Ich habe mir am vergangenen Wochenende zum ersten Mal den Science-Fiction-Film Arrival (Achtung: Wikipedia verrät ziemlich viel von dem, was man eigentlich zur Erhaltung der Spannung nicht schon vorher wissen sollte!) angesehen, der ja immerhin für acht Oscars nominiert ist. Seine Hauptfiguren sind eine Linguistin, ein Physiker (über dessen Aufgabe, so viel sei schon vorweg verraten, nicht allzuviel im Film zu erfahren ist) und zwei Außerirdische, die ein wenig an Kalmare erinnern und mit einem Raumschiff in Montana gelandet sind. Die Linguistin und der Physiker wurden vom Militär mit der Aufgabe rekrutiert, sich irgendwie mit den Außerirdischen zu verständigen.
Ob mir der Film gefallen hat oder nicht, werde ich für mich behalten – dies ist keine Filmkritik. Aber er hat mich daran erinnert, dass ich als 15-jähriger (und das ist eine lange Zeit her, glaubt’s mir!) zum ersten Mal von einer Idee gehört hatte, wie man mit gänzlich unbekannten Außerirdischen eine Verständigung aufbauen könnte – mit Mathematik. Die Idee, eine Sprache auf der Grundlage von Mathematik zu entwickeln, stammt von Hans Freudenthal, einem Mathematiker an der Universität Utrecht, der sie 1960 unter dem Titel Lincos (für
“lingua cosmica”, kosmische Sprache) als “Language for Cosmic Intercourse” publizierte. Zweck dieser Sprache war, über kosmische Distanzen mit fremden Intelligenzen in Kontakt zu treten – auch wenn dieser Austausch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte dauern könnte (Signale können nun mal nicht schneller als mit Lichtgeschwindigkeit übermittelt werden).
Die Grundidee von Lincos ist, dass solche fremden Intelligenzen – unabhängig davon, wie sie aussehen, wie ihre Welt gestaltet ist und ob sie überhaupt von uns als “Wesen” erkannt werden könnten – zumindest eines mit uns gemeinsam haben müssen: Sie müssen über Technologie verfügen (andernfalls wäre es ihnen ja nicht möglich, unsere Signale zu empfangen und Antworten zurückzusenden). Und für Technologie braucht man Mathematik. Jede Kommunikation erfordert einen gewissen Grad an Gemeinsamkeit – am besten natürlich eine gemeinsame Sprache, ein gemeinsames Vokabular , aber manchmal kommt man ja auch mit einer gemeinsamen Umwelt und Gebärden, die diese Umwelt interpretieren, schon ziemlich weit. Und Mathematik ist eine solche Gemeinsamkeit: Eins und Eins ist Zwei, und zwar in jeder Ecke des Universums – unabhängig davon, mit welchen Wörtern wir diese numerischen Eigenschaften beschreiben. Primzahlen sind überall prim, das heißt, nur durch eins oder sich selbst teilbar. Und wenn man nun einen simplen “Strichcode” wie tick, tick-tick, tick-tick-tick, tick-tick-tick-tick und so weiter aussendet, würde auch solch eine fremde Intelligenz, auf welcher Welt sie auch immer leben mag, die Zahlenreihe 1-2-3-4 erkennen. Und wenn erst mal die numerische Eigenschaft der Signale etabliert wurde, lassen sich auch relativ leicht erste “Wörter” wie “plus” oder “minus”, “ergibt” (oder “ist gleich”), aber auch “größer” oder “kleiner” etablieren, da auch diese – als mathematische Eigenschaften – universal sind, unabhängig davon, in welchem Sprachsystem man sie ausdrücken will.
Wie das im Einzelnen funktioniert, habe ich hier schon mal ein kleines bisschen ausführlicher beschrieben; weitere Informationen gibt es beispielsweise hier und hier, oder im bereits verlinkten Originaltext von Freundenthal.
Aber ich könnte diesen Beitrag natürlich nicht ohne eine Referenz zu der aktuellen Welt beenden, in der mich als Bewohner der USA befinde. Und als solcher bin ich fasziniert, dass es möglich wäre, eine intelligente Konversation mit irgendwelchen Wesen, viele Lichtjahre von uns entfernt, zu führen – und doch solche scheinbar menschlichen Äußerungen für immer undurchdringbar bleiben müssen:
You know, if you’re a conservative Republican, if I were a liberal, if, like, OK, if I ran as a liberal Democrat, they would say I’m one of the smartest people anywhere in the world — it’s true! — but when you’re a conservative Republican they try — oh, do they do a number — that’s why I always start off: Went to Wharton, was a good student, went there, went there, did this, built a fortune — you know I have to give my like credentials all the time, because we’re a little disadvantaged — but you look at the nuclear deal, the thing that really bothers me — it would have been so easy, and it’s not as important as these lives are (nuclear is powerful; my uncle explained that to me many, many years ago, the power and that was 35 years ago; he would explain the power of what’s going to happen and he was right — who would have thought?), but when you look at what’s going on with the four prisoners — now it used to be three, now it’s four — but when it was three and even now, I would have said it’s all in the messenger; fellas, and it is fellas because, you know, they don’t, they haven’t figured that the women are smarter right now than the men, so, you know, it’s gonna take them about another 150 years — but the Persians are great negotiators, the Iranians are great negotiators, so, and they, they just killed, they just killed us.
(Versuch der Übersetzung: Wisst Ihr, wenn man ein konservativer Republikaner ist, wenn ich ein Liberaler wäre, also, okay, wenn ich als liberaler Demokrat kandidieren würde, würde man sagen, ich wäre einer der gescheitesten Menschen überall auf der Welt – das ist wahr! – aber wenn du ein konservativer Republikaner bist, dann versuchen sie – oh, die ziehen da wirklich eine Nummer ab – und drum beginne ich immer damit: habe Wharton besucht, war ein guter Student, war dort, war dort, habe dieses gemacht, ein Vermögen aufgebaut – wisst ihr, ich muss immer meine Qualifikationen aufzählen, weil wir ein wenig benachteiligt sind – also das mit dem nuklearen Deal (mit dem Iran, Hinweis von mir), das Ding macht mir wirklich Sorgen – es wäre so leicht gewesen, und es ist nicht so wichtig wie diese Leben sind – nuklear ist mächtig; mein Onkel hat mir das vor vielen, vielen Jahren erklärt, diese Kraft und das war vor 35 Jahren, er hat mir die Kraft von dem, was passieren wird erklärt und er hatte recht – wer hatte das gedacht? – aber wenn man sich anschaut was da mit den vier Gefangenen passiert – na, das waren mal drei, jetzt sind’s vier – aber als es drei waren und selbst jetzt, hätte ich gesagt es kommt immer auf den Boten an; Jungs, und ich sage Jungs denn, wisst ihr, sie haben nicht, sie haben nicht mitgekriegt dass die Frauen heute gescheiter sind als die Männer, wisst ihr, die werden da nochmal 150 Jahre brauchen – aber die Perser sind gut im Verhandeln, die Iraner sind gut im Verhandeln, so, und die, die haben uns gerade platt gemacht, sie haben uns gerade platt gemacht.)
(Siehe auch hier.)
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