In Heidelberg ist diese Woche das Heidelberg Laureate Forum, sozusagen das Analog zum Lindauer Nobelpreisträgertreffen für die Preisträger der verschiedenen Mathematik- und Informatikpreise. Es nehmen wohl deutlich mehr Informatiker als Mathematiker teil (jedenfalls bei den Vortragenden, ich weiß natürlich nicht, wie die Zusammensetzung der Zuhörerschaft ist).
Die Vorträge werden jeweils als Livestream übertragen und die archivierten Vorträge (bzw. den jeweils aktuellen Stream) kann man hier anschauen. (Ich bin nicht dabei, habe mir nur 2 Vorträge online angeschaut.)
Am Montag gab es einen interessanten Vortrag Billiards and moduli space von Curtis McMullen. Bemerkenswerterweise hielt er sich nicht an die in (nicht nur) populärwissenschaftlichen Vorträgen übliche Vorgehensweise, mit dem Allgemeinverständlichen zu beginnen und dem Fachspezifischen zu enden, sondern er sprach die ersten 12 Minuten über das einem Großteil der Zuhörer sicher nicht geläfige Thema des Modulraums Riemannscher Flächen (Teichmüllerkurven etc.), um dann ab Minute 12 mit dem allgemeinverständlichen Teil (Billards) zu beginnen. Ab Minute 40 wird es dann richtig elementar und in den letzten Minuten (ab 43) wird die Pentagon-Dynamik mit einem Tanzvideo (von Diana Davis, die damit den “Dance your PhD”-Wettbewerb gewann) veranschaulicht:
Die ungewohnte Reihenfolge (von Modulräumen am Anfang zu elementarer Dynamik am Ende) scheint sich aber ausgezahlt zu haben, die Zuhörer bleiben bis zum Schluß dabei und stellen noch zahlreiche Fragen.
Es gab dann am Montag noch einen Vortrag von Smale über Proteinfaltung und heute vormittag einen Low-Tech-Vortrag “Advice to a young mathematician” von Michael Atiyah. Natürlich erfuhr man nichts wirklich Überraschendes, aber es entspann sich doch eine recht interessante Diskussion. Ein Nachwuchswissenschaftler fragte zum Beispiel, wann der richtige Zeitpunkt sei, an einem zu schwierigen Problem nicht mehr weiterzuarbeiten und sich stattdessen anderen Fragen zuzuwenden. (Atiyahs Antwort: “This is not a computer program … Follow your instinct!”)
Am Donnerstag und Freitag gibt es noch Vorträge von Voevodksy über “Univalent foundations of mathematics” und von Varadhan über “Scaling limits”.
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