“The man who knew infinity”, ein Film über den indischen Mathematiker Ramanujan mit Dev Patel als Ramanujan und Jeremy Irons als Hardy, ist in den letzten Wochen auf einigen Festivals gelaufen, in die deutschen (oder koreanischen) Kinos hat er es wohl noch nicht geschafft und auch im iTunes-Store gibt es den Film noch nicht. So können wir für jetzt nur den Trailer auf YouTube anschauen.

“The man who knew infinity” ist ursprünglich der Titel eines Buches von Robert Kanigel, das unter dem Titel “Der das Unendliche kannte” auch ins Deutsche übersetzt wurde (von Albrecht Beutelspacher). Das Buch ist sehr lesenswert, denn es behandelt nicht nur Hardy und Ramanujan, sondern man erfährt viel über die britischen Universitäten (und das indische Bildungssystem) der Jahrhundertwende. Zum Beispiel hatte ich vor Lektüre des Buches nicht gewußt, dass der heutige ε-δ-Stil der Analysis sich an englischen Universitäten erst mit Hardy durchsetzte, während er auf dem Kontinent ja schon lange Standard war.

Ramanujan (falls es noch wen gibt, der den Namen nie gehört hat) war ein indischer Mathematiker, der die Fachwelt mit vielen, vielen überraschenden zahlentheoretischen Zusammenhängen versorgte, deren Erklärung Mathematiker teils bis heute beschäftigt. Ein eher simples Beispiel ist diese Reihenentwicklung (und daraus abgeleitete Näherungsformel) für π, über die wir in TvF 104 mal geschrieben hatten.
ramanujan-infinite-pi-series
Ein in der aktuellen Forschung sehr aktives Gebiet sind “mock modular forms”. Ramanujan hatte 1920 “mock theta functions” beschrieben, aber erst Anfang dieses Jahrtausends fand Zwergers den Zusammenhang zu “mock modular forms”, woraus sich dann ein ganzes Forschungsgebiet innerhalb der Zahlentheorie entwickelte.
Noch berühmter ist Ramanujans Tau-Funktion, für deren Koeffizienten man eine von Ramanujan vermutete Abschätzung erst 1974 mit Hilfe von Grothendiecks algebraischer Geometrie und dem darauf aufbauenden Beweis der Weil-Vermutungen zeigen konnte, Pierre Deligne erhielt unter anderem dafür später Fieldsmedaille und Abelpreis.
Einen konzisen Überblick über Ramanujans mathematischen Nachlaß gibt dieser Artikel von Bruce Berndt.

Kommentare (6)

  1. #1 Frank
    Bellem
    5. Januar 2016

    Liebe Freunde dieses Blogs,
    als Godfrey Harold Hardy von Paul Erdös gefragt wurde, was seine größte Entdeckung war, gab er zur Antwort: “Die Entdeckung Ramanujans.”, er sagte bei anderer Gelegenheit, in Bezugnahme auf Ramanujans ersten Brief an ihn: “Diese Formeln müssen wahr sein, denn kein Mensch hat die Phantasie, sich so was auszudenken.” Damit genug, dass kann man alles bei Wikipedia nachlesen.
    Was ich noch zu Robert Kanigels Buch anmerken darf, ist das gut beschriebene schwierige menschliche Verhältnis zwischen diesen beiden Geistesgrößen der Mathematik. Als Ramanujan das erste mal im Krankenhaus lag, ich glaube wegen versuchten Suizids, hat er in Hardy verzweifelt einen Freund gesucht, aber nur einen “Fachkollegen” und Gönner bekommen. Gut beschrieben ist auch Ramanjuans extreme Isolation in England, aufgrund seiner Herkunft, Religion und damit verbundenen Essgewohnheiten (Welche am Ende wohl zur Tuberkulose führte.). Insgesamt ein tragisches Leben…
    Dies nur nebenbei, das Buch von Kanigel, Herrn Beutelspacher Danke für die gelungene Übersetzung, sollte jeder lesen, der sich für die Mathematik interessiert.
    Ich persönlich bin sehr auf den Film gespannt.

  2. #2 Thilo
    25. Januar 2016
  3. #3 Thilo
    17. März 2016

    Inzwischen gibt es einen neuen Trailer:
    https://youtu.be/oXGm9Vlfx4w
    Der Film kommt am 29. April raus.

  4. #4 Rocky
    rNx27NA4OX5b
    1. März 2017
  5. #5 Rosie
    1Rkt6h0CrX
    7. Juni 2017