jene, die mit Darwins Handschrift Probleme hätte, Seite für Seite zugänglich (und elektronisch suchbar). Selbst die Fragmente eines auseinander gerissenen oder zerschnittenen Notizbuchs sind darin aufbereitet.

Ich bin kein Biologe oder Darwin-Kenner, aber soweit ich die Begleitmaterialien verstehe, sind die Inhalte dieser Manuskripte bekannt und publiziert; dass es also etwas Neues in den Materialien zu finden gibt, die nun öffentlich gemacht wurden, ist nicht anzunehmen. Aber da der Schreibprozess immer auch ein Denkprozess ist (oder, besser gesagt: sein sollte – ich bin mir da nicht immer ganz sicher, wenn ich mich so durch die Welt, auch das World Wide Web, lese), reflektiert die Form des Schreibens auch zu einem gewissen Maß die Form, also den Verlauf des Denkens. Was erlaubt, sich ein bisschen mehr noch in Darwin hineinzudenken. Faszinierend!

Darwin-Porträt aus dem Jahr 1853, von Samuel Laurence [Public domain], via Wikimedia Commons

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