Dimension vier
Besonders kompliziert ist die Differentialrechnung in Dimension 4. Während höherdimensionale Sphären zwar unterschiedliche Differentialstrukturen haben können, aber stets nur endlich viele, wird in Dimension 4 vermutet, dass jede 4-dimensionale Mannigfaltigkeit unendlich viele Differentialstrukturen besitzt. Bewiesen ist das aber nur für kompliziertere 4-Mannigfaltigkeiten, für die 4-dimensionale Sphäre kennt man keine einzige exotische Differentialstrukturen. Auch für die komplexe Projektive Ebene CP2 kennt man noch keine exotischen Differentialstrukturen, wohl aber für ihre zusammenhängende Summe mit hinreichend vielen umgekehrt orientierten Kopien der komplexen projektiven Ebene.
K3-Flächen und hyperbolische Knoten
Taubes betrachtet nun folgende Konstruktion: in einer (4-dimensionalen) K3-Fläche schneidet er die Umgebung eines 2-dimensionalen Torus aus und klebt stattdessen eine Kopie von (S3-N(K))xS1 ein, wobei N(K) die Umgebung eines hyperbolischen Knotens in der 3-Sphäre ist.
Das kann man für jeden hyperbolischen Knoten machen und erstaunlicherweise sind die so konstruierten 4-Mannigfaltigkeiten alle homöomorph (topologisch gleich), nämlich zur zusammenhängenden Summe aus 3 positiv orientierten und 19 negativ orientierten Kopien der komplexen projektiven Ebene.
Unterscheiden hyperbolische Knoten die Differentialstrukturen?
Der Hauptteil von Taubes’ Arbeit besteht dann darin, zu zeigen, dass man aus den so konstruierten differenzierbaren 4-Manigfaltigkeiten die hyperbolischen Knoten zurückgewinnen kann. Nämlich, es gibt auf den 4-Mannigfaltigkeiten Folgen von Metriken mit bestimmten Eigenschaften (der Weylsche Krümmungstensor soll anti-selbstdual, d.h. schiefsyymetrisch, sein, außerdem haben alle Metriken das selbe Volumen und gleichmäßig in L2 beschränkten Riemannschen Krümmunstensor), deren Gromov-Hausdorff-Grenzwert gerade das Produkt des hyperbolischen Knotenkomplements mit der flachen S1 ist.
Das legt dann nahe, dass die unterschiedlichen Differentialstrukturen (auf dieser speziellen 4-Mannigfaltigkeit) durch die Menge der hyperbolischen Knoten parametrisiert werden könnte. Bisher ist allerdings noch nicht klar, ob die konstruierten Differentialstrukturen überhaupt alle unterschiedlich sind. Die Seiberg-Witten-Invarianten (sonst oft die einfachsten Invariante, mit der man Differentialstrukturen auf einer 4-Mannigfaltigkeit unterscheiden kann) ist jedenfalls in allen Fällen 0.
Clifford Henry Taubes (2016). Some 4-manifold geometry from hyperbolic knots in S^3 ArXiv arXiv: 1602.01687v1
Kommentare (16)