Das erklärt zwar Lindemanns Interesse an der “Elektrodynamik bewegter Körper”, macht ihn aber nicht unbedingt zu einem geeigneten Kandidaten als Ghostwriter der Einstein-Paper. Es sei denn… er wollte seine “Elektronentheorie”-Kritiker dadurch diskreditieren, daß er deren Theorie durch eine noch viel absurdere Theorie ersetzen wollte, um sie so der Lächerlichkeit preiszugeben.
Andererseits… Einstein hat doch bekanntlich alles von seiner Frau abgeschrieben… oder doch eher von Poincaré?
Diese letztere Variante scheint ja vor allem in Frankreich populär zu sein – und nicht nur bei Maurice Allais. Claude Allègre’s Artikel “Lorentz, Poincaré et Einstein” vom L’Express vom 8. November 2004, in dem er Einstein des Plagiats bezichtigt, ist leider nicht mehr online, aber die Leserbriefe dazu sind ebenfalls interessant. Lesenswert dazu ist auch Yves Gingras’ Artikel (derselbe Gingras, der auch schon über Chaos, Solitons and Fractals geschrieben hat), «Henri Poincaré: The Movie. The Unintended Consequences of Scientific Commemorations», Isis 98 (2007) 366-372 (PDF-Datei vom Autor).
Max Feierabend (31.5. 22:57)
Wie es aussieht will er [Peter Rösch] auf Gedeih und Verderb die Relativitätstheorie “germanisieren”. Unter den Nazis war das mit Poincaré schon üblich, weil die Physiker Einstein lehren wollten, aber unter dem Namen Einstein war das ja verpönt. Der Rösch treibt dieses “Eindeutschungsvorbild” offenbar auf die Spitze, seine Verschwörungstheorie dazu ist ziemlich abgedreht. Von “Forschungsergebnissen” (link von iceman) braucht der Rösch nicht zu quasseln. Das funktioniert bei dem ziemlich esoterisch. Um den wahren Urheber der Relativitätstheorie zu zeigen hätten irgendwelche Leute nämlich immer Bilderrätsel im Zusammenhang mit Einstein postiert, um den als Betrüger zu entlarven. Beim Treffen der Nobelpreisträger 1928 zum Beispiel das Bild von Rembrandts Goldhelm, dessen Urheberschaft damals ebenfalls in Frage gestellt worden sei. Oder bei der Solvay Konferenz 1913 sei Einstein zwischen zwei Typen gestanden, wovon der eine Lindemann ähnlich sah (das war Herzen) und der andere ein Lindeman war (das war der Sekretär der Konferenz). Und so geht das munter weiter. Rätsel über Rätsel, die sich ergeben, wenn man sich ein Geheimwissen einbildet. Plemplem eben. Aber wenn der in der jungen freiheit für diese weltanschauliche Einbildung wirbt, dann ist das keine Spielerei.
Achtung: wer über Herrn Thims Experimente, Herrn Hauks Rechen-Aufgaben oder über das Ziegen-Problem diskutieren will, möge das bitte nicht hier, sondern nebenan im Open Thread tun. Danke.
Und hier noch einmal der ursprüngliche Artikel:
Immer wieder wird man konfrontiert mit Faltblättern oder Broschüren, die beweisen, daß Einstein sich geirrt habe. (Auch hier auf den scienceblogs findet ja gerade eine Diskussion mit einem hartnäckigen Leugner der Relativitätstheorie statt.)
Was soll das eigentlich alles? Bei Impfgegnern, Helmskeptikern oder Klimawandelleugnern versteht man ja jedenfalls, worum es geht. Aber warum haben Leute ein Problem mit der endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts, warum werden sie zu Gegnern der Relativitätstheorie?
https://www.chrismadden.co.uk/science-cartoons/einstein-relativity.html
Eines der Glanzlichter:
Im Januar 2005 schreibt veröffentlicht ein Regierungsdirektor i.R. Ekkehard Friebe im Internet einen offenen Brief an den Bundeskanzler, um die Eröffnung des Einsteinjahres 2005 zu verhindern.
Die Liste seiner Argumente ist sehr lang, ich kopiere mal ein paar kürzere:
• In etwa 90 % unserer deutschen Jugend – insbesondere im Bereich der technischen Universitäten und Fachhochschulen – dürften diesen Albert Einstein mittlerweile als Spinner ablehnen.
(Das bedeutet natürlich nicht, daß man diesen Saal im Historischen Museum mit
„relativistischen Jubelpersern” nicht voll bekommen kann!)
• Persönlich bin ich im Besitz einer eidesstattlichen Erklärung, gemäß welcher ein neuer Assistent von Albert Einstein nach nur sechs Wochen Dienst seinen Job mit dem Ausruf „Dieser Mann ist ein Betrüger” geschmissen hatte.
[…]
• Als der olle Einstein am 18. April 1955 endlich an seinem Aneurysma verstorben war, wurde sein Gehirn auf eigene Verfügung hin der Wissenschaft vermacht. Dabei wurden 70 % über der Norm liegenden Werte von Gliozellen gefunden, was als ein Hinweis für geistig gestörte Persönlichkeiten zu werten ist.
• Von den Relativisten wird das Jahr 1905 vielfach als „annum mirabilis” gepriesen. Tatsächlich war es eher ein “annum horribilis”. Paul Drude, der Herausgeber der Annalen der Physik muß dies wohl gesehen haben. Jedenfalls erschoß er sich im Jahre 1906. Paul Drude war dabei jung, sportlich, angeblich glücklich verheiratet und Vater von vier unmündigen Kindern.
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