Hannah Fry spricht im neuen Numberphile-Video über die Anfangsjahre des Bahnwesens und wie man vermied, dass Züge gleichzeitig auf demselben Gleis unterwegs waren. (Man fuhr besonders schnell um nicht von einem anderen Zug auf demselben Gleis erwischt zu werden.)

Charles Ibry entwickelte dann einen speziellen Graphen, auf dem man Züge so eintragen kann, dass sie sich nicht kreuzen, bzw. auf dem man die Kreuzungen erkennen kann.

Diese Graphen wurden dann (in der Mitte des 19. Jahrhunderts) auch tatsächlich so benutzt. Angestellte in den Büros der Bahngesellschaften saßen mit Stift und Lineal an ihren Schreibtischen und zeichneten solche Graphen.

Kommentare (6)

  1. #1 Nis Wechselberg
    22. November 2021

    Ich arbeite als Softwareentwickler im Bereich der Eisenbahninfrastruktur. Inzwischen sitzen natürlich keine Leute mehr mit Lineal und Millimeterpapier an Schreibtischen. Die Diagramme heißen im deutschen Zeit-Weglinien-Diagramme und werden auf Monitoren gezeichnet. Das Diagramm wird mit dem Fahrplan gefüllt und dann im Laufe des Tages mit den echten Zeiten der Züge aktualisiert.
    Die Disposition kam so erkennen, welche Probleme durch Verspätungen entstehen und direkt entscheiden wie ungeplante Konflikte ausgelöst werden.

  2. #2 Thilo
    22. November 2021

    Sehr interessant, danke.

  3. #3 Clark
    22. November 2021

    “Die Disposition kam so erkennen, welche Probleme durch Verspätungen entstehen und direkt entscheiden wie ungeplante Konflikte ausgelöst werden.”

    Und entscheidet sich dann nichts zu tun 😉

    Spaß [bzw frustration eines regelmäßigen Bahnfahrers] beiseite es it schon kompliziert die ganze Dispo. Für mich kann da halt nur eine signifikante Verkürzung der Linien zu einer Verbesserung führen. Das kostet halt leider nur zu viel, für irgendeine Metrik von zu viel 😉

  4. #4 Lampart
    München
    28. November 2021

    Verkürzung der Linien hat mehr Umstiege auf längeren Reisen zur Folge, mit dem Risiko, dass der Anschluss wegen Verspätung nicht klappt. Als Folge wird Bahnfahren noch unattraktiver, als es in Deutschland leider bereits ist. Und wenn die Wendezeiten an den Endstationen zu knapp sind, um Verspätungen auszugleichen, hilft auch eine Verkürzung der Linien nichts.

  5. #5 Nis Wechselberg
    30. November 2021

    Ja, die Möglichkeiten des Ausgleichs sind natürlich beschränkt. Als Beispiel kann ich hier vielleicht die kleine Regionalstrecke erwähnen, die an meinem Bürofenster vorbei fährt.
    Die Strecke ist eingleisig und wird in beiden Richtungen befahren (also genau das Szenario für das die ZWL-Diagramme genutzt werden). An meinem Fenster fahren 4 Züge pro Stunde vorbei. Damit ist die Strecke aber leider komplett ausgelastet, denn es ist immer genau ein Zug auf der eingleisigen Strecke.
    Wenn ein Zug Verspätung einfährt, verschiebt sich das gesamte “Netz” von Linien nach unten, weil die anderen Züge alle warten müssen.

    Langfristige Abhilfe wäre:
    * Linien steiler machen, also schneller fahren. Dazu müssten die Züge in der Lage sein, schneller zu beschleunigen, was sie (zur Zeit) noch nicht können.
    * Mehr Kreuzungen zulassen, also zusätzliche Stellen einbauen, wo Züge aneinander vorbei können. Wurde bisher eher nicht gemacht. Die Bahn “freut” sich über jede Weiche, die sie aus dem Netz ausbauen können.

    Kurzfristig gibt es kaum Abhilfe. Das härteste Mittel wäre es, eine Linie komplett zu entfernen, also einen Zug ausfallen zu lassen. Da freut sich dann aber auch niemand drüber.

  6. #6 Lampart
    München
    1. Dezember 2021

    Also vermutlich Halbstundentakt auf dieser Strecke. Wie viele Kreuzungen (Begegnungen) auf dieser Linie gibt es denn? Wenn es mehr als eine ist, wird der Verspätungsabbau nahezu unmöglich, wenn die Verlegung von Kreuzungen nicht machbar ist. Es sei denn, man baut in den Fahrplan Pufferzeiten ein, dann müssen die Ausweichstellen aber kürzere Abstände haben, und im Normalbetrieb verlieren die Reisenden dadurch Zeit.

    Extrem verbreitet ist es leider bei der Bahn in Deutschland, jedes angeblich überflüssige Gleis abzuhängen und Bahnsteiglängen zu “optimieren”, d.h. radikal zu kürzen, sodass im Bedarfsfall keine längeren Züge fahren können.