Wer seine Artikel mit zusammenhanglosen mathematischen Formeln aufpeppt, der wird unter Geisteswissenschaftlern mehr Eindruck schinden als unter Mathematikern. Gewußt haben wir das schon immer, jetzt wird es auch mit Zahlen und Diagrammen bewiesen.
In “The nonsense math effect” berichtet Kimmo Eriksson über folgendes Experiment: 200 Hochschulabsolventen unterschiedlicher Fächer bekommen Zusammenfassungen zweier Artikel aus Fachzeitschriften vorgelegt1 und sollen deren wissenschaftlichen Anspruch vergleichend beurteilen. Der Witz: in jeweils eine der beiden Zusammenfassungen wird folgender Satz eingebaut:
A mathematical model (TPP=T0−fT0df2−fTPdf) is developed to describe sequential effects.
Der Satz macht im jeweiligen Zusammenhang natürlich keinerlei Sinn, weder ging es in den Arbeiten um Sequenzmodelle noch kamen Variablen TP, df etc. vor.
Das Ergebnis, wenig überraschend: Absolventen natur- und technikwissenschaftlicher Studiengänge bewerten die Arbeit mit der Nonsens-Formel eher negativ (aber auch nur zu 54%), Absolventen anderer Studiengänge aber überwiegend positiv: Mediziner zu 64%, Geistes- und Sozialwissenschaftler zu 62% und andere (vor allem Erziehungswissenschaftler) zu 73%.
The experimental results suggest a bias for nonsense math in judgments of quality of research. Further, this bias was only found among people with degrees from areas outside mathematics, science and technology. Presumably lack of mathematical skills renders difficult own critical evaluation of meaningless mathematics.
Kimmo Eriksson (2012). The nonsense math effect, Judgment and Decision Making, Vol. 7, No. 6., November 2012, pp. 746-749. Judgment and Decision Making, 7 (6), 746-749
1 im einen Artikel ging es darum, wie australische Eingeborene ihre gefangenen Fische untereinander aufteilen, der andere Artikel untersuchte, ob vorbestrafte Schwarze auf dem Arbeitsmarkt gegenüber vorbestraften Weißen benachteiligt werden
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