“The Modern Development Of The Foundations Of Mathematics In The Light Of Philosophy”

Bei YouTube gibt es seit gestern ein Video von Gary Geck zu Gödels Philosophie.

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Gödels Unvollständigkeitssatz wird ja bekanntlich gerne für allerlei Pseudo-Philosophie benutzt und auf den ersten Blick macht auch das Video einen etwas irritierenden Eindruck. Tatsächlich handelt es sich aber (mit Ausnahme der Einleitung) um die Lesung eines unveröffentlichten Original-Textes von Gödel aus dem Jahr 1961.
Es hat sicher gute Gründe, daß Gödel mehr für seine Arbeiten zur mathematischen Logik in den 30er Jahren bekannt ist als für seine späteren Beiträge zur Philosophie, aber trotzdem ist der Text über Gödels Sicht der Einordnung der Mathematik in den philosophischen Kontext natürlich ein interessantes Zeitdokument:

(Teil 2 ist noch nicht online.)

Es gibt übrigens ein neues Buch Dirk W. Hoffmann: “Die Grenzen der Mathematik”. (Ich habe schon vor einigen Wochen vom Spektrum-Verlag ein Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen und werde auch noch hier auf den scienceblogs eine Rezension dazu schreiben.) Dieses Buch ist auf jeden Fall sehr zu empfehlen für jeden, der sich ohne große Vorkenntnisse (aber mit Interesse für Mathematik) darüber informieren will, worum es beim Gödelschen Unvollständigkeitssatz eigentlich geht, und ich werde hier auch noch eine Rezension dazu schreiben.

Kommentare (9)

  1. #1 JK
    13. Juli 2011

    … war Gödel nicht der, der bewiesen hat, dass es in jedem umfangreicheren formalen System Sätze gibt, deren Quellennachweis nicht vollständig ist (“Gutenberg-Theorem”)?

    Danke für den Buchtipp. Ernest Nagel und James Newmann haben übrigens auch mal versucht, den Gödelschen Unvollständigkeitssatz einfach zu erklären: Der Gödelsche Beweis, Oldenbourg-Verlag, 1977. Über das “einfach” kann es dann aber zwischen Mathematikern und Nichtmathematikern doch Meinungsunterschiede geben.

  2. #2 rolak
    13. Juli 2011

    Die Rezension werde ich doch lieber noch abwarten – oder ich müßte im Bedarfsfalle (Geschenk) einen Laden auftreiben, bei dem ich es einsehen kann. Das war ein IT-oder 😉

    Wo der Übergang schon gelungen ist: Den üblichen Beweis für das IT-Analogon, dem Halteproblem, finde ich erfrischend elegant.

  3. #3 JK
    13. Juli 2011

    @ rolak: bei amazon kann man das Buch durchblättern.

    Zum Gutenberg-Theorem: muss natürlich Guttenberg-Theorem heißen. Der andere war ja der mit dem Buchdruck.

  4. #4 rolak
    13. Juli 2011

    Danke, das habe ich nicht einmal probiert^^. Geht aber nur ein wenig bis Fermat, danach kommt ein kleiner unbedeutender Sprung zu den Indices und das wars. Doch um die Uni herum sollte wohl ein Laden das Buch in petto haben.
    Das zweite ‘t’ wurde hier automagisch mitgelesen 😉

  5. #5 Sprachrohr
    16. Juli 2011

    Nun, dass Gödels persönliche Philosophie wohl eher vom “altmodischen” Idealismus (im philosophischen Sinne) geprägt war als von der eher positivistischen Philosophie, etwa des Wiener Kreises oder Russells (des (Co-)Autors der Principia Mathematica), ist ja seit langem bekannt. So stand er beispielsweise der Metaphysik nicht ablehnend gegenüber.
    Dagegen hat man sich in der akademischen Philosophie, wie man anhand der Literatur erkennen kann, eher an Russell als an Gödel orientiert. (Soviel dazu, dass Gödel mehr als Mathematiker denn als Philosoph bekannt ist.) Was allerdings gewisse Gründe gehabt haben könnte, da stimme ich zu…;-)

    Ob dagegen eine Schrift aus dem Jahre 1961 wirklich Aufschluss über Gödels persönliche Philosophie geben kann, daran habe ich einige Zweifel. Zwar bin ich nicht genau im Bilde über Gödels Gesundheitszustand, allerdings schreibt Wikipedia, dass Gödel aufgrund seiner fortschreitenden “Geisteskrankheit” (es ist von Paranoia die Rede!) in den Sechziger Jahren bereits nicht mehr in der Lage war, Vorträge zu halten oder zu publizieren.
    Entsprechend könnte die Lesung des Textes von 1961 auch bereits durch den schlechten Gesundheitszustand von Gödel beeinflusst sein, also keine sehr gute Quelle für Gödels reine Philosophie.

  6. #6 Gelenkgesund
    21. Juli 2011

    @ JK· 13.07.11 · 21:16 Uhr: aber der mit dem zweiten T hatte auch Druck … 🙂

  7. #7 Wissensfreak
    6. August 2011

    Gödel ist auch ein interessantes Beispiel dafür, dass ein überragender Intellekt nicht vor psychischen Krankheiten schützt.

  8. #8 rolak
    6. August 2011

    Wenn das nachgewisenermaßen anders wäre, Wissensfreak, hätten wir mit Sicherheit ein hochfunktionales Bildungssystem 😉