Gestern und vergangenen Freitag lief im ZDF die Serie „Deutscher“, in der es (kurz gesagt) darum ging, wie eine Regierungsbeteiligung einer populistischen Partei die Atmosphäre in einem Land auch schon ganz ohne neue Gesetze und Maßnahmen ändern kann.
Eines der Elemente im Film war dabei eine (nicht von der neuen Regierung, sondern dem plötzlich seine Einstellung ändernden Lehrerkollegium) beschlossene Trennung der Schüler nach „Religionszugehörigkeit“, also der Einrichtung eigener Schulklassen für Muslime.
Es ist vielleicht erwähnenswert, dass manche Mathematiker und Mathematikdidaktiker hier der Dystopie schon einen Schritt voraus sind, genauer gesagt sogar schon mehr als zehn Jahre. An der Universität Dortmund finden regelmäßig Lehrveranstaltungen statt, in denen Lehramtsstudierende darauf vorbereitet werden sollen, Mathematik auf Türkisch statt auf Deutsch zu unterrichten. Begründet wird das natürlich in stets sehr wohlformulierten Sätzen mit dem Kindeswohl (der türkischstämmigen Kinder), die sich in einer entmischten Lernumgebung besser auf die Mathematik konzentrieren könnten als gemeinsam mit deutschen Kindern. (Und – so wird es natürlich nicht gesagt, aber offensichtlich von manchem gedacht – nach dem Schulabschluß können die ja eh „zurück“ in die Türkei.) Zitat aus einer fachdidaktischen Arbeit (das sich ähnlich in einer Reihe weiterer Arbeiten findet):
Für diejenigen Lernenden, die sich in ihrer Erstsprache deutlich sicherer als in der Unterrichtssprache bewegen, kann es lernförderlich sein, die ersten Ideen zu neuen Themen in Gruppen- oder Partnerinteraktionen in der Erstsprache zu formulieren und erst danach in der Unterrichtssprache. Dies gilt sogar dann, wenn die Lehrkraft diese Erstsprache nicht spricht.
Obwohl es diese Projekte in Dortmund schon vor mehr als zehn Jahren gab und sie damals auch versuchsweise in Schulen umgesetzt wurden, findet man nirgendwo Untersuchungen, was aus den damals auf Türkisch in Mathematik unterrichteten Kindern geworden ist, ob sie es beispielsweise heute mehr als zehn Jahre später geschafft haben, eine Berufsausbildung aufzunehmen. Man will es wohl lieber nicht so genau wissen.
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