Bochumer Impressionen.

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Am Freitag war ich in Bochum auf dem NRW-Topology-Meeting.
“If this is your first visit to Bochum, then you are probably shocked by the architecture” begann der gastgebende Prof seine Begrüßungsrede. (Um im Anschluß daran natürlich auch noch viel positives zu erwähnen: daß Bochum letztes Jahr nur knapp in der Endrunde der Exzellenzinitiative gescheitert ist, daß das Land NRW jetzt mit eigenen Mitteln die Ruhr-Uni zur Elite-Universität ausbaut, daß Bochum bereits große mathematische Traditionen hat und ab nächstem Jahr eine regelmäßige Floer Memorial Lecture stattfinden soll.)

Für mich war es nicht der erste Besuch in Bochum, aber die Architektur der Ruhr-Universität ist natürlich immer wieder beeindruckend. Das Audimax (Bild oben) soll sogar in einem amerikanischen Lehrbuch als Beispiel für “ugly german architecture” abgebildet sein.

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Bochum war 1962 die erste Uni-Neugründung nach dem Krieg und die Uni-Architektur ist natürlich bis heute ein kontroverses Thema. Es gab damals Entwürfe von Gropius, Candilis, Bakema, Jacobsen und vielen anderen bekannten Architekten (vollständige Liste hier), aber man entschied sich für einen möglichst billigen Entwurf. Bochum soll bis heute (bei den Baukosten) die billigste deutsche Universität sein. (Jedenfalls habe ich das so gehört. Wobei ich nicht weiß, ob da jetzt die absoluten Kosten oder die Kosten relativ zur Größe gemeint sind.)

Viel schlimmer als die Außenansicht finde ich eigentlich die Innenansichten und die engen Flure.

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Als Lichtblicke gibt es aber schöne Vorlesungsankündigungsplakate (am Fachbereich Mathematik) oder auch einen Audi A4 (vor dem Institut für Werkstoffkunde).

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Das NRW-Topology-Meeting ist übrigens, wie der Name sagt, ein Treffen der Topologen aus Nordrhein-Westfalen, das zweimal im Jahr statffindet, abwechselnd in Bonn, Münster, Bochum, Wuppertal, Düsseldorf, Bielefeld und Osnabrück. (Osnabrück gehört zwar nicht zu NRW, aber zur Konvexen Hülle Nordrhein-Westfalens.)

Der Vollständigkeit halber sollte ich noch erwähnen, daß die Tagung natürlich perfekt organisiert war, die Bochumer Mathematik einen sehr guten Ruf genießt und die Bochumer Mensa (im Ernst) wirklich hervorragend ist. Apropos Essen: ein bekannter Blogger meinte mal (auf dem einzigen Bloggertreffen, an dem ich jemals teilgenommen habe), daß bei Konferenz-Berichten die Seiten mit den Bildern vom Konferenz-Büffet am häufigsten angeklickt werden. Leider hatte ich aber beim Konferenz-Dinner im Living Room meine Kamera vergessen…

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Kommentare (9)

  1. #1 Fischer
    9. November 2008

    *Osnabrück gehört zwar nicht zu NRW, aber zur Konvexen Hülle Nordrhein-Westfalens.*

    Nanana – das muss aber erst noch bewiesen werden. Schlage vor, du machst ein Paper draus und publizierst das. Freue mich schon auf die neuen Ortsschilder: (“Norderstedt – Kreis Pinneberg – Konvexe Hülle der Hansestadt Hamburg”)

    OK, ich geb’s zu, ich bin albern.

  2. #2 Ludmila
    9. November 2008

    Die Architektur der Uni Bochum ist schrecklich. Ich glaube jeder, der vor diesen unglaublich hässlichen dichtgedrängten riesigen Beton-Kasernen steht, ist erst einmal tief geschockt.

    Die 40 Millionen werden wohl nicht reichen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Baustruktur in Bochum im Kern marode ist und dass die Sanierung viel mehr kosten wird.(https://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/01/78/dokument.html?titel=Im+Kern+verrottet&id=58138710&top=SPIEGEL&suchbegriff=im+kern+marode&quellen=&vl=0&qcrubrik=artikel).

  3. #3 milo
    9. November 2008

    Die Bochumer Mensa soll gut sein??! Bitte??!!!!

  4. #4 Thilo Kuessner
    9. November 2008

    @ Ludmila:
    Ich gehe mal davon aus, daß die 40 Millionen nicht für die Gebäudesanierung bestimmt sind 🙂

  5. #5 Juergen
    9. November 2008

    Ich war noch nie in Bochum an der Uni, aber: können Photos lügen?
    https://www.ruhr-uni-bochum.de/kgi/archphot/gursky/uni.htm

  6. #6 Ludmila
    10. November 2008

    @Thilo: Ja klar. Aber gibt es nicht Studien, die zeigen, dass das Umfeld Einfluss auf die Produktivität hat? Wie produktiv soll ein Eliteforscher sein, dem Wasser durch die Decke tropft? Da fühlt man sich doch verarscht und schämt sich noch mehr, wenn man mal nach Berkeley, Stanford, Harvard oder ans MIT kommt.

    Stanford hat ein eigenes Rodin-Museum! Das muss man sich mal reinziehen! Was haben wir an der Uni Köln zu bieten? Ein paar Knochen, Baumscheiben und Mineralien in’s Treppenhaus plaziert und nennen das dann “Geomuseum”.

    Ich hab mich schon so sehr geschämt, als wir mal Kollegen zu uns eingeladen haben, weil die Klos zu dem Zeitpunkt erbärmlich stanken.

  7. #7 Georg Hoffmann
    13. November 2008

    Ok, wenn ich dazu nichts schreibe, wird mir sicher der Arm verdorren oder etwas aehnliches.
    Ich bin ja nicht nur Bochumer, VFL Bochum Fan seit dem Alter von 5 1/2 Jahren, sonder habe waehrend meines Studiums an der RuB “dieses haesslichste Unigebaeude der Weltgeschichte” mal mit ein paar hundert Demonstranten gegen eine moralisch-physische Mehrheit von Polizisten attakiert (wie das so in der Jugend so ist, kann ich mich nicht mehr erinnern, worum es ging, aber ich schwoere es war wichtig).
    Anyhow, hier die Verteidigungspunkte, 1) die RUB liegt in einem Autobahnkreuzz gut zu erreichen. 2) sie liegt im Gruenen mit einem mittelalterlich romantischen Blck auf die Ruhr. 3) sie liegt nicht in Dortmund 4) Viel Balkon, viel freier Himmel. (es sei erwaehnt, dass so tolle Traditionsunis wie Muenchen oder Tuebingen dem Physikstudenten eher ein Troglodistendasein zumuten) 5) Nur 20 Minuten bis ins Ruhrstadion.
    Ich hoffe diese sachlich-objektive Verteidigung wird jetzt mal ruhig zur Kenntnis genommen. Es koennte auch immer noch schlimmer kommen (RUB Motto).

    PS Das mit der hoechsten Selbstmordquote ist nicht wahr.

  8. #8 Thilo Kuessner
    13. November 2008

    @ Georg Hoffmann:

    Zur Selbstmordquote hatte ich überhaupt nichts geschrieben.
    (Abgesehen davon gibt es da zumindest in meinem Fach tatsächlich einen bekannten Fall.)

  9. #9 Nico
    21. November 2008

    Zumindest innen kann der Klotz unserer Informatiker in Bonn locker mithalten. Ich meine, in Bochum sind die Wände angestrichen. Hässlich, aber immerhin. Bei unserer Pädagogischen Fakultät (also besagter Klotz) hat man es bei kahlen grauen Betonwänden belassen.