Foto: Susumu Komatsu via Flickr.com (CC-BY-2.0)

Das alles ist sicher sehr spannend, und Sportfans können sich hier sicher von Herzen echauffieren. Doch an meinem Bewusstsein nagt etwas ganz anderes: Sind bezahlte Gutachter, wie etwa die Exponent-Mitarbeiter, wirklich Wissenschaftler, wie die New York Times in ihrer Schlagzeile schreibt? Sind sie “Forscher” im wahren Sinn des Wortes, die sich für nichts anderes als die Wahrheit – oder zumindest die beste Annäherung an selbige, die sie mit den verfügbaren Mitteln erreichen können – interessieren? Ist der Bericht, den Exponent vorgelegt hat, wissenschaftlich?

Er wurde sicherlich von wissenschaftlich qualifizierten Personen erarbeitet, deren Fachkenntis und Sorgfalt ich nicht beurteilen kann, aber jedenfalls auch nicht bezweifeln möchte. Und diese Personen haben wissenschaftlich adäquate Mittel und Methoden verwendet (soweit ich das aus dem NYTimes-Artikel ersehen kann). Doch das alles genügt immer noch nicht. Denn der Bericht selbst wurde nicht von den Exponent-Leuten zusammengestellt, sondern von der Anwaltskanzlei; er wurde auch nicht von anderen Wissenschaftlern in einer Peer-Review begutachtet, sondern von einem einzelnen Princeton-Physiker und den Exponent-Mitarbeitern gegengelesen. Und er ist, wie gesagt, keine wissenschaftlich unabhängige Arbeit, sondern ein Gutachten, das im Auftrag einer interessierten Partei erstellt wurde.

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Kommentare (17)

  1. #1 Bullet
    22. September 2016

    @Jürgen: dein Ende-of-Kursiv-Tag ganz am Ende deines Artikels [“… das im Auftrag einer interessierten Partei erstellt wurde. “] ist kaputt. Die ganze Seite unterhalb des Artikels ist jetzt kursiv. 🙂

  2. #2 Bullet
    22. September 2016

    ups. Schon korrigiert. 🙂

  3. #3 Bullet
    22. September 2016

    Argh. Nee, doch nicht. Die erste Seite geht, aber wenn man umblättert, sieht man’s.

  4. #4 Jürgen Schönstein
    22. September 2016

    Jetzt aber…

  5. #5 anderer Michael
    22. September 2016

    More probable than not, war die Wertung im Wells-Report. Das ist eine Terminus im US-amerikanischen Zivilrecht, und bedeutet preponderance of the évidence. Also kein unumstößlicher Sachbeweis, sondern es ist wahrscheinlicher ,dass eine Manipulation vorliegt, als dass keine vorliegt. Im deutschen Sozialrecht gibt es den Terminus “mit hinreichender Wahrscheinlichkeit”, dass z.B. ein körperlicher Schaden durch eine Berufserkrankung verursacht sei. Das ,vermutete ich mal, ist schon mehr als more probable than not.
    Die Firma Exponent wirkt seriös, sie hat z.B. für einen Versicherer ein Gutachten über den Zusammensturz der Twintowers gemacht.
    Die Frage für mich ist: Ist die NFL neutral? Wenn nein, welches Interesse sollte sie haben, ein “Urteil” zuungunsten der Patriots zu fällen?
    Im Prinzip hätte sie auch sagen können, kein eindeutiger Beweis vorhanden, keine weiteren Maßnahmen.

  6. #6 anderer Michael
    22. September 2016

    Jetzt habe ich mir denn Wells-Report angesehen. Das wirkt mehr wie eine staatsanwaltliche Untersuchung mit Veröffentlichung von Text-messages der ” Angeklagten/Beklagten”.
    Auf Seite 199 ( ab ungefähr Seite 136 beginnt der Exponentbericht) wird berichtet: Ausgehend von einem Druck zu Anfang von minimal 12.5 psi und einer Änderung der Temperatur von 67- 71 Fahrenheit auf 48, sollte ein Druck zwischen 11.32 und 11.52 vorliegen.Weiter oben sind sie Ergebnisse der Halbzeitmessung aufgeführt. Von 11 Bällen der Patriots waren drei unter 11.32 bei einem Schiedsrichter, beim anderen 8 Bälle. Die 4 Bälle der Colts waren unauffällig .
    Ist schon auffällig, vor allem die Differenz bei den Schiedsrichtern.
    Andererseits, wenn es ungewöhnlich wäre,dass Bälle Druck verlieren in diesem Ausmaße, verstehe ich das “Urteil” der NFl schon.

  7. #7 Jürgen Schönstein
    22. September 2016

    @anderer Michael

    Ist die NFL neutral?

    Gute Frage. Sollte sie, als Dachvervand, ja eigentlich sein, aber erstens ist Football ein Muktimilliarden-Dollar-Business, mit vielen konkurrierenden Interessen, die an diesem Kuchen teilhaben wollen, zweitens geht es hier um Profi-Sport, also eine an Persoenlichkeiten gebundene Aktivitaet, die nahezu unausweichlich Emotionen und Parteilichkeit mit sich bringt, und drittens haben die Patriots sowieso den Ruf, die Regeln gerne zu ihren Gunsten auszudehnen.

    MIr ist egal, dass die Patriots hier verknackt wurden – mir waere es auch egal, wenn sie komplett aus der Liga rausgeworfen wuerden (weil mich Football nicht die Bohne interessiert). Aber ich finde es zumindest nachdenkenswert, wenn ein bezahltes Gutachten als “wissenschaftlich” praesentiert wird – waehrend echte Wissenschaftler (wie beispielsweise John Lenoard) darauf hinweisen, dass allein scho die Qualitaet der Original-Messungen – von den verwendeten Messinstruenten bis hin zu den unzureichend kontrollierten Messbedingungen – eigentlich gar keine eindeutige Aussage mehr zulassen (obwohl er sich dann selbst zu genau so einer verleiten laesst, zugegeben).

    Exponent ist sicher eine serioese Firma, soweit es die Dinstleistungen betrifft, die sie anbietet. Aber sie ist halt eine Firma, d.h. dass sie ihre eigenen kommerziellen Interessen wahrnehmen muss. Und wenn ich mal den NYiImes-Artikel hier paraphrasieren darf, dann hat Exponent den Fall – der eigentlich nicht in ihre Kernkometenz faellt – vor allem deswegen angenommen, weil er ihr Publicity bringen wuerde. Und sie wusste, dass sich fuer das Ergebnis “nichts laesst sich beweisen” kein Aas interessieren wuerde – eine objektive Neutralitaet ist da sicher schwer zu erzielen.

  8. #8 anderer Michael
    22. September 2016

    Ich kann nachvollziehen, wenn Sie, im universitären Lehrbetrieb tätig, andere Kriterien für Wissenschaft und wissenschaftliches Vorgehen haben, speziell bei Unabhängigkeit, Auftraggebern oder Drittmitteln, als sie vielleicht bei Zeitungen mit Auflagenabhängigkeit oder Verbänden vorhanden sein können.
    Ich könnte mir vorstellen, die NFL, die Vereine , die Spieler,die Anwälte , die Medien, die Fans und die “Gutachter ” meinen es schon ernst. Aber wie Sie sagen, es ist ein Milliardenunterhaltungsgeschäft. Klappern und da und dort ein Skandälchen, damit man in den Medien vertreten ist. Das ist in Deutschland beim Fussball ähnlich.Nicht dass ich sagen möchte, dass wird absichtlich gemacht (Cave Verschwörungstheorie). Und es geht doch eigentlich um nicht zuviel, die Footballgemeinschaft kann sich aufregen und Emotionen zeigen ohne schlechtes Gewissen und sich wichtig machen(1), anders als vor ein paar Jahren ,als wegen der sehr harten Tacklings es eine grundlegende Diskussion zum Thema Sicherheit / Gesundheit gab ( meines Wissens war Donald Trump Hardliner dabei). Irgendwie gehört so was eben auch zur Show. Das ist nur eine Vermutung.Weil ansich ist American Football langweilig und ist in den Pausenshows am interessantesten.
    Die Strafen, gemessen am Vorwurf, sind eigentlich sehr gering.

    1. Nicht missverstehen bitte. Sie sind damit nicht gemeint, sondern die Fußball -und Footballszene. Und außerdem ist dieses Thema interessant als Einblick in das dortige Denken.

    P.S. Mein Englisch ist nicht so besonders. Alles habe ich bei den vielen Links nicht verstanden.
    Aber im letzten Link stand” Facts,schmacts”, das finde ich originell .Die Vorsilbe ” schm” soll ein sarkastischer Hinweis sein, dass man selber oder andere das korrekte Wort inhaltlich nicht ernst nehmen.

  9. #9 Laie
    22. September 2016

    Vielleicht sollten die lieber mit runden Bällen spielen, damit haben nicht nur Europäer ihren Spaß sondern auch Hunde! 🙂

  10. […] Deutschland wird man vom Deflategate (ja, das ist schwer auszusprechen) nicht so viel mitbekommen haben, Es ging um Footballbälle, die […]

  11. #11 RPGNo1
    23. September 2016

    @Laie
    Der Frauenfussball ist in den USA eine der großen Sportarten, wobei die großen Erfolge der US-Mannschaft in den vergangenen Fußball-WMs sicherlich beigetragen haben.
    Bei den Männern ist der Fussball immer noch zweitrangig, obwohl sie unseren Klinsi als Trainer importiert haben. 😉

  12. #12 Bullet
    23. September 2016

    Äh, Jürgen, hast du #7 aufm Händi getippt? so viele Schreibfehler machst du sonst nicht. 😉

  13. #13 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2016/09/22/bnd-gesetz/
    23. September 2016

    @RPGNo1:

    Der Frauenfussball ist in den USA eine der großen Sportarten … Bei den Männern ist der Fussball immer noch zweitrangig …

    Frauenfussball ist in den USA eine der großen Frauensportarten. Meines Wissens gibt es sowohl mehr aktive Fussballer, als auch höhere Zuschauerzahlen bei den Männern. Nur sind die Sportarten Basketball und am. Football noch viel beliebter, in den Frauenvarianten aber nicht.

  14. #14 RPGNo1
    23. September 2016

    @user unknown
    Du hast es jetzt zum US-Frauenfussball etwas detaillierter ausgeführt. Der US-amerikanische Männerfussball ist jedoch immer noch bestenfalls zweitrangig (https://www.tagesspiegel.de/sport/fussball-in-den-usa-major-league-soccer-keine-chance-gegen-die-big-four/11465168.html). Zu den beliebten (Männer-)Sportarten American Football und Basketball kannst du dann noch Eishockey und Baseball hinzuzählen.

  15. #15 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2016/08/10/bodentierhaltungsturnen/
    24. September 2016

    @RPGNo1

    Du hast es jetzt zum US-Frauenfussball etwas detaillierter ausgeführt. Der US-amerikanische Männerfussball ist jedoch immer noch bestenfalls zweitrangig

    Ja, aber Du vergleichst Äpfel mit Obst.
    Männerfussball ist zweitrangig, hat aber mehr Teilnehmer u. Zuschauer als Frauenfussball. Das wird oft missverständlich dargestellt.

  16. #16 RPGNo1
    24. September 2016

    @user unknown
    Hast du Zahlen oder einen Link, dass der US-Männerfussball mehr Teilnehmer und Zuschauer als Frauenfussball hat? Oder auch, dass mehr US-Männer als Frauen Fußball spielen (siehe deinen Kommentar #13)?

  17. #17 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2016/09/25/43-berlinmarathon-5844/
    25. September 2016