Die letzte Station auf der JSC-Tour ist eine große, aber ansonsten eher unauffällige Halle, etwa so lang wie ein Fußballfeld. Sie ist nichts anderes als das Schutzdach für eine komplette Saturn-V-Rakete; aber ich muss zugeben: auf die Seite gelegt, ist das Ding zwar immer noch riesig, aber längst nicht so Ehrfurcht gebietend wie selbst die noch einige Jahre ältere Redstone-Rakete mit einer Mercury-Kapsel als Spitze, die vor der Halle aufgestellt ist. Aber es ist geradzeu einschüchternd, sich klar zu machen, dass diese Rakete, so groß wie ein Kirchturm, letztlich nichts weiter als ein gigantischer Treibstrofftanks für ein “Fahrzeug” ist, das in jedem Wohnzimmer Platz finden könnte.

Die Apollo-17-Kapsel, die den Namen “America” trug, ist übrigens im Space Center (dem Museum) ausgestellt, zusammen mit den Kapseln von Gemini 5, beispielsweise, oder dem Taschenrechner HP-63, der als “Reservecomputer” die Apollo-Sojus-Mission im Juli 1975 mitgemacht hatte. Der Kommandant der Sojus-Besatzung war übrigens Alexej Leonow, der als erster Mensch außerhalb eines Raumschiffes im All geflogen ist.

Habe ich schon erwähnt, dass ich die Hand dieses ersten Mannes im freien All geschüttelt habe, als ich ihn 1989 für eine halbe Stunde interviewen durfte? Leider habe ich keine Kopie des Interviews in meinem Privatarchiv, und OnlineArchive gab’s damals noch nicht … Bei meinem Besuch im Space Center konnte ich zwar keine Astronauten- oder Kosmonautenhände schütteln, aber ich konnte den Mond berühren – genauer gesagt, ein kleines Stück Mondgestein, das hier zum Anfassen ausgestellt ist. Mondgestein kann ich zwar auch im American Museum of Natural History sehen – aber anfassen darf man dort nicht. Es sieht zwar von den ich-weiß-nicht-wievielen Händen, die schon vor mir hier waren, ziemlich poliert aus, aber erstens bin ich heute ganz alleine in dem Raum, wo die Mondbrocken gezeigt werden, und zweitens werde ich vermutlich keine bessere Chance in meinem Leben bekommen, den Mond zu berühren. Ich habe mir ein paar Minuten Zeit dafür genommen …

*Eigentlich wollte ich den Text, mit dem Laptop auf den Knien am Flughafen getippt, noch am 11.12. posten – aber dann war kein WiFi-Zugang zu kriegen. Noch ein technischer Stolperstein, von denen es in den vergangenen zwei Tagen, wie es mir schien, Dutzende gab. Das schlimme an Technik, die so alltäglich geworden ist, dass man sie kaum noch wahrnimmt, ist das Gefühl der Hilflosigkeit, wenn sie dann plötzlich nicht mehr verfügbar ist.

Nachtrag: Dieses T-Shirt habe ich meinem Sohn als Souvenir mitgebracht. Er fand’s witzig (und ich auch):
EscapeVelocity

flattr this!

1 / 2

Kommentare (3)

  1. #1 roel
    *****
    12. Dezember 2013

    Eugene Cernan und Harrison Hagan Schmitt

  2. #2 rolak
    12. Dezember 2013

    das Gefühl der Hilflosigkeit

    Oh ja, leider zu sehr bekannt…

    mit dem Apollo-17-Flug endeten auch die träumerischen Höhenflüge meiner Kindheit

    So ähnliche Reminiszenzen erwischten mich heute morgen beim Ansehen der frisch gesendeten Brandt-Biographie.

  3. #3 Jürgen Schönstein
    12. Dezember 2013

    Danke! Den fehlenden zweiten Namen habe ich mal wieder übersehen, jetzt aber ergänzt.