Das setzt natürlich voraus, dass die Notwendigkeit der Kommunikation überhaupt erst mal begriffen wird. Die Anekdote um Galileos Anagramme illustriert leider einen ebenso alten wie schwierigen Aspekt der Wissenschaft und Kommunikation: Das Bedürfnis der Forscher, ihre Entdeckungen zumindest für lange Zeit geheim zu halten. Moderner ausgedrückt: sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Obwohl wir uns hier bestimmt längst einig sind, dass Forschung besser in Kooperation als in Konfrontation funktioniert , gibt es doch immer noch das Bedürfnis zur Vertraulichkeit – und dies spiegelt sich letzlich sogar in den Regeln vieler Journale wider, nur Arbeiten anzunehmen, die nicht schon anderweitig publiziert wurden. Exklusivität ist, wie jeder Journalist weiß, nur durch Verschwiegenheit im Arbeitsprozess zu wahren.
Die Notwendigkeit der Überzeugungskraft
Aber warum wollen wir überhaupt, dass Wissenschaft besser kommuniziert? Reaktorkatastrophen und Raumschiff-Unglücke sind zwar spektakulär, aber selten, und überhaupt, warum sollen sich Forscher nicht nur in die Karten schauen lassen, sondern diese auch noch proaktiv offenlegen und ihre Spielzüge erklären? Warum fordern wir bessere Kommunikationsfähigkeiten von Wissenschaftlern, aber nicht von Juristen und Steuerfachleuten, beispielsweise? Letztere haben ebenso komplizierte Sachverhalte, mit denen sie sich beschäftigen, und die Folgen ihrer Handlungen sind zumeist noch viel unmittelbarer für die Bevölkerung…
Was Wissenschaftler von Rechts- und Steuerexperten unterscheidet, ist Macht: Steuer- und sonstige Gesetze müssen nicht überzeugen, ich muss mich an sie halten, egal ob ich sie begreife oder nicht. Doch Wissenschaft kann ich, wenn ich will, auch ignorieren, sie kann mich nicht zwingen, mich mit ihr auseinanderzusetzen. Selbst wenn dies überlebenswichtig für mich wäre.
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