Der Dialog spielt auf das weit verbreitete – ab 1828 durch den historischen Roman ‘The Life and Voyages of Christopher Columbus’ von Washington Irving (dem Autor bekannter Märchen wie ‘Rip van Winkle’) popularisierte – Mißverständnis an, man habe im Mittelalter nach dem ptolemäischen Weltbild die Erde für eine Scheibe gehalten.
Bekanntlich war das nicht der Fall, schon die alten Griechen wußten, dass es sich bei der Erde um eine Sphäre handelt und konnten den Erdradius einigermaßen korrekt berechnen.
Die Kugelgestalt der Erde war den Griechen schon lange vor Eratosthenes bekannt. Bereits Aristoteles befasste sich mit der Frage ihres Umfangs. Er berief sich auf nicht namentlich genannte „Mathematiker“, die einen Umfang von 400.000 Stadien ermittelt hatten,[11] eine wohl eher geschätzte als berechnete Zahl. Wenige Jahrzehnte später (nach 309 v. Chr.) ermittelte ein Forscher – möglicherweise war es Dikaiarchos – einen Umfang von 300.000 Stadien. Eratosthenes ist der einzige Gelehrte der Antike, für den eine wissenschaftlich fundierte Messung bezeugt ist. Die Voraussetzungen dafür waren ausgezeichnet: Er verfügte über vorzügliche Kenntnisse sowohl auf mathematischem als auch auf geographischem Gebiet, hatte in der Bibliothek Zugang zur bereits vorhandenen einschlägigen Literatur und konnte sich bei der Durchführung der aufwändigen Messungen auf die Unterstützung des Königs verlassen. Das Ergebnis betrug 250.000 Stadien; später änderte er es auf 252.000.
1 Stadion sind 176 Meter, das wären dann 44000 Kilometer, sogar etwas mehr als der korrekte Wert für den Erdumfang.
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Im 15. Jahrhundert waren diese Werte in Europa sicherlich bekannt, doch wurde den arabischen Werten teilweise die um 25 Prozent kürzere italienische Meile zugewiesen. Auf dieser Basis und bei gleichzeitiger Überschätzung der Länge Asiens kam Kolumbus zu dem letztlich fehlerhaften Schluss, dass man auf Westkurs in wenigen Wochen nach Ostasien gelangen müsste.
Kolumbus war also nicht der Einzige, der an die Kugelgestalt der Erde glaubte, er glaubte nur als Einziger an einen Erdumfang von unter 30000 Kilometern, womit er bekanntlich falsch lag.
Gegen Ende seines Lebens begann er übrigens zu zweifeln (an der Kugelgestalt der Erde, nicht daran dass er Indien errreicht hatte) und meinte schließlich, die Erde habe eine Birnenform, die Südhalbkugel also einen größeren Umfang als die Nordhalbkugel. (O’Shea)
Bemerkenswerterweise hat man auch zu Zeiten als die Welt noch nicht komplett kartiert war nie die Frage gestellt, ob die Erde nicht statt einer Sphäre ein Torus oder eine Brezel ist. Natürlich wußte man seit Magellans Erdumrundung, dass die Erde keine Scheibe ist. Aber eine Brezelfläche hätte sie ja trotzdem sein können. Vor ca. 10 Jahren gab es mal ein entsprechendes Titelbild beim Mathematical Intelligencer – eine Weltkugel mit winzig kleinen Henkeln, die bisher kein Seefahrer gefunden hat. Das Bild habe ich leider nicht online gefunden, deshalb hier noch einmal ein Bild von Polthiers Weltkarte auf der Brezel:
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