Wieviele unterschiedliche Paar-Summen kann man aus einer bestimmten Anzahl ganzer Zahlen bilden?
Aus zwei Zahlen a und b kann man offensichtlich drei Paar-Summen bilden: a+a, a+b und b+b und die sind auch alle drei unterschiedlich, wenn a und b unterschiedlich waren.
Bei drei Zahlen a, b, c ist es schon nicht mehr so klar: aus
1, 3, 5
kann man nur 5 Paar-Summen bilden:
2, 4, 6, 8, 10,
während man aus
1, 3, 6
insgesamt 6 Paar-Summen hat, nämlich
2, 4, 6, 7, 9, 12.
Der Grund für die unterschiedliche Anzahl: im ersten Fall war a+c=b+b, deshalb eine Paar-Summe weniger.
Man überlegt sich leicht, dass das bei drei Zahlen $latex a immer so ist: man hat fünf Paar-Summen, wenn
(also wenn a,b,c eine arithmetische Folge bilden) und man hat sechs Paar-Summen, wenn
.
Ähnlich sieht es dann für N ganze Zahlen aus: die minimal mögliche Anzahl unterschiedlicher Paar-Summen
bekommt man nur dann, wenn die Zahlen
eine arithmetische Folge bilden.
Das ist natürlich noch nicht das Ende der Geschichte. Ein Satz von Freiman (1964) sagt: wenn die Anzahl der Paar-Summen kleiner als ist, dann gibt es innerhalb der Zahlenfolge eine n-dimensionale verallgemeinerte arithmetische Folge der Länge
wobei
und
nur von
(und nicht von
) abhängen.
Im März-Heft der Annals of Mathematics erscheint jetzt ein Artikel von Alexander Razborov, der dieses Theorem auf Folgen von Elementen freier Gruppen (statt Folgen ganzer Zahlen) verallgemeinert.
Freie Gruppen
Eine freie Gruppe (mit 2 Erzeugern a und b) besteht aus allen Worten, die man aus a,b,a-1 und b-1 bilden kann (wobei eventuell hintereinander vorkommende aa-1 etc. herauszukürzen sind). Die Multiplikation zweier Worte wird durch Hintereinanderschreiben realisiert: das Produkt von ab2a und b2a17 ist ab2ab2a17, das Produkt von ab2a und a-2b2a5 ist ab2a-1b2a5.
Man kann sich die Elemente der freien Gruppe als Ecken eines Baumes angeordnet denken wie oben im Titelbild.
(Analog kann man auch freie Gruppen mit mehr als 2 Erzeugern definieren. Die freie Gruppe mit 1 Erzeuger ist die Gruppe der ganzen Zahlen .)
Aus irgendwelchen Gründen funktioniert eine analoge Theorie (zum Satz von Freiman) im Fall nichtabelscher Gruppen nicht für Produkte von Paaren, aber für Tripel und auch für 4-Tupel etc. Es wurden für verschiedene Klassen nichtabelscher Gruppen G Abschätzungen für die (Mindest-)Anzahlen unterschiedlicher Produkte aus den verschiedenen Elementen a,b,c einer endlichen Teilmenge
bewiesen.
Razborovs Arbeit liefert nun im Fall freier Gruppen die bestmögliche Abschätzung für die Mindestanzahl unterschiedlicher Produkte . Er beweist folgenden Satz:
Main Theorem.: Let A be a finite subset of a free group Fm with at least two noncommuting elements. Then
Razborov, A. (2014). A product theorem in free groups Annals of Mathematics, 179 (2), 405-429 DOI: 10.4007/annals.2014.179.2.1
Kommentare (2)