Eine Summenformel, auf deren rechter Seite eine Summe über Eigenwerte steht, kann es natürlich nur geben, wenn das Spektrum diskret ist. Auf kompakten Mannigfaltigkeiten ist der Konvolutionsoperator kompakt und hat deswegen diskretes Spektrum. Für hyperbolische Flächen mit Spitzen führen die Spitzen zu einem kontinuierlichen Spektrum. Man kann aber sogenannte Spitzenformen definieren, die in den Spitzen verschwinden, und Gelfand, Graev und Piatetski-Shapiro bewiesen, dass die Einschränkung des Konvolutionsoperators auf den Raum der Spitzenformen L02(G/Γ) kompakt ist und also diskretes Spektrum hat. Das kontinuierliche Spektrum ist dann das orthogonale Komplement von L02(G/Γ) in L2(G/Γ).
Hans Maaß hatte Ende der 40er Jahre sogenannte Wellenformen betrachtet, das sind (nicht notwendig holomorphe) SL(2,Z)-invariante Funktionen auf der hyperbolischen Ebene, die einer gewissen Wachstumsbedingung in den Spitzen von SL(2,Z) genügen und Eigenfunktionen des hyperbolischen Laplace-Operators sind. Entsprechend kann man Maaß-Formen vom Gewicht k betrachten, die Eigenfunktionen des “Laplace-Operators vom Gewicht k” sind. Sie sind ein nicht-holomorphes Gegenstück zu den Modulformen vom Gewicht k, zu denen insbesondere die aus der Theorie der elliptischen Funktionen bekannten Eisenstein-Reihen Ek(z) gehören. Dies führte später zur allgemeineren Definition der automorphen Formen, die nicht holomorph sein müssen, sonst aber die selben Eigenschaften wie Modulformen haben.
Selberg realisierte als erster, dass das Klassifikationsproblem automorpher Formen im Wesentlichen das Eigenfunktionsproblem des Laplace-Operators ist. Er zeigte, dass das Komplement des Raums der Spitzenformen L02(G/Γ) in L2(G/Γ) im Fall Γ=SL(2,Z) von sogenannten nicht-holomorphen Eisenstein-Reihen Es(z) gebildet wird, die von einem komplexen Parameter s abhängen. Den komplexen Parameter s kann man als Charakter einer Borel-Untergruppe interpretieren. Selberg definierte für andere diskrete Untergruppen von SL(2,R) ähnliche von Charakteren parametrisierte Funktionen, die ebenfalls als Eisenstein-Reihen bezeichnet werden. (Die Eisenstein-Reihen selbst sind keine L2-Funktionen, sie sollen aber in der Spektralzerlegung von L2-Funktionen vorkommen ähnlich wie für G=R die nicht zu L2 gehörenden Funktionen eikx in der Spektralzerlegung von L2-Funktionen vorkommen.) Roelcke hatte 1954 den Spektralsatz für den hyperbolischen Laplace-Operator bewiesen modulo der analytischen Fortsetzbarkeit der Eisenstein-Reihen, die dann einige Jahre später von Selberg bewiesen wurde. Das kontinuierliche Spektrum ist das Intervall mit Vielfachheit die Anzahl der Spitzen von Γ, und es kann ziemlich explizit durch die Eisensteinreihen beschrieben werden. Das diskrete Spektrum besteht aus Eigenwerten endlicher Vielfachheit, ohne Häufungspunkte, es entspricht (neben den konstanten Funktionen) den Spitzenformen und ist schwer zu verstehen. Selberg ging das diskrete Spektrum mit seiner Spurformel an und konnte so letztlich alle quadratisch integrierbaren automorphen Formen auf SL(2,R), also die Spektralbasis für Δ, bestimmen. Man hatte sich gefragt, ob die mit sehr unterschiedlichen Methoden von Siegel und Maaß konstruierten Eigenfunktionen nur Anomalien oder bereits alle Eigenfunktionen waren. Selberg beantwortete das positiv mit seiner Spurformel. Später bewies er, dass die Eigenwerte zu Spitzenformen mindestens 3/16 sind und vermutete, dass sie mindestens 1/4 sein müssen.
Bild: https://wolffund.org.il/2018/12/09/atle-selberg/
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