Die New York Times berichtet gestern über die Bekanntgabe der 5 Gewinner des neuen, mit 3 Millionen $ Preisgeld ausgestatteten Milner-Preises. (The Multimillion-Dollar Minds of 5 Mathematical Masters)

Der Preis soll in Zukunft jährlich an jeweils einen Preisträger vergeben werden, heuer beim ersten Mal sind es ausnahmsweise 5 Preisträger: Donaldson (bekannt u.a. für seine analytisch definierten 4-Mannigfaltigkeits-Invarianten, mit denen man beweisen kann, dass viele 4-Mannigfaltigkeiten keine Differentialstruktur haben), Kontsevich (bekannt neben vielen anderen Dingen für seine universelle Knoteninvariante), Lurie (Erfinder der derivierten algebraischen Geometrie), Tao (schwer zu sagen, was man da zuerst nennen soll, einem breiteren Publikum ist wohl vor allem der Satz von Green-Tao über beliebig lange arithmetische Folgen von Primzahlen ein Begriff) und Taylor (bekannt für den Beweis der Modularität elliptischer Kurven mit Breuil-Conrad-Diamond).

Der Preis wird von dem Internet-Unternehmer Juri Milner privat finanziert und er entscheidet anscheinend letztlich auch alleine über die Auswahl der Preisträger. (Laut NYT sollen die jetzigen Preisträger ein Komitee für die Auswahl künftiger Preisträger bilden.)

Neben der Mathematik finanziert Milner auch entsprechende mit je 3 Millionen $ ausgestattete Preise in Physik (künftig einen pro Jahr) und Lebenswissenschaften (sechs pro Jahr). Man fragt sich spontan, ob Preise in einer solchen Größenordnung nicht einem einzelnen Sponsoren zuviel Einfluß auf die Wissenschaft einräumen werden – eine Frage, die im NYT-Artikel keine Rolle spielt, aber sicher noch für Diskussionen sorgen wird.

Kommentare (16)

  1. #2 Kassenwart
    24. Juni 2014

    Man kann Preise auch ablehnen wenn man sich sonst in Abhängigkeit begäbe. Hat Perelman ja auch gemacht.

  2. #3 Phero
    24. Juni 2014

    Ich glaube, die Abhängigkeit entsteht eher unbewusst vorher – wenn man in eine Richtung forscht, von der man glaubt, dass sie dem Ausschreiber des Preises gefällt.

    Und Perelman hat den Preis meines Wissens abgelehnt, weil seiner Meinung nach Hamilton nicht als Mitentdecker gewürdigt wurde.

  3. #4 Kassenwart
    24. Juni 2014

    @Phero

    Forschen nicht die meisten in “trendigen” Fächern? Ist ja auch verständlich, aber die Gefahr sich eben abhängig zu machen steigt rapide an.

    Das Ablehnen von Preisen scheint Perelman eher prinzipiell zu machen:
    ” (aus Wikipedia: Den EMS-Preis der Europäischen Mathematischen Gesellschaft, den er 1996 zugesprochen bekam, lehnte er ab. Die Fields-Medaille der Internationalen Mathematischen Union, die er 2006 zugesprochen bekam, lehnte er ab. Auch das Preisgeld von einer Million Dollar des Clay Mathematics Institute, welches er 2010 zugesprochen bekam, lehnte er ab.”)

    Dazu gehört eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein. Chapeau!

  4. #5 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.com/2014/06/23/zuse-gedenktafel/
    25. Juni 2014

    Keine Frau bei den Preisträgern?

  5. #6 Dr. Webbaer
    28. Juni 2014

    Man fragt sich spontan, ob Preise in einer solchen Größenordnung nicht einem einzelnen Sponsoren zuviel Einfluß auf die Wissenschaft einräumen werden (…)

    Wie wäre dieses “zuviel an Einfluss” festzustellen?
    MFG
    Dr. W (der ahnt, dass ein Mehr an Kohle der wissenschaftlichen Veranstaltung nur gut tut, gerade wenn es nicht von staatlicher Seite kommt)

  6. #7 Thilo
    9. November 2015

    Heute bzw. gestern Nacht sind die Preise für 2016 vergeben worden. Der Mathematikpreis geht dieses Jahr an Ian Agol https://de.wikipedia.org/wiki/Ian_Agol für den Beweis des “Virtual Fibering Theorem” in der Theorie der 3-dimensionalen Mannigfaltigkeiten.

    Außerdem gab es noch Nachwuchspreise für Larry Guth, André Neves und Peter Scholze, wobei Scholze (wenn ich die Pressemeldung richtig verstehe) die Annahme des Preises verweigert hat.

  7. #10 Thilo
    4. Dezember 2017

    Der Preis für 2018 geht an Hacon und McKernan für ihre Arbeiten zur birationalen Klassifikation algebraischer Varietäten. Die Nachwuchspreise erhalten Aaron Naber, Maryna Viazovska, Zhiwei Yun und Wei Zhang.

  8. #11 Thilo
    18. Oktober 2018

    Der Preis für 2019 geht an Vincent Lafforgue, die Nachwuchspreise erhalten Chenyang Xu, Karim Adiprasito und June Huh, Kaisa Matomäki und Maksym Radziwill. https://breakthroughprize.org/News/47

  9. #12 Thilo
    7. September 2019

    Der Preis für 2020 geht an Alex Eskin, die Nachwuchspreise erhalten Tim Austin, Emmy Murphy und Xinwen Zhu: https://breakthroughprize.org/News/54

  10. #13 Thilo
    12. September 2020

    Der Preis für 2021 geht an Martin Hairer, die Nachwuchspreise an Bhargav Bhatt, Alexander Logunow und Song Sun.

  11. #14 Thilo
    10. September 2021

    Der Preis für 2022 geht an Mochizuki (nicht den mit der abc-Vermutung, sondern den Experten für D-Moduln), die Nachwuchspreise an Aaron Brown, Sebastian Hurtado, Jack Thorne und Jacob Tsimerman.

  12. #15 Thilo
    26. September 2022

    Der Breakthrough Prize für 2023 geht an Dan Spielman u.a. für die Kadison-Singer-Vermutung, die Nachwuchspreise gehen an Ana Caraiani, Ronen Eldan und James Maynard.

  13. #16 Thilo
    16. September 2023

    Dieses Jahr geht der Preis an Simon Brendle, die Nachwuchspreise an Roland Bauerschmidt, Michael Groechenig und Angkana Rüland.