Gestern hatten wir über neue Primzahl-Rekorde berichtet, und auch in anderen Gebieten der Forschung spielt “Verteiltes Rechnen” längst eine große Rolle.

Verteiltes Rechnen wird bei sehr rechenintensiven Problemen, für die entweder heutige Supercomputer nicht ausreichen oder für die keine Finanzierung vorhanden ist, eingesetzt.

Die Anwendungen reichen von der Suche nach neuen Primzahlen (im GIMPS-Projekt, über das wir gestern berichtet hatten) über die Bestimmung von Proteinen zur HIV-Bekämpfung zur Suche nach Pulsaren (beides im BOINC-Projekt).

Viele Projekte für verteiltes Rechnen, an denen sich jeder ohne großen Aufwand beteiligen kann, sind bei BOINC angesiedelt.

Ich hoffe mal, daß ich jetzt mit diesem Artikel nicht Eulen nach Athen (oder Kohlen nach Newcastle, wie man in England sagt) trage. Immerhin nehmen am BOINC-Projekt ja bereits über eine halbe Million Leute teil. (Und zufällig gab es letzte Woche auch hinterm Mond einen ähnlichen Artikel.)

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BOINC (Berkeley Open Infrastructure for Network Computing) ist ein Projekt, mit dem man ungenutzte Rechner-Kapazitäten wichtigen Projekten verfügbar machen kann.

Man installiert das Programm auf seinem Rechner und wählt die Projekte aus, an denen man beteiligt sein möchte. Sobald der Rechner 30 Sekunden (oder eine andere voreingestellte Zeit) nicht genutzt wird, startet er automatisch mit der Bearbeitung der Projekte.

Populäre Projekte unter dem Dach von BOINC sind z.B.
Rosetta: bestimmt die dreidimensionale Struktur von Proteinen, letztlich um Krankheiten wie HIV, Malaria, Krebs und Alzheimer zu bekämpfen (genaueres hier)
climateprediction.net: untersucht, wie sich Klimamodelle bei geringfügig veränderten Bedingungen verhalten
Einstein@home: sucht nach Pulsaren
SETI@home: sucht nach außerirdischer Intelligenz
LHC@home: simuliert Teilchen im LHC, um die Stabilität ihrer Orbiten zu untersuchen
Rectilinear crossing number: sucht zu einem Graphen die minimale Kreuzungszahl (mit geradlinigen Kanten)

Das Bild zeigt einen typischen Bildschirmschoner aus dem Rosetta-Projekt:

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Die meisten Projekte für verteiltes Rechnen sind wie BOINC an Universitäten angesiedelt. Es gibt aber auch Ausnahmen wie rc5, wo es um RSA-Kryptographie geht, oder eben GIMPS, die nach großen Primzahlen suchen.

Über die neuen Primzahl-Rekorde hatten wir gestern berichtet. Von der GIMPS-Webseite:

On August 23rd, a computer reported finding a new Mersenne prime to the server! Because I was on vacation, verification did not begin until the 26th. Three independent verification runs with different hardware and software confirm the new prime!

Amazingly, on September 6th, another computer claims finding a new Mersenne prime!! Independent verification also confirms this new prime! The second and third verifications are due on the 14th.

The primes were independently verified in 13 days and 5 days respectively by Tom Duell (Burlington, MA, USA) and Rob Giltrap (Wellington, New Zealand), both of Sun Microsystems, using the Mlucas program by Ernst Mayer of Cupertino California USA. The verification ran on 8 dual-core SPARC64 VI 2.15Ghz CPUs of a Sun SPARC Enterprise M5000 Server and 4 quad-core SPARC64 VII 2.52GHz CPUs of a Sun SPARC Enterprise M8000 Server in Menlo Park, CA, USA.

The second independent verification was run by Jeff Gilchrist of Elytra Enterprises Inc. in Ottawa, Canada using 16 1.6 GHz Itanium2 CPUs of a server at SHARCNET, running the Glucas program by Guillermo Ballester Valor of Granada, Spain.

A third verification was completed by Tony Reix of Bull S.A. in Grenoble, France using 16 1.6 GHz Itanium2 CPUs of a Bull NovaScale 6160 HPC server.

Kommentare (7)

  1. #1 Daniel
    16. September 2008

    Hey,

    was mich bei der Erwähnung dieser Projekte immer wieder überrascht ist, dass niemand die Stromkosten/Wirtschaftlichkeit erwähnt bzw. näher betrachtet.

    In fast allen Instituten werden bei uns an der Universität die Arbeitsplatzrechner am Ende des Arbeitstages Heruntergefahren, würde man diese nun zur Berechnung der obigen Fälle nutzen, so stellt sich in meinen Augen definitive eine Kostenfrage, die umfangreich diskutiert werden könnte und dann auch sollte.
    Bei den GIMPS Projekt werden die 50.000$ wahrscheinlich die Stromkosten decken, aber sonst?

    Privat fällt jeder User die Entscheidung selbst, ob er die Projekte unterstützt und dafür ein wenig mehr an Stromkosten trägt. Die einen sehen es als Spende an der Forschung usw.

    MfG

  2. #2 Thilo
    17. September 2008

    @ Daniel

    Also eigentlich geht es bei solchen Projekten eher darum, daß die Rechenleistung genutzt wird, wenn man den Computer tagsüber mal ein paar Minuten nicht nutzt. Vielleicht gibt es auch Leute, die ihren Rechner die ganze Nacht laufen lassen, um sich an solchen Projekten zu beteiligen. Aber das ist m.E. nicht, wie es eigentlich gedacht ist. Selbst nutze ich BOINC jedenfalls nur als eine Art Bildschirmschoner, und schalte den Rechner natürlich aus, wenn ich ihn längere Zeit nicht benutze.

  3. #3 matthias
    18. September 2008

    Nachdem ja hier alle so von verteiltem Rechnen schwärmen, hab ich mich auch mal bei “BOINC” angemeldet 😉
    Momentan lass ich das Programm immer nebenher laufen, hab aber den ganzen Laptop im Stromsparmodus – wenn ich nur im Netz surfe oder was schreibe und nebenbei Musik höre bleibt normalerweiße auch bei stark gedrosselter Leistung 80%-90% Rechenkapazität ungenutzt, die werden ab jetzt sinnvoll genutzt. Ich glaub eigentlich nicht, dass sich deswegen meine Stromrechnung erhöht, denn durch den Stromsparmodus verhindere ich ja, dass der Prozessor auf maximaler Leistung läuft.
    Allerdings weiß ich jetzt auch nicht genau, ob diese 80%-90% ansonsten einfach in sinnlosen Schleifen “verbraten” werden oder ob moderne Prozessoren da mit ein paar Stromspartricks noch ein bisschen weniger Energieverbrauch rausholen können?

  4. #4 Anhaltiner
    29. September 2008

    Ich nutze BOINC (früher seti@home) seit einigen Jahren und habe meinen Rechner auch schon mal an einen Stromkostenmesser angeschlossen um zu schauen wie sich das permanente Rechnen bemerkbar macht. Es fällt ja schon auf das der Lüfter beim Laptop sich öfter meldet – aber wenn der Rechner sowieso an ist fallen etwa 10 Watt mehr oder weniger bei mir nicht ins Gewicht. Im Sommer habe ich BOINC auf 75% gedrosselt damit der Lüfter nicht ganz so viel arbeiten muss.

  5. #5 BeckRandi34
    25. Mai 2010

    Every one remembers that our life is high priced, nevertheless some people require money for different stuff and not every one gets enough money. Thus to get some loan and short term loan should be a correct way out.
    Link gelöscht

  6. #6 BRANDIWALLACE29
    12. Oktober 2011

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    Link removed