Einen recht provokanten Vortrag hat Vladimir Voevodsky vor 2 Wochen bei der 80-Jahr-Feier des IAS in Princeton gehalten.
Voevodsky ist eigentlich bekannt als ‘Erfinder’ der A1-Homotopietheorie, einem homotopietheoretischen Zugang zu algebraischen Varietäten über beliebigen Grundkörpern, und für den Beweis der Bloch-Kato-Vermutung.
In seinem Vortrag in Princeton ging es aber um ein anderes Thema, nämlich die Grundlagen der Mathematik.
Bekanntlich hatte Gödel ja 1930 (übrigens ziemlich genau einen Monat nach Gründung des IAS, an dem er später jahrzehntelang angestellt war) bewiesen, daß man die Konsistenz (Widerspruchsfreiheit) der Arithmetik nicht beweisen kann.
Voevodsky betrachtet Gödels Theorem nun nur als einen ersten Schritt zum Beweis der Inkonsistenz der meisten mathematischen Theorien.
Und er geht noch weiter: der Beweis der Inkonsistenz der mathematischen Grundlagen wäre für ihn ‘nicht das Ende der Welt, sondern eine Befreiung’.
Seine Schlußfolgerung:
What we need are foundations which can be used to construct reliable proofs despite being inconsistent.
Man solle Theorien bauen, die zwar nicht widerspruchsfrei sind, deren Ergebnisse aber den intuitiven Erwartungen möglichst nahekommen. (Diese sicher recht provokanten Thesen kommen gegen Ende des Vortrages, in Minute 43/44. Vorher geht es zunächst um logische Grundlagen und Gödels Unvollständigkeitssatz.)
Das Video als Online Stream (auf den Pfeil klicken):
oder zum Herunterladen:
Es gab bei der 80-Jahr-Feier des IAS übrigens noch 2 andere interessante Vorträge, nämlich “Verschwörungstheorien in der Medizin” (Video auf https://video.ias.edu/fassin-80th) und “Quanten, Symmetrie und Topologie” von Frank Wilczek (Video auf https://video.ias.edu/wilczek).
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