Falls ich nicht schon ein paarmal erwähnt habe: Ich bin Geograph, habe mein einschlägiges Diplom 1984 an der TU München erworben. Und wenn ich Leuten erzähle, dass ich Geograph bin, kommen oft Fragen wie “Ach, und was ist die Hauptstadt von …?” oder “Und wo liegt …?” Der Versuch zu erklären, dass dies lexikalisches Wissen ist, und dass Wissenschaft nicht darin besteht, solche Fakten in Massen zu speichern (obwohl ein gewisses Maß an Faktenwisen natürlich immer nötig ist), stieß oft auf Befremden. Denn nur allzu oft ist es genau dieses “Wissen”, das sie selbst im Schulunterricht eingedrillt bekamen und als Fakten dann (messbar) in Tests reproduzieren mussten. Obwohl ich sicher bin (oder zumindest aus tiefstem Herzen hoffe), dass sich die Schulpädagogik seither ein Stück weiter entwickelt hat und lexikalisches Wissen durch Einsicht abgelöst wird, dass Zusammenhänge zwischen Fakten viel wichtiger sind, habe ich diesen Videoclip, in dem der New Yorker Physiker Michio Kaku diesen Zwang zum lexikalischen Lernen als Verdummungs-Prozess verurteilt, mit großer Anteilnahme angesehen:
Ich habe zwar vage in Erinnerung, dass ich nicht immer alles, was Kaku öffentlich von sich gegeben hat, als zustimmungswürdig empfand – aber dass die Foukussierung eines Schulsystems auf in Tests abfragbares und reproduzierbares “Wissen” mehr schadet als nützt, habe ich in meinen Jahren als Vater, der mit den Folgen von George W. Bushs “Bildungsinitiative” No Child Left Behind leben musste, sehr deutlich und direkt miterleben müssen.
Kommentare (10)