Vielleicht haben’s einige LeserInnen ja mitgekriegt: Ich war in den vergangenen Wochen unterwegs (einen Hinweis darauf gab’s ja schon hier). Zum Abschluss der Reise ging’s noch nach Paris; zum Beleg hier ein Foto des Vollmonds über der Seine:
Moon over the Seine

Aber nun bin ich zurück in Cambridge, und habe mir als erstes die heutige Ausgabe der New York Times geschnappt, die schon vor meiner Tür lag. Gleich zwei Geschichten fand ich darin, die ich einfach mal als Lesetipp teilen will – eine, weil sie die Frage aufwirft, ob ein scheinbar erfolgreicher chirurgischer Eingriff an einem erst vor relativ kurzer Zeit entdeckten Ligament, der angeblich bei bestimmten Knieverletzungen helfen soll, aber nie klinisch-systematisch getestet wurde und nur in einem, wie der Entdecker des Verfahrens selbst sagt, eher unbedeutendem Fachblatt namens Journal of Anatomy publiziert wurde (“Nichts, was ein Orthopäde liest”, gibt der Entdecker Dr. Steven Claes zu), überhaupt erfolgreich sein kann. Weil es dieses Ligament, wie andere Experten finden, überhaupt nicht gibt. Die Story dazu gibt es hier: Surgery Fixes a Ligament (if It Exists). Does It Fix the Knee?

Die andere Story (die erste stand, eher unerwartet, im Wirtschaftsteil der Zeitung) geht viel mehr an die Grundlagen – des Lebens auf der Erde, bitteschön. Es geht dabei um ein Paper in Nature Microbiology, in dem Forscherinnen und Forscher der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, unter der Federführung von William Martin, das Genom des letzten gemeinsamen Vorfahren aller heutigen Lebensformen, kurz LUCA genannt (Last Universal Common Ancestor) rekonstruiert haben. Gerade mal 355 Gene müsste dieser Ur-Einzeller gehabt haben, fanden sie heraus. Und die Funktionen dieser Gene deuten darauf hin, das dieser Ur-Einzeller im Umfeld von heißen Tiefseequellen gelebt haben muss. So weit, so gut – doch die Frage, die nun diskutiert wird ist: War dieser letzte gemeinsame Vorfahr auch die Urform des Lebens? Oder hat sich, wie andere Stimmen plausibel argumentieren, das Leben ganz woanders entwickelt – aber nur eine dieser Formen, die nach akademischer Schätzung vor etwa vier Milliarden Jahren gelebt haben muss (was immer man halt unter “leben” versteht – das ist ja auch ein fließender Begriff) hat schließlich den Stammbaum aller heutigen Lebewesen begründet. Die Story und die Diskussion dazu findet Ihr hier: Meet Luca, Ancestor of All Living Things.

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Kommentare (3)

  1. #1 rolak
    27. Juli 2016

    Meet Luca

    Vor circa zwei Wochen, als eine Kollegin Hilfe bei einem Transport benötigte. Deren Sohn heißt nämlich so ;‑)

  2. #2 Spritkopf
    27. Juli 2016

    Gerade mal 355 Gene müsste dieser Ur-Einzeller gehabt haben, fanden sie heraus.

    Ist das wirklich so? Ich habe den Artikel so verstanden, dass 355 der heutigen Gene von Bakterien und Archaeen schon in Luca vorhanden waren. Aber wieviele Gene sein Erbgut insgesamt hatte, muss unklar bleiben.

  3. #3 gedankenknick
    27. Juli 2016