Das große Versprechen von epub(3), eine Datei für alle epub Reader bauen zu können, hat sich leider bisher in keiner Weise bewahrheitet. Die meisten Verlage erzeugen plattformspezifische Versionen oder produzieren etwas auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner, d.h. meist was auch immer nach Konversion zum Kindle-Format dann auch dort funktioniert.

Frage: Was sind die Alternativen?

PK: Daher sehe ich die Zukunft eben in der Darstellung in Browser. Das ist schon schwer genug, aber immerhin hat man als Author sehr viel mehr Kontrolle über die Technologie.

Dort sieht man dann auch sehr spannende Entwicklungen. Die großen Tools wie Jupyter, Sage, R Studio bieten einfache wege, einen ersten Schritt zu machen. Spannend wird es bei experimentellen Projekten wie den Arbeiten Bret Victors oder z.B. Mike Bostocks Visualizing Algorithms.

Ein großes Problem bleibt TeX, das nunmal eine Programmiersprache für Printlayout ist und in vielerlei Hinsicht (technisch, vor allem aber auch sozial) eine Erstellung von Inhalten für das Web in der mathematischen Community blockiert. Aber das ist ein anderes Fass, das wir ein andermal öffnen sollten.

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Kommentare (4)

  1. […] [1] Als Ergänzung sei noch Wikibooks genannt. Das ist ein schönes Beispiel für die Nutzung von HTML als webbasierte Beschreibung freier Lehrinhalten plus kollaborativem Authoring. Leider war anders als der Wikipedia-Enzyklopädie dem Projekt ein Erfolg bisher versagt, und es ist nicht zu erwarten dass sich daran bald etwas ändern wird. Vom technischen gesehen haben die Entwickler alles richtig gemacht. Gleich von Anbeginn hat man sich auf eine Web-only Beschreibungssprache geeinigt (die Wikisyntax) die noch dazu als gut getestet gilt, ferner hat man versucht die Schwächen von LaTeX und ähnlicher Systeme zu vermeiden und nutzt PDF bei Wikibooks nur als zusätzliches Ausgabeformat. Aber warum konnte sich Wikibooks ähnlich wie das epub Format bis heute nicht durchsetzen? Ich glaube das hat etwas mit dem Wissenschaftsbetrieb zu tun. Dort werden zwei wichtige Dokumentenformate eingesetzt, das ältere Postscript und das neuere PDF. Obwohl gerade PDF häufig als zu proprietär kritisiert wurde, ist selbst unter Debian die Unterstützung dafür ausgezeichnet. Es gibt dutzende Programme um es anzuzeigen, zu erstellen und zu parsen. Ein wenig merkwürdig mutet dessen Erfolg im Internetzeitalter an, weil man eigentlich auch ohne das DIN A4 Format Inhalte darstellen kann. Technologisch gesehen wären HTML basierende Formate die bessere Wahl. Aber, HTML lässt sich nur schwer archivieren und gerade in den Wissenschaft hat man gerne feste DOI Verweise auf feste PDF Versionen. Es ist kaum vorstellbar, dass sich das kollaborative Editieren eines Wikisystems auf wissenschaftliche Journale übertragen lässt. […]

  2. #2 rolak
    28. April 2017

    Darstellung in Browser

    Browser sind eh das Programm, das die allermeisten der ‘Endverbraucher’ ~ausschließlich nutzen. Fehlt halt nur eine ausreichend mächtige und knackige ML, die sich durchsetzen kann.

    Problem bleibt TeX

    Erschütternd eigentlich, sollte es doch zumindest mehr als nur machbar sein, einen PascalSubset→JavaScript-Übersetzer, wenn schon nicht ein tangle/weave-Tandem in JS aufzusetzen, so häßlich das Zielsprachlein auch sein mag.

  3. #3 Karl Mistelberger
    28. April 2017

    Na ja, Krautzberger schreibt unter anderem: “The trouble is that privilege-based OSS can be highly toxic.” und ähnlichen Schwachsinn, unabhängig vom Datum des jeweiligen Posts.

    Selbst bei Microsoft hat man darüber nachgedacht: Ballmer: “Linux is a cancer”. Sechzehn Jahre später denkt man anders und Microsoft nimmt Linux nun überall dort, wo einem der hauseigene Saustall über den Kopf gewachsen ist, z.B. hier: https://azure.microsoft.com/en-us/blog/microsoft-showcases-the-azure-cloud-switch-acs/

    Ebenso werden wesentliche Fortschritte auf dem Gebiet der E-Books durch offene Standards und Techniken, die darauf basieren, gefördert werden.

    Über (La)TeX und MathJax abzulästern finde ich auch ziemlich einfach. Tatsächlich produzieren diese vorzeigbare Ergebnisse. Unter anderem ist die Online-Version der Feynman Lectures on Physics ebenso angenehm zu lesen wie die Erstausgabe aus den Sechzigern und bietet darüber hinaus noch einige Vorteile.

  4. #4 Dr. Webbaer
    1. Mai 2017

    Ein großes Problem bleibt TeX, das nunmal eine Programmiersprache für Printlayout ist und in vielerlei Hinsicht (technisch, vor allem aber auch sozial) eine Erstellung von Inhalten für das Web in der mathematischen Community blockiert.

    LaTeX ist eine Seitenbeschreibungssprache, Donald E. Knuth hat hier “ein wenig” mitgemacht; der Gag bestand seinerzeit darin, Hard- wie Software meinend, von Ausgabegeräten wegzukommen, die bspw. der Art 40 x 25 oder 80 x 25 arbeiteten, Zeichen meinend.

    Moderne “Markup-Languages” bemühen sich zunehmende den Knuthschen Leistungsumfang weitergehend leistungsgleich bereit zu stellen, das sog, Web meinend.

    MFG
    Dr. Webbaer