Henri Cartan, letztes noch lebendes Gründungsmitglied der Bourbaki-Gruppe, ist letzten Mittwoch im Alter von 104 Jahren gestorben.
Bourbaki war das Projekt einer Gruppe von Mathematikern, (in wechselnder Zusammensetzung zwischen 1939 und 1983) die im 20. Jahrhundert weit auseinander divergierenden Gebiete der Mathematik in einer 40-bändigen Lehrbuchreihe in einheitlicher Notation und formal sehr strengem Stil zu vereinen.
Es ging also um die Schaffung eines Lehrbuchkanons, der die gesamte Universitäts-Mathematik (allerdings ohne die Angewandte Mathematik) abdeckt. Wegen des sehr formalen Stils werden die Bücher heute allerdings in der Regel eher als Nachschlagewerke und weniger als Lehrbücher an den Universitäten verwendet.
Ein Kuriosum am Rande ist vielleicht, daß die personelle Zusammensetzung der Gruppe damals immer streng geheimgehalten wurde (inzwischen weiß man aber, daß die Beteiligten einige der damals weltweit führenden Mathematiker waren). Für den fiktiven Autor “Nicolas Bourbaki” erfanden die Gruppenmitglieder sogar eine Biographie und verstanden es, diese Fiktion einige Zeit aufrecht zu erhalten.
In der eigentlichen Forschung war Cartan vor allem bekannt für seine Arbeiten über die Kohomologie kohärenter Garben.
Weitere biographische Informationen findet man hier.
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