Ein Kobordismus zwischen Untermannigfaltigkeiten M, N ⊆ Sm bedeutet: der Kobordismus W ist eine Untermannigfaltigkeit von Smx[0,1], der Rand besteht aus M in Smx{0}=Sm und N in Smx{1}=Sm.
Das Bild unten zeigt einen Kobordismus zwischen 0-dimensionalen Untermannigfaltigkeiten der S1.

Rahmung (einer (m-n)-dimensionalen Untermannigfaltigkeit N in der Sm) bedeutet: zu jedem Punkt der Untermannigfaltigkeit hat man n linear unabhängige Vektoren, die orthogonal zur Untermannigfaltigkeit sind, und diese Vektoren hängen glatt vom Basispunkt ab (man hat also n “normale” Vektorfelder zu N). Das Bild zeigt den Fall m=3, n=2, also ein normales Vektorfeld einer Fläche im R3.

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Normales Vektorfeld
Solch eine Rahmung gibt es natürlich nicht zu jeder Untermannigfaltigkeit (die n Vektorfelder liefern eine Trivialisierung des Normalbündels, die Untermannigfaltigkeit N muß also triviales Normalenbündel haben), aber man betrachtet für die gerahmten Kobordismusgruppen jetzt eben per Definition nur die gerahmten Untermannigfaltigkeiten und man betrachtet als Äquivalenzrelation den “gerahmten” Kobordismus, d.h. zwei gerahmte Untermannigfaltigkeiten N1, N2 der Sm heißen gerahmt kobordant, wenn es eine gerahmte Untermannigfaltigkeit W von Smx[0,1] gibt, deren Rand gerade aus N1 und N2 (mit den gegebenen Rahmungen) besteht.

Das Pontrjagin-Thom-Theorem besagt dann, daß die Kobordismengruppe gerahmter (m-n)-Untermannigfaltigkeiten der Sm dasselbe ist wie πmSn. (Das liefert einen ersten (und in manchen Fällen erfolgreichen) Ansatz zur Berechnung von πmSn.)
Nämlich, zu jeder Abbildung f:Sm–>Sn nimmt man das Urbild eines regulären Wertes (das ist eine (m-n)-dimensionale Untermannigfaltigkeit in Sm) und als Rahmung die zurückgezogene Rahmung des Bildpunktes in Sn. Man kann dann zeigen, daß die gerahmten Kobordismenklassen gerade den Homotopieklassen von Abbildungen entsprechen. Dazu und zu Anwendungen auf die Berechnung von Homotopiegruppen nächste Woche.


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Kommentare (2)

  1. #1 MichiS
    8. November 2011

    Hallo Thilo, beim Surfen nach ‘Kobordismus’ fand ich deinen älteren Beitrag :
    https://www.scienceblogs.de/mathlog/2008/03/physik-topologie-logik-und-berechenbarkeit.php

    ….da gehts mit den Feynman-Graphen ja fast direkt zum QFT-Blog von MartinB :-), auch wird der Kobordismus da noch anders gut erklärt für mich…:-)

    Zitat: ” Entsprechend kann man formale Analogien der Toplogie dann also auch zur Logik und Theoretischen Informatik entwickeln. Ob dies nur deskriptiven Charakter hat oder auch tatsächlich etwa topologische Methoden zur Lösung von Problemen auf diesen Gebieten verwendet werden können, bleibt natürlich abzuwarten. ”

    …wie siehts da aus nach 3.5 Jahren ?
    MFG

  2. #2 Thilo
    8. November 2011

    Ich steck da jetzt nicht so drin, die Frage sollte man vielleicht lieber bei John Baez stellen 🙂
    Das Rosettastone-Paper hat bei Google Scholar 41 Zitierungen, aber ob da jetzt wirkliche Anwendungen dabei sind, ist mir nicht klar.