In Bayern ist man zur Präsenzlehre zurückgekehrt unter 3G-Regeln, die natürlich vor jeder Veranstaltung überprüft werden müssen. Die meisten Studenten sind geimpft oder genesen, so dass es eigentlich genügt hätte, sich zu Beginn des Semesters das Impfzertifikat zeigen zu lassen und dann vor jeder Lehrveranstaltung nur noch die tagesaktuellen Tests der Ungeimpften zu kontrollieren.
Als Lösung dieses Problems hatte sich eine Hochschulleitung gemeinsam mit dem Studentischen Konvent überlegt, Einlassbänder – wie sie auch bei Konzerten oder Festivals verwendet werden – an diejenigen Studierenden auszugeben, die über einen vollständigen Impfschutz bzw. einen vorübergehenden Genesenenstatus verfügen. Dies wäre ein freiwilliges Angebot gewesen, was auch deutlich so kommuniziert wurde. Es hätte die Kontrollen vor Beginn von Lehrveranstaltungen sehr beschleunigt. Während die Studierenden und auch viele Lehrende diesem Vorhaben zustimmten, gab es von einzelnen Lehrenden Kritik, dass eine solche „Kennzeichnung“ eine Polarisierung der Universitätsgemeinschaft herbeiführen würde. (Unter der dann die Lehrenden zu leiden hätten, weil sie die Kontrollen durchführen müßten. Es wurde sogar die Frage aufgeworfen, ob Lehrende zur Durchführung von Kontrollen überhaupt berechtigt seien und dazu verpflichtet werden könnten. Schließlich, so die Argumentation in einem offenen Brief, könne man wissenschaftliche Mitarbeiter ja im Winter auch nicht zum Schneeschippen vor der Uni verpflichten.) Die Universität nahm also von dem Vorhaben Abstand und gab keine Armbänder aus.
Natürlich dürfen – was ich schon nachvollziehbarer finde – Dozenten auch keine Listen der Geimpften und Genesenen in ihren Lehrveranstaltungen führen. In der Konsequenz heißt das, dass vor jeder Lehrveranstaltung alle Teilnehmer auf ihre Impfzertifikate geprüft werden müssen. Bei sehr großen Lehrveranstaltungen macht das der Sicherheitsdienst. Aber bei einer Lehrveranstaltung mit 39 Teilnehmern in einem ohnehin viel zu kleinen Seminarraum bedeutet das dann eben, dass ich mich vor jeder Vorlesung zwischen 39 sehr eng aufeinandersetzenden Studenten (überwiegend ohne Tische in dicht hintereinanderstehenden Stuhlreihen) hindurchschlängeln muss, um mir von allen Handy und Personalausweis zeigen zu lassen – weil ich mir ja aus Datenschutzgründen und wegen der zu vermeidenden Polarisierung nicht merken darf, wer die drei Ungeimpften sind, deren Tests zu kontrollieren ja eigentlich völlig ausreichen würde. Jedenfalls bei diesem Thema wird der Minderheitenschutz in Deutschland ernstgenommen.
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