Ein interessanter Artikel aus der New York Times am Dienstag: Das National Reconnaissance Office, das für den Bau und Betrieb der amerikanischen Spionagesatelliten zuständig ist, hatte zwei Teleskope von der Größe des Hubble bauen lassen, die allerdings nicht für die Himmels-, sondern für die Erdbeobachtung gedacht waren. Aus welchem Grund auch immer (da ist der Artikel nicht so genau) wurde dann aber auf den Fertigbau und Einsatz dieser optischen Spähsysteme verzichtet – und die Nasa gefragt, ob sie denn an den Teilen interessiert sei, die in einem Lagerraum der Firma ITT Excelis herumstünden. “Wenn einem so ein Secondhand-Teil angeboten wird, dann muss man doch begeistert sein”, meint der Nobelpreisträger Adam Riess gegenüber der NY Times. “So was liegt ja nicht einfach bei Wal-Mart herum.” Die Fernrohre – die zwar den gleichen Spiegeldurchmesser wie das Hubble haben (ca. 2,4 Meter), aber eine wesentlich kürzere Brennweite, da sie für Erdbeobachtungen gedacht waren – sollen nun zum Wide Field Infrared Survey Telescope umgerüstet werden, das sich vor allem der Erforschung von Exoplaneten sowie der dunklen Energie widmen soll. Dessen Start war ursprünglich frühestens für 2024 vorgesehen; vorausgesetzt, dass die benötigten 1,5 Milliarden Dollar bewilligt würden. Dank der abgelegten Spionageteleskope (die zwar ein paar technische Anpassungen des Projekts erfordern, aber ansonsten offenbar sehr willkommen sind) könnte sich der Kostenaufwand um ein Viertel verringern und der Start bereits 2020 möglich sein.

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Kommentare (1)

  1. #1 a+
    9. Juli 2012

    Kurzer Nachtrag zu der Story: Dieser Wikipedia-Artikel dazu ist ganz nett: Keyhole 11 (ja, genau: Keyhole Markup Language…) ist quasi das, was sie da haben. Ein Hubble mit anderer Fokuslänge.
    Hubble, so scheint es, ist vielleicht das Nebenprodukt von Keyhole 11.