Der Abelpreis (mit gut 106$ der höchstdotierte Mathematikpreis) geht dieses Jahr an Andrew Wiles für seinen Beweis der Fermat-Vermutung.
Der Abelpreis wird jährlich von der Norwegischen Akademie der Wissenschaften vergeben. Er gilt als eine Art Ersatz dafür, daß es keinen Nobelpreis für Mathematik gibt. Über die Gründe, warum Nobel keinen Mathematik-Nobelpreis stiftete, gibt es viele anekdotische Erklärungen, die aber nach allgemeiner Meinung alle in das Reich der Fabel gehören.

Die Verleihung findet Ende Mai in Oslo statt.

Über Andrew Wiles und den Beweis der Fermat-Vermutung braucht man wohl nicht viel zu schreiben, es gibt ein populäres Buch von Simon Singh Fermat’s letzter Satz und einen Film mit demselben Titel:

Die Laudatio betonte natürlich nicht nur den Satz von Fermat, sondern auch den Modularitätssatz (für semistabile elliptische Kurven) über den Zusammenhang zwischen elliptischen Kurven und Modulformen.
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Der Modularitätssatz (jede elliptische Kurve kommt von einer Modulform, inzwischen allgemein bewiesen) ist wiederum ein Spezialfall der Serre-Vermutung über Modularität von Darstellungen der Galoisgruppe Gal(\overline{\mathbb Q}/{\mathbb Q}) und ein Teil des Langlands-Programms, das Darstellungen der Galois-Gruppe mit automorphen Darstellungen in Zusammenhang bringt.

Die Begründung des Abelpreis-Komittees.

Informationen zur Geschichte des Abelpreises findet man hier. Die bisherigen Preisträger seit 2003 sind:
2003 Jean-Pierre Serre (Frankreich): Homotopietheorie, Algebraische Geometrie
2004 Michael Atiyah (GB), Isadore Singer (USA): Globale Analysis
2005 Peter Lax (USA): Partielle Differentialgleichungen, Streutheorie
2006 Lennart Carleson (Schweden): Harmonische Analysis, Dynamische Systeme
2007 Srinivasa Varadan (Indien): Wahrscheinlichkeitstheorie, Große Abweichungen
2008 Jacques Tits (Belgien), John Thompson (USA): Gruppentheorie
2009 Michael Gromov (Frankreich): Riemannsche und Symplektische Geometrie, Geometrische Gruppentheorie
2010 John Tate (USA): Algebraische Zahlentheorie, Elliptische Kurven
2011 John Milnor (USA): Differentialtopologie
2012 Endre Szemeredi (Ungarn): Graphentheorie
2013 Pierre Deligne (Belgien): Algebraische Geometrie
2014 Yakov Sinai (Russland): Dynamische Systeme
2015 John Nash, Louis Nirenberg (USA): Partielle Differentialgleichungen

Kommentare (3)

  1. #1 roel
    *****
    15. März 2016

    @Thilo In den Kurzfassungen auf den Startseiten sieht es etwas mickrig aus:

    “Mathlog
    Abelpreis 2016

    Der Abelpreis (mit gut 106$ der höchstdotierte Mathematikpreis) geht dieses Jahr an Andrew Wiles für seinen Beweis der Fermat-Vermutung.
    Von Thilo / 15. März 2016 / Keine Kommentare / Weiterlesen”

  2. #2 Thilo
    15. März 2016

    Beim aktuellen Wechselkurs sind es auch gar nicht mehr so viel, nur noch gut 700.000. Da muß man schon ziemlich aufrunden.

  3. […] Überraschenderweise scheint die 8-dimensionale Version der Kepler-Vermutung einen viel kürzeren Beweis zu haben. Eine gestern auf dem ArXiv erschienene Arbeit The sphere packing problem in dimension 8 beweist die Optimalitaüt der durch das E8-Gitter gegebenen 8-dimensionalen Kugelpackung auf nur 22 Seiten (von denen ein Teil expositorisch ist, z.B. erhält man nebenbei noch eine Einfürung in die Theorie der Modulformen). Der Beweis baut noch auf einer älteren Arbeit von Cohn und Elkies auf, die aber auch nur 25 Seiten lang war. Neben der Kürze überrascht an dem Beweis vor allem die Methodik: wichtigstes Werkzeug im Beweis sind Modulformen, die sonst eigentlich in der Zahlenheorie ein unverzichtbares Werkzeug sind. (Beispielsweise beim Beweis des Satzes von Fermat, für den Andrew Wiles gestern den Abelpreis erhielt.) […]