Ich liebe den technischen Fortschritt und finde ihn wunderbar (wobei “Wunder” im Sinn des 3. Clarkeschen Gesetzes zu verstehen ist: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden”). Vom Auto bis zum Smartphone, von Staubsaugern bis zu Computern und, jawohl, dem Internet: ohne die Errungenschaften, die uns die Technik – und hinter ihr: die Wissenschaft – gebracht haben, wäre mein Alltag, und vermutlich nicht nur meiner, ziemlich mühselig. Aber ich bin auch ein Nostalgiker: Ich liebe meine alte Leica aus dem Jahr 1952, beispielsweise, obwohl an ihr absout nichts automatisch funktioniert. Oder handgefertigte, akustische Instrumente. Oder meine alte, wenn auch kaum noch brauchbare mechanische Schreibmaschine. Selbst der Mac-Laptop, auf dem ich diese Zeilen schreibe, hat schon gute acht Jahre auf der Tastatur und ist damit ein Fossil. Und darum will ich hier mal ein Plädoyer für veraltete Technik schreiben – genauer gesagt: dafür, dass wir uns dieser alten Techniken auch weiterhin erinnern. Denn manchmal ist sie der modernen Technologie sogar überlegen.


Ein Notizblock, beispielsweise, funktioniert fast immer, während mich meine diversen digitalen und sonstigen Rekorder bei Interviews schon mehrfach im Stich gelassen haben. Die beste PowerPoint-Präsentation ist nutzlos, wenn man den falschen Adapter eingepackt hat; die Kollegin mit der Flipchart hingegen konnte ihren Vortrag ohne Straucheln durchziehen. Navigationssysteme sind was Feines – vorausgesetzt, sie wurden mit den richtigen Koordinaten gefüttert; ein Stadtplan hilft einem selbst dann noch weiter, wenn er ein paar Jahre alt ist.

Dass ich gerade jetzt wieder auf solche Gedanken komme, ist natürlich kein Zufall: Die Meldung über die 120 Jahre alten Tonaufnahmen mit Otto von Bismarcks Stimme hat mich wieder an ein Gedankenspiel erinnert, mit dem ich HiFi-Freunde ab und zu ärgere: Nehmen wir mal an, ein(e) weit in der Zukunft lebende(r) ArchäologIn fände eine alte Schellackplatte, ohne weiteren Kontext oder gar eine Gebrauchsanleitung. Aus der runden Form und dem kleinen Loch im Zentrum würde sie/er wohl sehr schnell folgern können, dass dieses Objekt ein “Rotationskörper” sein soll – kurz: Es dreht sich. Dass auf jeder Seite eine Rille eingegraben ist, ließe sie/ihn vielleicht vermuten, dass dies eine Art Führungsfurche für ein Objekt sein sollte, das durch diese Scheibe angetrieben oder besser: gesteuert wurde. Aus den Dimensionen der Rille kann er/sie schließen, dass das Objekt an der Kontaktstelle eine harte Spitze haben musste. So, nun geht der praktische Versuch los: Er/sie nimmt einen spitzen Gegenstand, setzt ihn in die Rille und dreht die Scheibe – und zu seinem/ihrem Erstaunen wird er/sie Töne vernehmen! (Vorausgesetzt, dass die Menschen in jener fernen Zukunft noch einen Gehörsinn haben, versteht sich). Selbst wenn’s nur Fragmente einer Platte waren, die zusammengefügt werden mussten, würde das Szenario noch plausibel sein.

Und in der Tat: Die Vinylplatten, die ich auf meinem Retro-Plattenspieler manchmal auflege, laufen auch mit Kratzern und Dellen noch gut genug, dass ich etwas hören kann – meine CDs hingegen werden vom Spieler nicht mal mehr als solche erkannt, wenn die Registraturdatei eine Macke hat (oder, wie ich fürchte, einfach aus Altersgründen das Material an der Stelle korrodiert ist). Wer noch VHS-Bänder hat, wird bald vor dem Problem stehen, dass es keine Spieler mehr zu kaufen gibt. In einer Schublade habe ich noch ein Archiv meiner ersten Korrespondentenjahre herumliegen, aber leider auf 3 1/2-Zoll-Disketten – den letzten Computer, der das passende Laufwerk dazu hatte, musste ich vor drei Jahren ausrangieren. Und selbst wenn ich die Disketten noch irgendwo laufen lassen könnte – ob das Format WordPerfect, das ich damals benutzte, noch von irgend einer Software unterstützt wird, bezweifle ich. Meine Skripte aus meiner Studienzeit, vor etwa drei Jahrzehnten auf einer billigen Brother-Reiseschreibmaschine runtergehackt, sind noch heute einwandfrei lesbar.

Eine Zeitung aus Papier oder ein gebundenes Buch mögen den Kindle- und iPad-Generationen wie Steinzeit-Produkte erscheinen – aber sie funktionieren auch im tiefsten U-Bahntunnel, sind unabhängig von Netzspannung oder Batterieladezustand, sind ultraportabel und bis zu einem gewissen Grad sogar wasserfest. Kindles, MP3-Spieler, Smartphones – alles feine Sachen, die ich selbstverständlich auch benutze oder (im Fall des Kindle) zumindest zeitweise benutzt habe. Aber wenn wir darüber die alten Technologien vergessen, die selbst Jahrhunderte überdauern können, würden wir uns selbst ein Bein stellen. Und wenn ich diesen Text auf meiner Schreibmaschine getippt hätte, anstatt mit der verflixten MovableType-Software kämpfen zu müssen, dann hätte ich ihn nur einmal schreiben müssen – so ist er mir bei einem Browser-Aufhänger (ein acht Jahre alter Laptop und eine ziemlich bescheuerte Blogplattform kriegen das im verein ganz leicht hin) zumindest teilweise erst mal verloren gegangen …

flattr this!

Kommentare (24)

  1. #1 Hanno
    2. Februar 2012

    Du sprichst da ein ernsthaftes Problem an. Ist ein gewichtiges Argument, warum man wohl auch in Zukunft noch Bücher drucken sollte. Nicht unbedingt als Reiselektüre 😉 aber für die nachfolgenden Generationen.

    Die schwierige Frage wird mittelfristig sein, wie man “moderne Kulturgüter” (also sowas wie Computerspiele) archivierbar macht.

  2. #2 Dr. Webbaer
    2. Februar 2012

    Die schwierige Frage wird mittelfristig sein, wie man “moderne Kulturgüter” (also sowas wie Computerspiele) archivierbar macht.

    Emulation ist hier das Zauberwort, Onkel Webbaer hat bspw. einige Automatenspiele der Siebziger und Achtziger über NES gespielt, die Portabilität/Portierung “reiner” Daten scheint ein geringeres Problem zu sein – wenn sie rechtzeitig durchgeführt wird. Für geschriebene (getippte, gedruckte) Texte hat man OCR, Google Books lebt sozusagen davon. Zu WordPerfect gibt es Konvertierer. MFG, Dr. Webbaer

  3. #3 Dr. Webbaer
    2. Februar 2012

    Analalogdatenträger, Vinyl, “Schallplatten”, Steve Jobs und andere haben hier korrekterweise erkannt, dass Kompressionsmedien reduzierend die Qualität negativ beeinflussen, vllt in diesem Zusammenhang von Interesse dieser Artikel der BILDung:
    https://www.bild.de/geld/wirtschaft/steve-jobs/jobs-hasste-musik-vom-ipod-liebte-vinyl-22398020.bild.html

  4. #4 Hanno
    3. Februar 2012

    @Dr. Webbaer:
    Emulation ist sicher eine feine Sache, aber das setzt ja immer noch voraus, dass Du ein System hast, welches den Emulator betreiben kann.
    Das setzt quasi eine aufeinander aufbauende immer mitentwickelte Technik voraus.

    Davon abgesehen kriegst Du mit komplexeren Spielen auch da schwer lösbare Probleme. Wie archivierst Du sowas wie “World of Warcraft”?

  5. #5 Dr. Webbaer
    3. Februar 2012

    Davon abgesehen kriegst Du mit komplexeren Spielen auch da schwer lösbare Probleme. Wie archivierst Du sowas wie “World of Warcraft”?

    Über Server, die in zukünftigen Zeiten eine geeignete OS-Emulation fahren, die dann auch ein netzwerkfähiges, internetfähiges Spiel wie WoW unterstützt? – Hey, stellen Sie sich mal zum Vergleich frühere Kräfte der Datenhaltung (‘Am Anfang war das Wort.’ – Dr. W ergänzt gerne: ‘Und dann die Schrift.’) vor: “Ey, die Papyri müssten mal wieder entstaubt, abgeschrieben oder irgendwo eingeätzt werden.” oder auch “Mach mal hinne mit dem Schlachten, wir brauchen neues Pergament, die Kopiermönche kommen nächstes Jahr.” – Maschinell ausführbare Logik gab’s zum Glück damals noch nicht und zur Problematik der “Schreibmaschine”: Kann man nachbauen, spätere Generationen werden solche Geräte drucken. – Nein, Spaß beiseite, sicherlich ist die Daten- oder besser Informations- und Logikerhaltung zurzeit ein dringliches Problem, no prob! MFG, Dr. Webbaer

  6. #6 sami
    3. Februar 2012

    Emulation ist sicher eine feine Sache

  7. #7 miesepeter3
    3. Februar 2012

    “Miutti, Mutti, Opa hat `ne ganz tolle Armbanduhr, die braucht keine Batterien mehr. Man muß nur einmal die Woch an so`nem Rädchen drehen.”

    Technischer Fortschritt ist nicht nur die Verbesserung der Produkte, sondern auch der Stand der Kenntnis bei den Anwendern.
    Und Verschlimmbesserungen gehören nicht zum technischen Fortschritt.

  8. #8 Max
    3. Februar 2012

    Emulation schön und gut – irgendwann hat man dann unter Futuristisches Betriebssystem A einen Emulator für Weniger Futuristisches Betriebssystem B mit dem man Betriebssystem C emuliert … usw. und dann einen Emulator für Windows XP und damit dann einen für DOS, den C64 oder eine Spielkonsole oder oder… Aber neben Problemen wie WoW (kann man das überhaupt archivieren? Das Spiel lebt doch gewissermaßen davon dass man mit sehr vielen Spielern interagieren kann, wenn das wegfällt, ist es dann noch das gleiche Spiel?) gibt es auch noch das Problem: Was wenn irgendwann ein großer Bruch kommt? Die Bedeutung von Wörtern in einer unbekannten Sprache herauszufinden ist schon schwer genug, aber einen String von 0en und 1en zu entziffern…vielleicht sollte man alle Programme in Pseudocode archivieren.

  9. #9 Dr. Webbaer
    3. Februar 2012

    @Max
    Zu WoW: Es wird dann eben Emulationsserver geben, die -sollte das clientseitige Ausführen von Logik (noch) erforderlich sein- Emulationsclienten zum Download bereitstellen. Alles als “canned package” und komfortabel bzw. vom Nutzer unbemerkt bzw. keine nutzerseitigen Eingriffe erforderlich machend.

    Es ist auch denkbar, dass kommende OSe Emulationen im Beipack haben, das hängt sicherlich von kommenden Marktgegebenheiten ab, und, äh, einen ‘großen Bruch’, was ist das genau?, wird es eigentlich nicht geben können. Der Verlust der Sprachlichkeit bzw. der gewesenen Sprachlichkeit kann eigentlich nicht ersetzt werden [1], denn Sprache ist (fast) Information und abstrahiert sich aus Daten. – Oder andersherum formuliert: Vergessen Sie die Logik der Kodierung zu Daten, wird eine Abstraktion in Information fast zwingend unmöglich. – Pseudocode (vs. herkömmlichen Quellcode) schützt hier nicht.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1] bei einfachen Kodierungen, Hieroglyphen und so, geht natürlich noch was, auch wg. der Bildlichkeit

  10. #10 Christoph Moder
    3. Februar 2012

    Hmm … ich kann nicht ganz zustimmen. IMHO muss es nicht heißen “alte Technik ist gut”, sondern “robuste Technik ist gut”.

    Beispiel Texte: Natürlich ist ein Buch viel robuster und einfacher als jede technische Speicherung. Allerdings verzichtet man dabei auf die Möglichkeit, den Text durchsuchen und weiterverarbeiten zu können. Gut, oft braucht man das nicht, beispielsweise für Belletristik. Aber ein Lexikon in Buchform ohne Suchfunktion wäre schon eine deutliche Einschränkung.
    Daher muss die Frage lauten: Was sind physikalisch robuste Speichermedien, und was sind einfache und flexible Kodierungen? Die Antwort könnte beispielsweise lauten: MO-Disks mit HTML- oder einem anderen Klartextformat, das trotzdem die Formatierung und die logische Struktur erhält (deshalb ist OCR keine echte Lösung). Statt eines undokumentierten aufgeblähten Binärformats mit OLE und sonstwas eingebaut.

    Beispiel Musik und Video: Natürlich sind CDs empfindlich, aber oft sind sie auch minderwertig produziert, so dass sie physikalisch altern. Ansonsten sind CDs ein gutes Medium, sie sind zwar wegen ihrer digitalen Natur nicht direkt analog auslesbar (das hat aber auch den Vorteil, dass sie, solange sie überhaupt irgendwie lesbar sind, den Klang perfekt behalten), aber zumindest gibt es darauf nur Musik und sonst gar nichts. Notfalls könnte man eine CD auch unter dem Mikroskop auslesen und die Musik rekonstruieren; wenn man sich gelegentlich vertut, macht das nicht viel.
    Bei Videos sieht die Sache anders aus. Wegen der Datenmenge muss aufwändig komprimiert werden. Allerdings sind Blu-Ray-Disks derart komplex, auch wegen dem enthaltenen Kopierschutz, dass niemand eine echte Chance hat, ein Lesegerät von Grund auf zu entwickeln.

    Das Problem ist also letztendlich oft die Komplexität. Der Computer macht es durch die inzwischen zahlreichen Abstraktionsebenen möglich, extrem komplizierte Datenformate und riesige Datenmengen zu beherrschen. Das ist für Entwickler sehr verführerisch, bedeutet aber entsprechend, dass man “per Hand” immer weniger eine Chance hat, wenn die Lesesoftware scheitert.

    IMHO geht es also darum, sich bewusst zu sein, welcher technische Aufwand wirklich nötig ist, und die Dinge so einfach und standardisiert wie möglich zu halten.

  11. #11 analogo
    3. Februar 2012

    Es ist immer wieder die gleiche Diskussion anders verpackt. Die analogen Zeiten sind vorbei!

    Lustigerweise wird dieses “analoge” Gefühl inzwischen auch digitalen Geräten nachgesagt.

    Die Vermutung wir können Musik irgendwann nicht mehr aus den letzten verotteten Pits einer CD extrahieren ist vergleichbar mit der Meinung wir könnten irgendwann die Rillen der Alten Schallplatten nicht mehr verstehen. Das Wissen um die Mathematik dahinter geht nicht verloren.

    Interessant ist auch die Bismarckaufnahmen als Argument zu verwenden, wo wir (die Meisten) doch ohne die digitale Technik niemals auch nur ein Wort von Ihm zu hören bekommen hätten.

  12. #12 Dr. Webbaer
    3. Februar 2012

    @Moder
    Was ist denn für Sie robust, die physikalische/physische Stabilität von Daten, die womöglich am besten durch das Hauen in Diamantplatten zu gewährleisten wäre oder die Sicherstellung, dass Erkenntnissubjekte per Abstraktion fähig sind in irgendeinem Format vorliegenden Daten Information zu entlocken? – Um Robustheit in diesem Sinne ging’s hier aber wohl bisher nicht [1], Dr. W bleibt aber gerne Ihren Ausführungen gegenüber offen…

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1] eher um Portierung/Portabilität

  13. #13 Jürgen Schönstein
    3. Februar 2012

    @analogo
    Mein Plädoyer war nicht darauf gerichtet, zu den veralteten Techniken zurückzukehren, sondern darauf, diese nicht zu unterschätzen. Speziell bei der Archivierung von Wissen muss es nicht immer nur die neueste Technik sein. Ich kenne das ja von Zeitungsarchiven: Klar, die nehmen Platz weg und kosten, weil sie von Hand gepflegt werden müssen, viel Geld. Alles einscannen und als suchfähige pdf abspeichern (oder gleich OCR benutzen und reine Textdateien draus machen) ist für den Alltagskomfort natürlich prima; aber so ein Papierarchiv hat auch Vorteile, sowohl bei der Suche (man liest einfach viel mehr und findet manchmal durch Zufall – das englische Wort “serendipously” hat leider keine adäquate Übersetzung im Deutschen – weitere Hintergründe, die man gar nicht geahnt hatte), als auch bei der Tatsache, dass es selbst bei Stromausfall noch ziemlich gut funktioniert. Und dass es nicht durch einen Software-Update – oder schlimmer noch: durch die Entscheidung eines Softwarehauses, die benutzte Plattform nicht mehr zu unterstützen – plötzlich unbrauchbarer Datenschrott wird. Inschriften und Bücher haben bewiesen, dass sie Jahrhunderte, wenn nichr gar Jahrtausende überdauern können. Mein Plädoyer war dafür, beides zu nutzen – moderndte Datentechnik und die alte, analoge oder physische Archivierung.

  14. #14 Max
    3. Februar 2012

    Das Problem, was ich bei WoW meinte ist folgendes: Bei Super Mario ist es im Prinzip egal ob es jetzt gerade 10 oder 10 Millionen spielen. Bei WoW ist es hingegen, denke ich, ein gewaltiger Unterschied ob es jetzt von 10 Millionen Spielern oder nur noch von 1000 historisch interessierten Spielern gespielt wird.

    Der “große Bruch” muss jetzt nicht so dramatisch sein wie der Verlust der Sprachfähigkeit. Ich bin nicht sicher, ob es wirklich in, sagen wir, 100 Jahren noch Emulatoren geben wird mit denen man gegenwärtige Software ausführen kann. Ich weiß nicht, wie groß dieser Aufwand ist und ob dann noch jemand der Meinung ist, dass der Aufwand sich lohnt. (Aber gut, wenn nachfolgende Generationen nicht mehr mitspielen, war die Archivierung sowieso umsonst)

  15. #15 BreitSide
    3. Februar 2012

    Gabs da nicht mal die Idee, zumindestens das “wichtige” Wissen der Erde in einem selbsterklärenden langlebigen Format zu speichern?

    Langlebig: Pixel in Stein, möglichst noch mit Redundanz (Prüfsummen oder so).
    Selbsterklärend: Der Anfang mit bloßem Auge lesbar erklärt die ganze Sache (wie bei Voyager die Goldplatte) und bietet gleichzeitig eine Anleitung, eine Lupe zu bauen. Der damit lesbare Teil enthält dann ua die Bauanleitung für ein Mikroskop. Und so weiter, bis die Betrachtungstechnologie gut genug ist, dass die Speicherdichte entsprechend hoch sein kann.

    Ansonsten bin ich ein Fan der Mikrofiches. Die kann man mit einem Visus von 120% bei guter Beleuchtung schon fast entziffern. 500 Jahre sollen die ja garantiert halten, zB im Barbarastollen. Nicht dass spätere Barbaren dann den Edelstahl einschmelzen und die Mikrofiches als Heizmaterial benutzen…

    Und die Datendichte ist einfach irre. Auch wenn sie nicht ganz an die heutigen Digitalen mehr rankommt.

  16. #16 jitpleecheep
    3. Februar 2012

    @Jürgen Schönstein:

    Es wundert mich, dass dieses Problem dir erst jetzt aufstößt, neu ist es ja nicht grad. 🙂

    Ich bin nicht so ganz mit Deinem Lobgesang auf “veraltete Technik” einverstanden. Du vermischst in deiner Darstellung verschiedenste Komponenten der Archivierung, z.B. die Art der Speicherung (dafür gibt es bestimmt auch ein Fachwort): nicht-technisch oder technisch, die Datensicherheit und die Archivierbarkeit.

    Christoph Moder hat schon einige Probleme benannt.

    Es gibt aber noch viele mehr:
    Dein Notizblock (deine Schreibmaschine) ist sicherlich leicht zugänglich, aber sind die Daten wirklich gut geschützt? Lass dein Papier mal ein Jahr lang zusammen mit einer CD im Wasser liegen — wer gewinnt? Bei Bibliotheksbränden z.B. ist meiner Erinnerung nach der tatsächliche Feuerschaden das kleinste Problem, das größere ist das Löschwasser.

    Deine Analogie mit der Schallplatte geht fehl:
    Die Schallplatte _ist bereits_ ein technisches Medium.
    Deine Annahme ist, dass es zukünftigen Archäologinnen ganz offensichtlich sein muss, dass man Schall überhaupt derart speichern kann.
    Warum?
    Das ist ein — kulturhistorisch gesehen — extrem junges Medium. Zwischen der extremst verrauschten Bismarck-Wachsrolle und der CD liegen nicht mal 100 Jahre!
    Ist eine Schallplatte völlig offensichtlich? Oder sieht die ohne Vorwissen auch nur aus wie irgendein Schmuckstück?

    Dann vergisst du auch das man heutzutage einfach das Original unendlich und ubiquitär original kopieren kann.
    Das ist ein sehr gewichtiger Vorteil.

    Bleiben die nicht-technischen Speicherungsarten als “direkte” Informationsquellen: Man mag da anmerken, dass die ägyptischen Hieroglyphen nahezu 2000 Jahre ihrer Entzifferung harrten… 😉

  17. #17 Roland
    4. Februar 2012

    Daß man mit der Schreibmaschine den Text nur ein einziges Mal hätte schreiben müssen… na ja. Ich habe da andere Erinnerungen, nicht immer kommt man ohne größere Korrekturen aus, dann tut man sich schon schwer mit der alten Maschine.
    Meiner Vermutung nach übrigens ein Grund, warum Unterhaltungsliteratur heute meistens viel dicker daherkommt als früher.

  18. #18 Christoph Moder
    4. Februar 2012

    @Dr. Webbaer: Diese Frage stellt sich nicht – es geht darum, auch unter “ungünstigen” Bedingungen an seine Daten zu kommen und das tun, was man tun will. Und dazu gehört sowohl, dass man physikalisch rankommt, also der Datenträger nicht wegfault, als auch eine entweder direkt verständliche oder zumindest gut dokumentierte Kodierung.

    Man muss sich fragen: “Gäbe es einen zweiten Weg, an die Daten zu kommen oder das System zu nutzen, wenn der normale Weg versperrt ist?” Und das muss nicht zwingend Analogtechnik heißen, kann aber auch in Frage kommen. Beispielsweise kann man Digitalisiertes wie Fotos oder Musik auch analog speichern und verliert dabei nicht viel Nutzwert; dagegen will ich alles, was auf dem Computer als abstrakte Daten erzeugt wurde, auch so bewahren, weil eine Digitalisierung die Metadaten nicht wiederbringt.

    Ich finde Jürgen Schönsteins Forderung nach sowohl Digitaldaten und Zeitungsarchiv etwas übertrieben; aber im Grunde hat er recht, eine Lösung kann sein, Dinge mehrfach abzuspeichern, einmal ausgerichtet auf maximale Flexibilität und einmal auf Einfachheit des Zugriffs.

  19. #19 Dr. Webbaer
    4. Februar 2012

    Man muss sich fragen: “Gäbe es einen zweiten Weg, an die Daten zu kommen oder das System zu nutzen, wenn der normale Weg versperrt ist?”

    Diesen Ansatz teilt Dr. W nicht, aber schon OK, der Webbaer hasst jedenfalls mechanische Geräte und primitive Datenhaltung, MFG Dr. Webbaer

  20. #20 Dr. Webbaer
    4. Februar 2012

    Nachtrag: Das hier wurde noch gefunden und passt in den Kontext: https://de.wikipedia.org/wiki/Medienneutrale_Datenhaltung (erfreut sich aber konzeptionell, auch wegen einem gewissen Euphemismus, keiner besonderen Akzeptanz)

  21. #21 James Watt
    6. Februar 2012
  22. #22 Wolf
    6. Februar 2012

    Interessant.

    Ich hatte letztens das Problem auf einem Windows 7 Rechner den Versuch zu starten ein Spiel aus dem Jahr 2004 zum laufen zu bekommen. Auf XP null Problemo; unter Win 7 keine Chance, auch nicht im Kompabilitätsmodus.

    @James Watt: Ja? Was soll der Link über den Gewinn von GM sagen, bzw. hat dieser Artikel irgendwas mit dem obigen Beitrag zu tun?

  23. #23 vanitoo
    kiel
    24. September 2012

    Ich finde Jürgen Schönsteins Forderung nach sowohl Digitaldaten und Zeitungsarchiv etwas übertrieben; aber im Grunde hat er recht, eine Lösung kann sein, Dinge mehrfach abzuspeichern, einmal ausgerichtet auf maximale Flexibilität und einmal auf Einfachheit des Zugriffs.

    Anmerkung des Blogautors: Schleichwerbender Link wurde entfernt

  24. #24 sami
    kiel
    7. Oktober 2012

    Es ist immer wieder die gleiche Diskussion anders verpackt. Die analogen Zeiten sind vorbei!
    Lustigerweise wird dieses “analoge” Gefühl inzwischen auch digitalen Geräten nachgesagt. (Werbe-Link entfernt)