Aus aktuellem Anlaß: Beispiele von Plagiaten in wissenschaftlichen Arbeiten.

Kimball Martin hat sich die Mühe gemacht, über einige Jahre ungewöhnliche Besprechungen, z.B. zu Plagiaten, aus den “Math Reviews” auf seiner Webseite zu sammeln. Einige Kostproben:

Marcu, Dvanuct “A note on a theorem on matroids.” Comment. Math. Prace Mat. 36 (1996), 167–168.

The author adds three introductory sentences to a paper of G. P. Whittle\ [Discrete Math. 54 (1985), no. 2, 239; MR0791665 (86j:05047)] and changes the word “principal” to “fundamental”. He also adds an acknowledgement to the referee but fails to add an acknowledgement to Whittle for writing the original paper.

Choudhary, M. P. “Infinite index property of subgroups in a free group.” Vikram Math. J. 22 (2002), 6–12.

This paper is a pure plagiarism. The very few changes from the original paper are quite superficial and do not conceal the theft in any way. The only effect of some small modifications is to make the “results” which are stated here preposterous; this is probably an indication that the “author” has not understood what he has copied and published.

The original paper is [G. N. Arzhantseva, Proc. Amer. Math. Soc. 128 (2000), no. 11, 3205–3210; MR1694447 (2001b:20040)].

oder auch (nicht direkt ein Plagiatsfall):
Jean, Maw Ding “Continuous sections of $C\sp{*} $-bundles.” Soochow J. Math. 8 (1982), 73–79.

The theorems are obvious or well-known elementary facts about $C^*$-algebra fibre bundles.

Auch beim “Zentralblatt” fallen immer wieder Plagiate auf, die dann bei “rank zero” in der Rubrik Zweitverwerter zweitverwertet werden wie

Bogdan Gheorghe Munteanus “On the law of large numbers for free identically distributed random variables.” [Gen. Math. 15, No. 4, 55-68 (2007)

The paper is an almost identical copy of p. 455 and pp. 457-465 of H. Bercovici, V. Pata [Ann. Probab. 24, No.1, 453-465 (1996; Zbl 0862.46036)], an article that is not listed in the bibliography. The author has copied all the results and proofs almost verbatim; he has just added some elementary remarks in doubtful English like “Is know the fact that ℑ(1/z)=-(ℑ z)/(|z|2).” (p. 65).

Li Zhu “Tube domains on antisymmetric matrices and representations of minimal representations.” [J. Math. Anal. Appl. 352, No. 2, 846-855 (2009)

The editors of the Journal of Mathematical Analysis and Applications have retracted this paper, since it is a plagiarised copy of H. Seppänen’s work that appeared in [Int. J. Math. 19, No.~10, 1247-1268 (2008; Zbl 1157.22005)].

oder gleich drei Veröffentlichungen vom selben Autor aus dem selben Buch abgeschrieben:

1. C. Ciobanu, I. Coltescu, Vanishing results for semisimple Lie algebras. [An. Ştiinţ. Univ. “Ovidius” Constanţa, Ser. Mat. 11, No. 2, 51-56 (2003)].

2. C. Ciobanu, The Lie algebra sl(2) and its representations. [An. Ştiinţ. Univ. “Ovidius” Constanţa, Ser. Mat. 11, No. 1, 55-62 (2003)].

3. C. Ciobanu, Representations of the Lie algebra sl(2). [An. Ştiinţ. Univ. “Ovidius” Constanţa, Ser. Mat. 8, No. 1, 59-66 (2000)].

The paper has been retracted because it has been copied verbatim from the book “Quantum Groups”, Sections V.3-V.4, [{\it C. Kassel}, Graduate Texts Math. 155, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York (1995; Zbl 0808.17003)]. We are very sorry that we did not know this before publishing the paper and we express our deep apologies for this situation to the author (C. Kassel), to the Editors of Graduate Texts in Mathematics at Springer Verlag, to our readers and to Mathematical Reviews and Zentralblatt MATH.

Ist wahrscheinlich auch nicht so einfach, zur Darstellungstheorie der sl(2) noch etwas neues zu schreiben 🙂

Auch auf dem ArXiv kommt es natürlich gelegentlich zu Plagiatsfällen. Über einen besonders dreisten berichtete “Ars Technica”:

According to Dr. Sarioglu, two of the authors of this paper were graduate students with a prodigious track record of publication: over 40 papers in a 22-month span. Dr. Karasu, who sat on the panel that evaluated their oral exams, became suspicious when their knowledge of physics didn’t appear to be consistent with this level of output. Discussions with Dr. Tekin revealed that the students also did not appear to possess the language skills necessary for this level of output in English-language journals (METU conducts its instruction in English).

This caused these faculty members to go back and examine their publications in detail, at which point the plagiarism became clear. “All they had done was literally take big chunks of others’ work using the ‘copy and paste’ technique,” Dr. Sarioglu said, “steal from here and there to cook up an Intro which is basically the same stuff in all their manuscripts, carry out some really trivial calculations such as taking derivatives of some simple functions, and write up the results in the format of a paper.”

Kommentare (10)

  1. #1 rolak
    17. Februar 2011

    Schöne Zusammenstellung – bookmarked as anchor.

  2. #2 volki
    17. Februar 2011

    Den ersten Autor Marcu habe ich schon gekannt, die anderen werde ich mal bei mathscinet suchen. Ich finde aber folgndes review über Marcu’s Arbeit “A result in combinatorial set theory” in “An. Univ. Timişoara Ser. Mat.-Inform. 38 (2000), no. 1” sehr schön:

    —————————
    Dănuţ Marcu has proved once again that it is possible to take an old or obscure paper written by someone else, change the title, put one’s own name at the top, and have it accepted by a mathematical journal. …
    —————————

  3. #3 BreitSide
    17. Februar 2011

    xxx

  4. #4 skibo
    18. Februar 2011

    Nochmals: ich verstehe diese ganze Aufregung nicht.

    Wirklich wichtige Dissertationen bringen die Forschung weiter — und deren Verfassern ist der Doktortitel meist eh egal, da es ihnen um Probleme lösen geht.

    Sollen diese Idioten doch überall alle abschreiben — es ist ja eh egal. Es geht um die wichtige Forschung, und die kümmert sich eh keinen Deut um “Dr.” etc.

    Richard Feynman sagte ja immer: “it is so difficult to produce REAL knowledge”.
    Richtig: in der Regel wird eh nur plagiert und abgeschrieben. Das wenige wirklich gesicherte Wissen ist sowieso absolut minim (siehe Medizin: Krebs ist immer noch nicht geheilt). Und um dieses minimale Wissen zu publizieren, braucht es nur alle paar Jahre ein kleines Buch oder einen Aufsatz.

    Darum nochmals:
    Die Relativitätstheorie ist höchst unsicher — aber was ich SICHER weiss, ist, dass es
    1) IMMER Plagiate geben wird
    2) IMMER Korruption geben wird
    3) IMMER Politiker und andere Idioten geben wird (siehe Libyen, Bahrain, Tunesien, Deutschland, etc.)
    4) IMMER eine Mafia geben wird
    5) IMMER hypersoziale Schweine geben wird (die z.B. einen “Dr.” Titel haben wollen)
    6) IMMER Steuerhinterzieher geben wird
    7) IMMER Hausärzte geben wird
    8) IMMER Journalisten geben wird
    7) IMMER IMMER IMMER etc.

  5. #5 blibber
    25. Februar 2011

    sehr tief fliegt der Geist, wenn er die Tastatur manchmal betätigt 🙂

    was ist immer ? gab es vor 1 Milliarde Jahre Plagiate ? gibt es sie in 1 Million Jahre ? — was sind Plagiate im eigentlichen Sinne ?!

    …. nicht ist beständiger als die Beständigkeit – und “wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht”

    Ein Despot stürzt – wenn das Volk ihn nicht mehr ertragen kann !! ^^ https://www.youtube.com/watch?v=Sz6-4VjHIyM #Feb26

    “Guttenberg aufs Schloß zurückschicken! Samstag 12.30” https://frank.geekheim.de/?p=1541

  6. #6 Mirta Dicke
    2. März 2011

    Da kommt mal einer mit etwas Ausstrahlung daher und schon wird er rausgemobbt. Meine Meinung bleibt immer noch das Guttenberg einer der fähigsten und vertrauensvollsten Volksvertreter im deutschen Parlament ist. Egal, noch ist es nicht zu spät, ich denke das er in zwei bis drei Jahren geläutert zurückkommt und immer noch Präsident werden kann. Bin grade zufällig auf diese Seite gestoßen. Dort konnte ich noch neuere Infos über Guttenbergs Rücktritt finden.

  7. #7 BreitSide
    2. März 2011

    Da kommt mal einer mit etwas Schaumschlägerei daher und schon fliegen alle seine Fälschereien auf.

    Meine Meinung bleibt immer noch, dass KTzG einer der blendendsten und Vertrauen auf sich ziehendsten Volksvertreter im deutschen Parlament ist.

    Der und geläutert? Der hat doch gar kein Unrechtsbewusstsein! Ein Graf darf halt alles. Vor allem, wenn er so blendend aussieht. Und seine Frau auch. Herrje, wie blendend!

    Da fällt doch ein vorsätzlicher Betrug nicht wirklich ins Gewicht.

    Und natürlich auch nicht die Wendehalsigkeit

    – bei Kundus (voll angemessen – überhaupt nicht angemessen – falsch informiert – 2 Leute feuern – und nachher war er doch voll informiert)

    – bei Gorch Fock (keine Vorverurteilung – sofort einer gefeuert – und nachher war doch wieder alles ganz anders)

    – und bei der Feldpostaffäre: gar nichts.

    Immer, wenn er mal wieder Mist gebaut hatte, hat er ein paar Andere beschuldigt, gefeuert oder anders angegriffen.

    Die letzte Unverschämtheit war der Rundschlag auf “die Presse” (außer der lieben BLÖD), die doch gefälligst über “Wichtigeres” zu berichten habe als über seine Straftaten.

    Dass die Leute ihn immer noch so anhimmeln, macht einem schon zu denken. Landen wir noch in einem Berlusconischen Schmierentheater?

    Alte Bauernweisheit: jeder Dreck fliegt irgendwann einmal vom Stecken. Der Zahn der Zeit, der bisher noch jede Wunde getrocknet hat, wird auch über dieser Träne Gras wachsen lassen.

  8. #8 Thilo
    22. April 2011

    Tagesanzeiger: Der Ghostwriter

  9. #10 discountguccioutletonline.blogspot.com/
    https://discountguccioutletonline.blogspot.com/
    7. November 2012

    I won’t be able to see him today.Hold on.All for one