Aus Zeitgründen heute nur ein Link auf eine 3sat-Sendung über das Handauflegen als Therapie im St. Joseph Krankenhaus in Berlin-Tempelhof. (Warnung: Bei mir ist die Bildqualität leider lausig und holperig; einbetten lässt sich der Beitrag offenbar auch nicht.) Ich muss zugeben, dass ich nicht sicher bin, ob diese Sendung nun ausgewogen = “objektiv” ist, da ja gegen Ende vor den Gefahren eine Therapieverschleppung gewarnt wird, oder ob sie – wie sich’s bei mir halt anfühlt – eher pro-Alternativbehandlungen ist und den Placeboeffekt praktisch als eine Errungenschaft dieser Methoden beschreibt. Außerdem stoße ich mich am exzessiven Gebrauch des (abwertend gemeinten) Begriffs Schulmedizin

Mit Dank an gloriagates

flattr this!

Kommentare (15)

  1. #1 libertador
    5. April 2011

    Ich muss dir Recht geben, dass es im Beitrag scheint, als ob der Placeboeffekt von der Alternativmedizin entdeckt worden wäre.

    Mir fiel auch weitere Formulierungen direkt folgend als sehr fragwürdig auf:

    a)Sollte Hömöopathie funktionieren wäre vieles der Naturwissenschaft falsch.
    b)Auch Hömöopathie heilt per Placeboeffekt.

    Hier wird suggeriert als, ob Homöopathie als Placebo gedacht wäre und so vieles der Naturwissenschaft falsch sei. Das ist natürlich Blödsinn. Hier hätte es schon der Erklärung bedarft, dass Homöopathie ihrem Anspruch nach kein Placebo ist.

  2. #2 Bullet
    6. April 2011

    St. Joseph? Das paßt ja wie Arsch auf Eimer. Der Bau liegt inmitten eines Gebietes, in dem Ein- und Zweifamilienhäuser liegen und wo überall SUVs rumstehen. Genau die Klientel, die den Quatsch am allergeilsten findet.

  3. #3 Intensivpfleger
    6. April 2011

    Wer den Medizinbetrieb in unserem Land kennt, der weiss, dass Pflegekräfte und auch Ärzte immer weniger Zeit zur Verfügung haben, um dem Patienten die notwendige psychosoziale Betreuung zukommen zu lassen die notwendig wäre, um mal hinter die Fassade blicken zu können.
    Ich sehe den Weg, den das St.Joseph geht sehr kritisch, da er mal wieder den Scharlatanen der Alternativmedizin Tür und Tor öffnet, und dabei das eigentliche Problem nicht korrekt benennt: es gibt zu wenig Zeit, sich mit dem Mensch hinter dem Patienten zu beschäftigen.
    Ich sehe aber auch, dass diese Pseudoverwissenschaftlichung solcher Methoden eine Verhandlungsbasis mit den Trägern der Einrichtungen und letztendlich mit den Kassen schaffen soll, die letzendlich dazu führen soll, dass wieder mehr abrechenbare Zeit für den Patienten übrig bleibt.
    In einer nahen Zukunft werden immer mehr Pflegekräfte benötigt, um den Pflgebedarf unserer Gesellschaft zu decken. Nachwuchsschwierigkeiten bei wirklich guten und engagierten Pflegekräften gibt es aber auch heute schon massiv. Und irgendwann haben wir auch aus den billigeren Nachbarländern alle guten Kräfte abgezogen. Es muss also ein Weg gefunden werden, wie man den Beruf wieder attraktiver machen kann. Über mehr Geld wird das nicht funktionieren, da habe ich keine Hoffnung. Aber vielleicht kann man über bessere Arbeitsbedingungen ein paar mehr Leute dazu animieren, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Die trendigen Alternativbehandlungen sind da eben auch nur so eine Art public relation…
    Und mit Alternativbehandlungen kann man den Spagat schaffen, mehr Personalausstattung bei nur geringfügiger Kostensteigerung für die Träger, bzw. Kassen zu erreichen, da in diesem Spielfeld eben die Bereitschaft in der Bevölkerung viel ausgeprägter ist, eine Eigenbeteiligung beizusteueren, als bei konventionellen Methoden.

    Also: der ScienceBlog-Reflex, alles Alternativmedizinische gleich als Blödsinn abzutun greift mir ein bißchen zu kurz. Der Hintergrung ist vielschichtiger. Und wirklich weiter kommen wir erst, wenn wir an der Finanzierung unseres Gesundheitssystems grundsätzliche Änderungen vornehmen, und erst dann, wenn die Bereitschaft in der Bevölkerung wächst, mehr für die eigene Gesundheit auszugeben.

    Gruß vom
    Intensivpfleger

  4. #4 miesepeter3
    7. April 2011

    Hamburger Forscher wollen herausgefunden haben, dass eine Therapie erst dann wirkt, wenn der Kranke annimmt, dass sie helfen könnte. Wer nach vielen Mißerfolgen nicht mehr glaubt, dass Medizin ihm hilft, dem hilft sie auch nicht mehr bzw. kaum noch und wenn es das wirksamste Mittel überhaupt ist. Dann muß man andere Wege gehen, um den Kranken davon zu überzeugen, das ihm irgendwas noch hilft. Handauflegen ist positiv besetzt (bei den meisten) und er glaubt gerne, dass ihm das hilft. Und so wird sein Immunsystem oder was immer es auch ist, ihm helfen die Krankheit wenigstens abzumildern. Und so ist es eigentlich völlig egal, mit was man so einen Pessimisten überzeugt, und wenn es mit Puderzucker und Strohhalm ist.
    Die Kunst ist demnach, ihn zu überzeugen. Ob man das in allen Fällen in den zugestandenen und von der Kasse bezahlten acht Minuten pro Patient schafft , darf bezweifelt werden.
    Insoweit ist fast jede Alternativmedizin überlegen, wenn es ihr gelingt, eine positive Erwartungshaltung zu erzeugen. Altgediente Handaugfleger wissen es genau, wenn der Kranke Vertrauen fasst, ist der halbe Erfolg schon im Sack.
    Deshalb finde ich es klug von einem Krankenhaus, auch mit medizinfremden Mitteln Patienten wieder Hoffnung zu geben.

  5. #5 Minerva
    8. April 2011

    “Also: der ScienceBlog-Reflex, alles Alternativmedizinische gleich als Blödsinn abzutun greift mir ein bißchen zu kurz. Der Hintergrung ist vielschichtiger.”

    Handauflegen als solches ist aber Blödsinn und dass Zuwendung hilfreich ist, keine Erkenntnis allein der Alternativmediziner.

    Was stimmt ist, dass unser Gesundheitssystem mehr Möglichkeiten für Zuwendung und Gespräche hergeben muss, das könnte sich möglicherweise durch verminderten Medikamenten-, Diagnostik- und sonstigen Therapiebedarf gegenrechnen.

  6. #6 Intensivpfleger
    8. April 2011

    “Handauflegen als solches ist aber Blödsinn”
    Da stimme ich dir uneingeschränkt zu.

    Deine Gegenrechnung geht aber niemals auf, solange sich unser Abrechnungssystem überwiegend am Medizinprodukteeinsatz orientiert, und den Menschen als fühlendes Wesen so eklatant außen vor lässt.
    Das macht es doch gerade für die Alternativmedizin so lukrativ, hier stoßt sie in einen von der kassenversichert-bezahlten Medizin (um nicht den verbrauchten Begriff “Schulmedizin” nutzen zu müssen) nahezu unbesetzten Bereich, für den sie auch noch scheinbar das Alleinverwertungsrecht hat.

    Meine Gedanken gingen aber auch noch ein bißchen in eine andere Richtung: wie kann man den Bedarf an immer mehr qualifizierten Pflegekräften decken? Da muss man sich vor Augen halten, dass dieser Beruf auch heute noch ein klassischer Frauenberuf ist. Und wenn Ulrich Berger in seinem Bericht zur Woche der Homöopathie als einziger Mann unter 40 Frauen dem Vortrag lauschte (https://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2011/04/bericht-zur-woche-der-homoopathie.php), dann spricht das für das künftige Pflegeberufs-Klientel eben Bände: es sind die Frauen, die wir gewinnen müssen für diesen Beruf. Und wenn es eben über die Alternativmedizin-Schiene funktioniert, dann muss man als Klinikbetreiber auch diesen Weg beschreiten.

    Gruß vom
    Intensivpfleger

    by the way: wie fügt man hier einen link ein?

  7. #7 BreitSide
    8. April 2011

    xxx

  8. #8 BreitSide
    8. April 2011

    yyy

  9. #9 mg
    10. April 2011

    Link einfügen mit dem HTML- tag, eckige Klammer auf a href =”” eckige Klammer zu, dann Text, dann eck. Klammer auf /a eckige Klammer zu

  10. #10 Intensivpfleger
    10. April 2011

    @mg: Danke für die [a href=”https://www.scienceblogs.de/geograffitico/2011/04/hand-aufs-patientenherz.php#comment200903″]link-Erklärung[/a]. Hab immer mit [url] uä rumprobiert…

    @Jürgen: sorry fürs off-topic…

    Gruß vom
    Intensivpfleger

  11. #11 Intensivpfleger
    10. April 2011

    Mist…..!

  12. #12 rolak
    10. April 2011

    okay, ich gebe es zu: Befürchtete bis erwartete das Mißverständnis, war aber zu faul zum Kommentieren. Eckig ist nicht identisch zu spitz… Schau doch mal hier, Intensivpfleger!

  13. #13 Stefan W.
    19. April 2011

    Wenn die Wirkung unterstützt wird dadurch, dass der Patient auch glaubt es könne heilen, dann folgt daraus doch umso mehr, dass man die Leute darüber aufklären muss, was wirkt und was nicht wirkt.

    Das kann doch kein Argument für Hokuspokusmedizin sein.

  14. #14 Stefan W.
    19. April 2011

    Wenn die Wirkung unterstützt wird dadurch, dass der Patient auch glaubt es könne heilen, dann folgt daraus doch umso mehr, dass man die Leute darüber aufklären muss, was wirkt und was nicht wirkt.

    Das kann doch kein Argument für Hokuspokusmedizin sein.

  15. #15 miesepeter3
    19. April 2011

    @Stefan W.

    Nun, die Studie hat doch gerade ergeben, dass nicht die Wirksamkeit des Medikamentes oder der Therapie hauptsächlich für den Erfolg verantwortlich ist, sondern der Glaube des Patienten.
    Und hier besteht offensichtlich unter den mehr materiell-wissenschaftlich geprägten Bloggern / Kommentatoren eine, sagen wir mal vorsichtig, Scheu, das zu Ende zu denken. Nehmen wir dazu noch die Erkenntnisse der Hirnforschung, dass das Gehirn offensichtlich weniger an der Realität interessiert ist, als uns lieb ist und es dem Menschen eher nur das bewußt werden läßt, von dem es meint, das es zum Überleben wichtig ist, so nähern wir uns doch schon ziemlich nahe der mystisch-schamanischen Betrachtungsweise der Gesundheit, wenn auch mit mehr wissenschaftlichen Unterbau als bisher.
    Ich verstehe, das es Menschen gibt, die sich lieber an eine technisch beherrschbare
    und regelmäßige Realität halten. Eine Welt, die sich nicht an ihre Regeln hält, macht ihnen Angst und die Vertreter der Bedrohung müssen bekämpft werden.
    Aber irgendwann wird sich doch die etwas größere Unsicherheit (Chaos?) im Bereich Mensch und Krankheit noch mehr wissenschaftlich untermauern lassen und eine denkflexiblere Spezies von Wissenschaftlern und Ärzten hervorbringen.
    Diejenigen, die das instinktiv schon immer gefühlt haben, vermuten das schon ein paar tausend Jahre und haben Zeit, viiiel Zeit.