Wenn Mathematik weh tut
Mathe löst bei einigen Menschen Schmerz und Angst aus
titelt gestern Focus Schule.
Wieder mal eine reißerische Überschrift, deren Tenor dann im Artikel zwar nicht durchgehalten, aber auch nicht wirklich relativiert wird. Dabei hätte man sich nur kurz die Statements der beiden Forscher in den englischsprachigen Medien anschauen brauchen, z.B. hier:
“For someone who has math anxiety, the anticipation of doing math prompts a similar brain reaction as when they experience pain—say, burning one’s hand on a hot stove,” said Sian Beilock, professor of psychology at the University of Chicago and a leading expert on math anxiety.
Surprisingly, the researchers found it was the anticipation of having to do math, and not actually doing math itself, that looked like pain in the brain. “The brain activation does not happen during math performance, suggesting that it is not the math itself that hurts; rather the anticipation of math is painful,” added Ian Lyons, a 2012 PhD graduate in psychology from UChicago and a postdoctoral scholar at Western University in Ontario, Canada.
Mal abgesehen davon, dass “führende Expertin für Mathe-Angst” eine lustige und wohl nicht wirklich zutreffende Tätigkeitsbeschreibung ist (zumindest in Beilocks Blog habe ich jedenfalls keine weiteren Artikel zum Thema Mathe-Phobie gefunden) und auch mal abgesehen von der grundsätzlichen Skepsis mancher gegen die bildgebende Hirnforschung, sagen die beiden Forscher hier (und auch in anderen englischsprachigen Presse-Artikeln) überhaupt nicht das, was Focus Schule in die Arbeit hineininterpretieren möchte. Es ist nicht die Beschäftigung mit Mathematik, welche Schmerzen verursachen kann, sondern die Angst vorher.
Die Arbeit “When Math Hurts: Math Anxiety Predicts Pain Network Activation in Anticipation of Doing Math” ist hier.
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