“In etwa 90 % unserer deutschen Jugend – insbesondere im Bereich der technischen Universitäten und Fachhochschulen – dürften diesen Albert Einstein mittlerweile als Spinner ablehnen.” (Ekkehard Friebe, 2005)
Heute ist Einsteins 130. Geburtstag. Statt hier einmal mehr über seine wissenschaftliche Bedeutung zu schreiben (zur Energiegewinnung der Sonne hatte Florian heute schon einen Artikel, und zufällig hatte ich gestern in TvF LVI den Satz unterbringen können, daß Licht, welches sich um ein schwarzes Loch oder einen großen Stern bewegt, eine Geodäte in der Raumzeit durchläuft), heute mal ein paar lustige Google-Fundstücke von besonders skurrilen Einstein-Leugnern.
Immer wieder wird man konfrontiert mit Faltblättern oder Broschüren, die beweisen, daß Einstein sich geirrt habe. (Auch hier auf den scienceblogs findet ja gerade eine Diskussion mit einem hartnäckigen Leugner der Relativitätstheorie statt.)
Was soll das eigentlich alles? Bei Impfgegnern, Helmskeptikern oder Klimawandelleugnern versteht man ja jedenfalls, worum es geht. Aber warum haben Leute ein Problem mit der endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts, warum werden sie zu Gegnern der Relativitätstheorie?
https://www.chrismadden.co.uk/science-cartoons/einstein-relativity.html
Eines der Glanzlichter:
Im Januar 2005 schreibt veröffentlicht ein Regierungsdirektor i.R. Ekkehard Friebe im Internet einen offenen Brief an den Bundeskanzler, um die Eröffnung des Einsteinjahres 2005 zu verhindern.
Die Liste seiner Argumente ist sehr lang, ich kopiere mal ein paar kürzere:
• In etwa 90 % unserer deutschen Jugend – insbesondere im Bereich der technischen Universitäten und Fachhochschulen – dürften diesen Albert Einstein mittlerweile als Spinner ablehnen.
(Das bedeutet natürlich nicht, daß man diesen Saal im Historischen Museum mit
„relativistischen Jubelpersern” nicht voll bekommen kann!)
• Persönlich bin ich im Besitz einer eidesstattlichen Erklärung, gemäß welcher ein neuer Assistent von Albert Einstein nach nur sechs Wochen Dienst seinen Job mit dem Ausruf „Dieser Mann ist ein Betrüger” geschmissen hatte.
[…]
• Als der olle Einstein am 18. April 1955 endlich an seinem Aneurysma verstorben war, wurde sein Gehirn auf eigene Verfügung hin der Wissenschaft vermacht. Dabei wurden 70 % über der Norm liegenden Werte von Gliozellen gefunden, was als ein Hinweis für geistig gestörte Persönlichkeiten zu werten ist.
• Von den Relativisten wird das Jahr 1905 vielfach als „annum mirabilis” gepriesen. Tatsächlich war es eher ein “annum horribilis”. Paul Drude, der Herausgeber der Annalen der Physik muß dies wohl gesehen haben. Jedenfalls erschoß er sich im Jahre 1906. Paul Drude war dabei jung, sportlich, angeblich glücklich verheiratet und Vater von vier unmündigen Kindern.
(Zwischendurch bringt er auch eine Reihe physikalischer Argumente gegen die Relativitätstheorie, die ich hier ausgelassen habe und die man sich im Original anschauen kann.)
Übrigens behauptet Friebe auch, daß jemand anders schon 1904 die Gleichung E=mc2 (oder jedenfalls eine sehr ähnliche Gleichung) hingeschrieben habe. Das erinnert an die Geschichte um Rudolf Steiner und die Schrödingergleichung. Oder an diese Karikatur:
https://www.gg-mz.uni-mainz.de/index.php?id=7
Weniger amüsant sind dann schon politische (Um)deutungen der Relativitätstheorie.
Zum Beispiel stellt der Berliner Wissenschaftshistoriker Siegfried Grundmann 2004 in seiner Arbeit “Bevölkerungslehre im und vor dem dritten Reich- das Raumproblem” gar einen Zusammenhang zwischen Einsteins Raum-Konzept und der “Volk ohne Raum”-Theorie her: “Zu fragen wäre auch, warum die Frage nach dem Raum in zahlreichen Wissenschaften (und nicht nur dort) am Beginn des 20. Jahrhunderts eine so bedeutsame Rolle gespielt hat – in Physik und Mathematik, Ökonomie, Soziologie und Belletristik. Eine überragende, inspirierende Rolle hat dabei zweifellos Einsteins Relativitätstheorie gespielt; für die Belletristik wurde das von Carsten Könneker nachgewiesen.32 Andererseits freilich hat Einstein die raumbezogenen Theorien von Soziologen, Ökonomen usw. für die Entwicklung seiner Theorie nicht benötigt.” aus Mackensen(Hsg.) “Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik im dritten Reich”, S.323
Bezieht sich das auf die Idee eines beschränkten Universums? Soweit ich weiß, ist doch nur das Beobachtbare Universum endlich, nicht unbedingt das Universum als Ganzes?
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